Constantin Buer und Vincent Kittmann von Podstars by OMR
Podstars by OMR
Constantin Buer und Vincent Kittmann von Podstars by OMR
Monatlich erklären Constantin Buer und Vincent Kittmann von Podstars by OMR die wichtigsten Entwicklungen im Podcast-Business und ordnen sie ein. In dieser Ausgabe geht es auch hier natürlich um das Corona-Virus: Ihr bekommt eine vorsichtige Annahme darüber, wie sich die Hörerzahlen angesichts von Home Office und Ausgangssperren entwickeln.
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Podstars-Stichprobe - Die Wochenendnutzung nimmt zu

Zum Thema Podcast-Nutzung gibt es ja ohnehin nicht unbedingt Datenmengen wie Sand am Meer. Für eine initiale Vermutung hilft aber bekanntlich der Blick auf Google Trends. Wenig überraschend: das Suchvolumen nach dem Begriff “podcast” ist in der Zeit der Krise deutlich gestiegen.

PodTalk #12: Podcastnutzung in Corona-Zeiten

Natürlich können wir für eine Analyse in erster Linie unsere eigenen Formate betrachten. Unsere Beobachtungen sind deshalb nicht repräsentativ, allerdings geben sie einen kleinen Hinweis darauf, in welche Richtung sich der Podcastmarkt aktuell entwickelt. Bei der Analyse unserer selbst distribuierten Shows (n=42) konnten wir feststellen, dass sich die Anzahl der Streams und Downloads recht konstant über die Formate hinweg hält. Es fällt allerdings auf, dass die Nutzung an den Wochenenden zugenommen hat: am 14./15.3. und am 21./22.03.  stieg die Reichweite um mehr als 34 Prozent im Vergleich zu den Wochenenden Anfang des Monats. Corona-Sonderfolgen einzelner Shows haben gut funktioniert, aber auch die regulären, Corona-unabhängigen Episodenveröffentlichungen verzeichnen gewohnte, tendenziell leicht erhöhte Abrufzahlen. Die größten Zuwächse hat bei Podstars momentan das Format “Nono Yesyes”, eine Show über Persönlichkeitsentwicklung. Der Trend zur Selbstoptimierung geht demzufolge weiter. Grundsätzlich kann man festhalten, dass unterhaltende Formate aktuell gefragter sind als Business-Podcasts. 

Podcast-Charts als Indiziengeber? Corona beherrscht die Plattformen

Neben der Betrachtung der absoluten Hörerzahlen und deren Entwicklung haben wir uns die allseits beliebten, wenn auch nicht immer sehr aussagekräftigen Chart-Segmente auf den wichtigsten Plattformen Apple Podcast und Spotify angeschaut. Die Apple Podcast-Charts messen sich bekanntermaßen am relativen Zuwachs neuer Abonnenten, neue Formate werden so vom Apple-Algorithmus “belohnt”, da sie trotz einer vergleichsweise geringeren Reichweite hohe Chartpositionen erzielen können. Das Thema “Corona” ist auf der Plattform wenig überraschend beherrschend. Dass Podcasts offensichtlich nicht mehr nur zum Zeitvertreib konsumiert werden, sondern in Krisenzeiten ein wichtiges Informationsmedium darstellen, zeigt das Beispiel des NDR Podcasts mit Virologe Christian Drosten. Außerdem: Kinder-Podcasts stehen hoch im Kurs - die Betreuung kleinerer Bürger mit Podcast-Inhalten scheint eine logische Folge der aktuellen Ereignisse zu sein.

Die Spotify-Charts messen sich an echten Reichweiten - daher zeigt sich hier im Vergleich zu Apples Podcast-Plattform ein sehr viel differenzierteres Bild. Neu auch hier: der schon angesprochene Corona-Erfolgspodcast mit Christian Drosten. Die Nachrichtenformate von Tagesschau, Deutschlandfunk und Spiegel konnten ein paar Plätze gutmachen. Deren starke Platzierung hängt mutmaßlich damit zusammen, dass diese in den neuen „Daily Drive“ Playlisten ausgespielt werden. Nebenbei finden sich in den Spotify Charts natürlich alte Hasen wie “Paardiologie” oder “Fest & Flauschig”. Letzteres hat die Frequenz von wöchentlich auf täglich angehoben - das dürfte ein paar zusätzliche Hörer bringen.

Was sagen die Podcast-Hoster? Weitere Anzeichen für erhöhte Nutzung

Für ein paar weitere Einschätzungen haben wir beim Hosting-Service unseres Vertrauens Podigee angefragt. Auch hier arbeitet man gerade an einem Papier, das das Nutzungsverhalten der Podcasthörer in Krisenzeiten aufschlüsseln soll. Hier gibt es in den kommenden Wochen Updates. Eine erste vorsichtige Einschätzung der Kollegen zeigt eine möglicherweise erhöhte Nutzung des Podcast-Angebots von Podigee. Außerdem werden vermehrt Podcasts über den Webplayer gehört - ein Indiz dafür, dass am Home Office-Computer dieser Tage nicht nur Musik läuft. 

Fazit: momentan gibt es also nur geringe Veränderungen, möglicherweise wird sich das aber mit Fortschreiten der Krise noch ändern. Dann geben wir hier selbstverständlich ein Update.



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