Die beiden Adtriba-Gründer János Moldvay und Ludwig Ostrowski
Welcher Kontaktpunkt der Customer Journey ist für einen Kauf relevant und welcher nicht? Über das Mega-Thema Attribution zerbrechen sich immer mehr Marketingmanager den Kopf. Das Hamburger Start-up Adtriba nimmt sich seit 2015 diesem Thema an und setzt dafür eine Künstliche Intelligenz ein. Sie soll über die Effektivität einer Kampagne urteilen und daraufhin Handlungsempfehlungen geben. Unser Start-up der Woche.
Die Idee hinter Adtriba: Die beiden Gründer János Moldvay und Ludwig Ostrowski wollten eine standardisierte Attributionslösung auf die Beine stellen, die auch kleine und mittelständische Unternehmen nutzen können. Entstanden ist ihr Start-up, dessen Produkt mittlerweile von der Wochenzeitung Die Zeit, Flixbus und dem zu Edeka gehörenden Lebensmittellieferdienst Bringmeister in Anspruch genommen wird. Mitgründer János Moldvay erklärt gegenüber HORIZONT Online das Geschäftsmodell.
"Procter & Gamble hat jahrelang Werbe-Budgets schlichtweg verschwendet"
Adtriba-Mitgründer János Moldvay
Eine Minute im Aufzug mit einem potenziellen Investor. Wie lautet euer Elevator Pitch? Was wäre, wenn in der Fußball-Bundesliga lediglich die Torschützen einer Mannschaft bezahlt werden würden, während alle anderen Spieler leer ausgehen? Auf das Marketing angewandt, ist das mit einer Last-Click-Attribution gleichzusetzen. Das heißt, dass nur dem letzten Touchpoint einer Customer Journey der Wert für die Conversion beigemessen wird. "The winner takes it all" greift aber im Fußball wie auch im Marketing deutlich zu kurz: Die Ergebnisse sind verzerrt und Werbe-Budgets werden verbrannt. Mit Adtriba bieten wir eine dynamische, auf Machine Learning basierende Attributionslösung. Marketing-Manager erhalten damit möglichst genaue Erkenntnisse über die Effektivität ihrer Kampagnen, erschließen neue Optimierungspotenziale und erhalten direkte Handlungsempfehlungen, um Budgets optimal zu allokieren und um so nachhaltige Entscheidungen zu treffen.
Start-up der Woche
In der Rubrik "Start-up der Woche" stellen wir einmal in der Woche eine junge Firma vor, die mit innovativen Geschäftsideen einen Wirtschaftsbereich aufmischt. Die Start-ups werden subjektiv von der HORIZONT-Onlineredaktion ausgewählt.
Warum besteht Bedarf an eurem Produkt? Performance-Marketing ist kaputt, weil vielen Marketing-Managern der Durchblick fehlt und sie etwa auf Last-Click-Attribution setzen – entweder, weil sie es nicht besser wissen oder nicht anders bemessen können.
Ein Beispiel: Der Konzern Procter & Gamble reduzierte seine digitalen Werbeausgaben um mehr als
100 Millionen US-Dollar – ohne dabei einen negativen Einfluss auf das Wachstum zu verzeichnen. Weil Sichtbarkeit und Transparenz über die Maßnahmeneffizienz fehlten, haben sie jahrelang Werbe-Budgets schlichtweg verschwendet. Genau hier knüpfen wir mit Adtriba an: Erst durch dynamische, datengetriebene Attribution sind genaue Erkenntnisse über den Erfolg von Marketing-Aktivitäten möglich. Und nur mit Machine Learning ist man in der Lage, die dabei anfallenden Datenmengen zu bewältigen.
Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Das Thema Attribution Modeling hat mich schon seit 2011 beschäftigt. Damals habe ich für Konzerne immer wieder Antworten auf die klassischen Attribution- und Customer-Journey-Frage gesucht: Welche Marketingkanäle sind wichtig und auf welche kann ich verzichten? Mein Mitgründer Ludwig und ich haben später auch über das Thema diskutiert und uns war klar: Eine standardisierte SaaS-Lösung musste her, die auch kleine und mittelständische Unternehmen nutzen können. Einem Impuls von Nico Lumma haben wir es zu verdanken, dass wir der Idee mit Adtriba seither nachgehen. Er hat uns damals in den ersten Start-up-Batch für den Next Media Accelerator geholt.
Procter & Gamble hat jahrelang Werbe-Budgets schlichtweg verschwendet.
János Moldvay, Adtriba
Wie verdient ihr Geld? Als SaaS-Unternehmen verdienen wir Geld mit der Bereitstellung unserer Attributionslösung. Dazu haben wir verschiedene Pläne in Abhängigkeit mit den zu trackenden User-Journey-Events sowie der Anzahl der Domains und Apps, die wir für Unternehmen berücksichtigen und analysieren.
Vor welchen Herausforderungen steht ihr in den nächsten Monaten? Die weitere Internationalisierung in Richtung US-Markt, nachdem wir neben nationalen – wie etwa Flixbus, Zeit Online und Lands’ End – auch spannende Kunden in Skandinavien und Japan gewinnen konnten. Hierzu wollen wir gegebenenfalls auch weiteres Kapital aufnehmen. Ganz besonders werden wir in den nächsten Monaten daran arbeiten, die drei Pfeiler – Multi-Touch-Attribution, Marketing Mix Modeling und A/B-Testing – unseres Produkts stärker zu verzahnen. Um das zu bewerkstelligen, sind wir auf der Suche nach weiteren Mitarbeitern – vor allem in den Bereichen Machine Learning und Data Engineering.
Wie steht euer Unternehmen in fünf Jahren da? Wir helfen Marketing-Managern dabei, bessere Entscheidungen zu treffen. Je besser unsere Lösung dabei wird, desto näher kommen wir unserem Ziel: Wir wollen mit Adtriba weltweit einer der führenden Anbieter bei der ganzheitlichen Bewertung und Optimierung von Marketing-Effizienz bzw. Marketing-Performance werden.