Page Speed im Google-Ranking

Warum Seitenbetreiber jetzt ihre mobilen Ladezeiten verbessern sollten

Google berücksichtigt ab Juli mobile Ladezeiten als Rankingfaktor.
picture alliance / Maciej Luczniewski
Google berücksichtigt ab Juli mobile Ladezeiten als Rankingfaktor.
Ab Juli straft Google nun auch mobile Webseiten für langsame Ladezeiten ab. Nur sind die wenigsten Seitenbetreiber vorbereitet auf diese Umstellung, viel zu häufig wird Mobile-Page-Speed noch auf die leichte Schulter genommen. Dabei ist sie mittlerweile ein echter Wettbewerbsfaktor.
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Wenn es um die Rankingfaktoren des Such-Algorithmus geht, hält sich Google bekanntlich sehr bedeckt. Warum bestimmte Inhalte prominenter platziert werden als andere, darüber ist wenig bekannt. Im Januar gab der Tech-Konzern aber überraschenderweise einen kleinen aber nicht unwichtigen Hinweis: Ab Juli 2018 spielt die Ladegeschwindigkeit der mobilen Seite eine entscheidende Rolle im Google-Ranking. Die Ankündigung selbst und der Vorlauf von sechs Monaten lässt erahnen, welche Relevanz diese Umstellung für den Konzern und vor allem für die betroffenen Publisher haben wird.


Zur Einordnung: Die Ankündigung ist Teil von Googles Bestrebungen, der mobilen Seite einen höheren Stellenwert zuzuordnen als der stationären. Im März rollte der Suchkonzern deshalb seinen Mobile-First-Index weltweit aus, der künftig die mobile Version einer Seite heranzieht, um deren Relevanz für die Nutzer vorherzusagen. Google rief Webmaster damals dazu auf, ihre Seiten schnellstmöglich mobil zu optimieren.

Nun kommt die Ladegeschwindigkeit hinzu. Eigentlich ist sie als Rankingfaktor nichts Neues für Seitenbetreiber. Seit einigen Jahren spielt die Ladegeschwindigkeit bei Desktop-Suchanfragen bereits eine wichtige Rolle. Trotzdem ist nach Googles Ankündigung im Januar nicht weniger als eine "Schockwelle in der Community" entstanden, beobachtet Felix Gessert, Chef des Mannheimer Start-ups Baqend, das sich auf die Verbesserung von Ladezeiten im Internet spezialisiert hat.
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Wie Gessert beobachtet, haben deutsche Publisher die mobile Optimierung ihrer Ladezeiten in den vergangenen Jahren zu sehr auf die leichte Schulter genommen. "Viele Publisher haben ihre Angebote schlichtweg nicht auf Mobile-Speed optimiert. Und noch immer sind die meisten nicht auf diese Änderung vorbereitet", so der Baqend-Chef. Dabei wäre es längst an der Zeit gewesen, immerhin erhält Google bereits seit 2015 mehr Suchanfragen über Smartphones und Tablets als von Desktop-Rechnern.

"Die Anfragen für unser Tool Speed Kit sind in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen", so Gessert, dessen Hamburger Unternehmen sich auf die Fahnen geschrieben hat, möglichst vielen Firmen den Zugang zu augenblicklichen Ladezeiten zu gewährleisten. Für den Start-up-Chef ein Anzeichen dafür, dass das Thema die Branche in den vergangenen Wochen stark umtrieben hat.
Wie also müssen Webmaster jetzt handeln? Gessert empfiehlt ein Vorgehen in drei Schritten: Zuerst sollte die mobile User-Experience überprüft werden. Seitenbetreiber sollten sich beispielsweise fragen, ob die Seite ansprechend designt ist oder ob der relevante Content (Headline, Bilder, etc.) schneller geladen wird als der irrelevante (Teaser-Texte, Anzeigen, etc)? Danach muss dem Experten zufolge ein kontinuierliches Performance-Testing durchgeführt werden. Heißt: Regelmäßig muss überprüft werden, ob die Inhalte auf allen Geräten eine bestimmte Ladezeit nicht überschreiten. Alles über drei Sekunden sei laut Gessert nicht tolerierbar. Zu guter Letzt sollten Seitenbetreiber neue Technologien einsetzen, die responsive Images und eine progressive Web-App ermöglichen.

Eines muss Seitenbetreibern klar sein: Ladezeiten, egal ob auf dem Desktop oder auf mobilen Geräten, sind ein echter Wettbewerbsfaktor. An Dickschiffen wie Amazon lässt sich ihr Einfluss eindrucksvoll veranschaulichen: Studien gehen davon aus, dass der E-Commerce-Riese 1 Prozent mehr Umsatz macht - also etwa 1,7 Milliarden US-Dollar - wenn dessen Seiten nur 100 Millisekunden schneller laden. Google selbst generiere demnach sogar 20 Prozent mehr Werbeerlöse, wenn die Seite eine halbe Sekunde schneller lädt.

Nichtsdestotrotz herrscht unter Experten noch Unklarheit darüber, welche Auswirkungen die Umstellung konkret haben wird. "Das ist kaum vorherzusagen", meint auch Baqend-CEO Gessert. Denn Google betont, dass die Suchintention weiterhin ein wichtiger Ranking-Faktor bleiben werde. So sollen künftig auch langsame Seiten prominent angezeigt werden, wenn sie zu einer bestimmten Suchabsicht passen und qualitativen Inhalt liefern.

Nur auf qualitative Inhalte zu setzen kann dennoch keine Lösung sein. Denn neben schlechter Sichtbarkeit bei Google führen lange Ladezeiten auch zu Frustration beim Nutzer. Lädt eine Seite bis zu 3 Sekunden, steigt die Absprungrate auf 32 Prozent, haben Studien gezeigt. Bei bis zu 6 Sekunden steigt der Wert auf 106 Prozent (!). Das kann kein Seitenbetreiber wollen. ron




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