Start-up der Woche

Das ist Deutschlands neues Milliarden-Start-up

Bastian Nominacher, Co-CEO und Mitgründer Celonis
Celonis
Bastian Nominacher, Co-CEO und Mitgründer Celonis
Das Münchner Start-up Celonis darf sich seit vergangener Woche "Einhorn" nennen - so werden Unternehmen bezeichnet, die mit mehr als einer Milliarde US-Dollar bewertet werden. Das Geschäftsmodell: Die Software von Celonis sammelt Daten eines Unternehmens, analysiert diese und macht Ineffizienzen deutlich - die Technologie dahinter heißt Process Mining. Co-CEO Bastian Nominacher stellt sein Einhorn in unserem Format "Start-up der Woche" vor.
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Eine Minute im Aufzug mit einem potenziellen Investor. Wie lautet euer Elevator Pitch? Daten sind der Rohstoff unserer Zeit: Jedes Unternehmen produziert sie zu Millionen, doch die wenigsten können diesen Schatz heben und wirtschaftlich effektiv einsetzen. Ineffiziente Abläufe finden sich in jedem Unternehmen – und hinterlassen digitale Spuren. Unsere Technologie Process Mining ist der digitale Fährtenleser: In Echtzeit visualisiert sie die Prozesse einer jeden Abteilung: Bottlenecks und Umwege werden aufgedeckt, zur gleichen Zeit gibt unsere Technologie Handlungsempfehlungen. Damit werden Ineffizienzen beseitigt, Zeit und Kosten eingespart und es entsteht Raum für Innovationen.

Start-up der Woche
In der Rubrik "Start-up der Woche" stellen wir einmal in der Woche eine junge deutsche Firma vor, die mit innovativen Geschäftsideen einen Wirtschaftsbereich aufmischt. Die Start-ups werden subjektiv von der HORIZONT-Onlineredaktion ausgewählt und immer mit den gleichen Fragen gelöchert.


Warum besteht Bedarf an eurem Produkt? Jedes Unternehmen verfügt über ein Meer an Daten – doch für die meisten Betriebe ist es unmöglich, darin genau die Daten zu finden und auszuwerten, die von Bedeutung sind. Ineffiziente Abläufe sind einer der größten Kostenfresser in Unternehmen. Mit Process Mining gelingt es, die vorhandenen Prozessdaten für jeden einzelnen Unternehmensbereich in Echtzeit zu analysieren. Process Mining bildet die realen Abläufe von Anfang bis Ende ab und zeigt, was wirklich passiert. Damit werden Engpässe und Redundanzen auf einen Blick transparent. Durch unsere Technologie wird es somit möglich, einzugreifen, zu optimieren, Mehrfach-Bearbeitungen zu vermeiden und Einsparpotentiale freizusetzen – das Geschäftspotential ist enorm, denn jeder Ablauf kann durchleuchtet werden. 

Wie seid ihr auf die Idee gekommen? Der Grundstein von Celonis wurde durch ein Projekt an der Technischen Universität München gelegt, hier haben wir drei Gründer uns kennengelernt. Unsere Aufgabe war es, eine enorme Menge an Prozessdaten zu analysieren. Doch herkömmliche Datenanalyseverfahren waren nicht in der Lage, diese Volumen zu bewältigen. Wir haben nach alternativen Ansätzen gesucht und sind hierbei auf Process Mining gestoßen: Ein theoretischer Ansatz, der an der TU Eindhoven erforscht wurde. Die ersten akademischen Arbeiten in diesem Bereich waren sehr vielversprechend, basierend hierauf haben wir eine eigene Software entwickelt. Damit wurde Process Mining kommerziell nutzbar und für Unternehmen zugänglich gemacht.
Jedes Unternehmen verfügt über ein Meer an Daten – doch für die meisten Betriebe ist es unmöglich, darin genau die Daten zu finden und auszuwerten, die von Bedeutung sind.
Bastian Nominacher, Celonis
Wie verdient ihr Geld? Kurz gesagt: Wir verkaufen Software-Lizenzen für unsere Technologie Process Mining. Da unsere Software Unternehmen auf ihrem Weg in die digitale Zukunft unterstützt, ist die Nachfrage weltweit enorm. Jeder Prozess in Unternehmen jeder Größe und Branche kann optimiert werden – egal ob Einkauf, Produktion, Vertrieb, Logistik oder Kundenservice. Mittlerweile setzen mehr als 350 Kunden aus 15 verschiedenen Branchen auf unsere Technologie, darunter Unternehmen wie Deutsche Telekom, Shell, AstraZeneca, Swisscom und Andritz. 

Vor welchen Herausforderungen steht ihr in den nächsten Monaten? Unsere Technologie erlebt weltweit eine sehr starke Nachfrage, daher arbeiten wir an der Skalierung unserer Organisation und unseres Partnernetzwerkes. Darüber hinaus investieren wir sehr stark in unsere Technologie, um sie noch intelligenter zu machen.

Wie steht euer Unternehmen in fünf Jahren da? Wir haben im letzten Jahr extrem viel Energie in den Ausbau der internationalen Märkte gelegt – in den letzten vier Jahren sind wir um 5.000 Prozent und im vergangenen Jahr um 300 Prozent gewachsen. Das neue Investment durch Accel und 83North gibt uns die Chance, die weltweiten Expansionspläne zu beschleunigen – in den USA, in APAC und in Europa. In den nächsten Jahren wollen wir zeigen, dass erfolgreiche Technologieunternehmen aus Deutschland den Weltmarkt erobern können. Aber zuallererst werden wir bis 2020 die 1000-Mitarbeiter-Marke knacken!




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