Wrapclub-Gründer Alexander Simonov
Mit dem eigenen Auto Geld zu verdienen liegt voll im Trend: Über Anbieter wie SnappCar, Drivy oder Turo kann man seinen privaten Pkw an andere vermieten, wenn man ihn gerade selbst nicht braucht. Das Münchner Start-up Wrapclub verfolgt einen anderen Ansatz: Es vermittelt private Fahrzeuge an die Werbe-Industrie - und verspricht den Autobesitzern bis zu 300 Euro im Monat. Unser Start-up der Woche.
Über die Plattform des vor drei Jahren in der bayrischen Landeshauptstadt gegründeten Unternehmens können Autofahrer freie Flächen auf ihren Pkws für Werbung vermieten. Meldet sich ein Autobesitzer an und findet sich ein interessierter Werbepartner, wird daraufhin der Wagen kostenlos foliert. Den Besitzern verspricht Wrapclub zusätzliches Einkommen, den Werbepartnern Zugriff auf Tracking-, Analyse- und Berichterstattungsfunktionen. Unter anderem setzen die Sparkasse Freiburg, die PSD Bank und das Kältestudio Cryosizer auf den Dienst. Wrapclub-Gründer Alexander Simonov erklärt das Geschäftsmodell gegenüber HORIZONT Online.
"Wir können praktisch in Echtzeit belegen, wie viele Kontakte generiert werden"
Das Wrapclub-Team: CEO Alexander Simonov (mitte), Fabian Müller (Marketing, rechts) und Tim Wiese (Operations)
Eine Minute im Aufzug mit einem potenziellen Investor. Wie lautet euer Elevator Pitch? Stellen Sie sich vor, Sie verlassen morgens das Haus und Ihnen fällt ein bunt folierter Pkw mit Werbung für einen Energydrink auf. Die selbe Autowerbung sehen Sie auch an der nächsten Kreuzung, vor dem Supermarkt sowie vor ihrem Fitnessstudio. Wenn Sie dann nach dem Training einkaufen gehen und vor dem Regal für Energydrinks stehen, welchen werden Sie wohl kaufen? Genau das bietet Wrapclub - Below the Line-Kommunikation, die wirkt. Unsere Autowerbung trifft den Nerv der Werbebranche. Sie ist gut messbar und flexibel. Mit unserer Autowerbung kann man dort enormen Werbedruck generieren, wo die klassische Außenwerbung nicht hinkommt: vor dem POS, auf Messegeländen und befahrenen Straßen im Zentrum der Stadt.
Warum besteht Bedarf an eurem Produkt/euren Produkten? Autowerbung spielt als Teil der Ambient Media eine wichtige Rolle im Media-Mix der Unternehmen. Außenwerbung wirkt im direkten Lebensumfeld der Zielgruppe und eignet sich damit hervorragend für Cross-Media-Kampagnen. Zwei wesentliche Probleme der Ambient Media Werbung sind laut
FAM Trendbarometer 2018 die fehlenden Leistungswerte und ein zu hoher Planungsaufwand – und hier kommt Wrapclub ins Spiel. Wir können durch Tracking der folierten Fahrzeuge praktisch in Echtzeit belegen, wie viele Kontakte generiert werden und einen entsprechenden TKP anbieten. Das funktioniert dank GPS und Mobilfunkdaten. Der Werbekunde erhält eine anonymisierte Auswertung der gefahrenen Kilometer.
Start-up der Woche
In der Rubrik "Start-up der Woche" stellen wir einmal in der Woche eine junge Firma vor, die mit innovativen Geschäftsideen einen Wirtschaftsbereich aufmischt. Die Start-ups werden subjektiv von der HORIZONT-Onlineredaktion ausgewählt.
Wie verdient ihr Geld? Als klassischer OOH-Vermarkter verdienen wir durch die Vermittlung und Abwicklung der Autowerbung. Wir vermitteln unseren Kunden die gewünschten Fahrer bzw. Pkws. Die Folierung der digital gedruckten Werbemotive auf den Autos, ihre fachgerechte Entfernung und Entsorgung, sowie die Auszahlung der Nutzungspauschale an die Fahrer übernehmen wir. Die Agentur hat einen zentralen Ansprechpartner.
Vor welchen Herausforderungen steht ihr in den nächsten Monaten? Wir sind aktuell dabei, unser neuestes Produkt zu etablieren - die Schwarm-Funktion. Das kann man sich ein bisschen wie einen Werbe-Flashmob vorstellen. Wie von Zauberhand kommen beklebte KFZ von Privatpersonen an neuralgischen Punkten zusammen, um ihre Werbebotschaft dort zur Wirkung zu bringen, wo das sonst nur schwer möglich ist: Beispielsweise an Messen und Festivalgeländen oder auch an belebten Innenstadtstraßen. Eben überall dort, wo Parken erlaubt ist. Der Beta-Test wurde bereits abgeschlossen: Im Rahmen einer Werbekampagne für die Baufinanzierung der Sparkasse Freiburg "schwärmte" ein knappes Dutzend Fahrer rund um die Messe "Gartenträume". Das erregte Aufmerksamkeit, regional bei der angepeilten Zielgruppe und auch in den sozialen Medien. Der Werbekunde war begeistert.
Wie steht euer Unternehmen in fünf Jahren da? Wir stimmen der Aussage von
Nicolas Kittner zu, der sagt: "Die Agenturen wollen Start-ups, aber keiner will die Arbeit." Genau diese Erfahrung haben wir in unserem Gründungsjahr gemacht. Daher haben wir uns im letzten und dieses Jahr auf die Direktakquise der Werbepartner konzentriert. In Zukunft planen wir aber verstärkt mit den Agenturen zusammenarbeiten. Natürlich werden wir auch weiterhin unsere Pkw-Flotte ausbauen, um den Werbepartnern eine größtmögliche Auswahl an Pkws sowie an Reichweite zu bieten. Als nächster großer Schritt wollen wir dann nach Österreich und in die Schweiz expandieren.