Noch in diesem Jahr soll Whatsapp eine Bezahlfunktion erhalten. Jetzt rekrutiert das Unternehmen für die Entwicklung der Payment-Lösung Mitarbeiter in London.
Whatsapp braucht Erlösmodelle. Die
Werbung könnte eine Erlösquelle sein, ein Bezahldienst eine andere. Vorbild ist hierfür der chinesische Wechat-Dienst, dessen Bezahlfunktion
in China schon seit Jahren eine der wichtigsten Funktionen ist. Dort zählt der Geldtransfer über Wechat zu den gängigen Bezahlverfahren und hat dazu beigetragen, dass der E-Commerce sich in einigen Punkten anders entwickelt als bei uns.
Jetzt könnte Whatsapp es ähnlich machen. Wie die
Financial Times berichtet, baut Facebook hierfür ein Team in London auf, das den Bezahldienst etablieren soll. Eng mit den Aufgaben verbunden, die das rund 100-köpfige Team erledigen soll, sind die Themen Betrugsprävention und Schutz vor Spam. Auch wenn 100 Mitarbeiter jetzt in einem solchen Konzernumfeld nicht nach wirklich viel klingen, muss man wissen, dass insgesamt nur rund 400 Mitarbeiter explizit für Whatsapp arbeiten. Dass Zuckerberg Großbritannen für diese Aufgabe ausgesucht hat, hat wohl auch damit zu tun, dass Whatsapp in UK beliebter ist als in den USA. Das hängt wohl auch mit der bereits etablierten Konkurrenz von Apple, Google und Amazon zusammen.
Dass Zuckerberg gerade UK als Standort auswählt, verwundert angesichts des anstehenden Brexit einerseits schon. Abgesehen von der großen Zahl an Expats, die den Dienst gerade angesichts des Brexits brauchen könnten, könnte es aber auch damit zusammenhängen, dass das britische Bankensystem durchaus für viele Fintechts eine vernünftige Basis bildet. Die Vision, die Zuckerberg rund um die Bezahlfunktion hat, ist jedenfalls offenkundig. Der Geldtransfer soll möglichst einfach sein: „Ich bin der Meinung, dass das Überweisen von Geld so einfach sein sollte, wie das Senden von Fotos“, erklärte der Facebook-Gründer. Ob er dies angesichts von Zwei-Faktor-Authentifizierung und Pflicht zur Einhaltung zahlreicher Sorgfaltspflichten in Großbritannien umsetzen kann? Immerhin: Etliche Fintechs betreiben ihr Geschäft von dort aus, auch wenn der drohende Brexit auch viele Unternehmen nach Frankfurt und Paris gezogen hat.