Apple-Chef Tim Cook und Salesforce-Boss Marc Benioff im Gespräch auf der Dreamforce-Konerenz
Im Silicon Valley entsteht eine neue Männer-Freundschaft: Apple-Boss Tim Cook und Salesforce-Chef Marc Benioff üben den Schulterschluss und verkünden in San Francisco den Start zweier gemeinsam entwickelter Apps für Firmenkunden. Ihr Ziel: CRM-Manager sollen künftig ihre Arbeit auch mobil erledigen können. Benioff geht mit gutem Beispiel voran: "Ich weiß gar nicht mehr, wie man einen Computer bedient."
Dass Apple-Chef Tim Cook auf einer Konferenz spricht, die nicht von Apple selbst abgehalten wird, kommt nicht allzu oft vor. Erst recht nicht, wenn diese Konferenz dann auch noch von einem anderen großen Tech-Konzern veranstaltet wird. Umso überraschender also, dass Cook am Dienstag-Nachmittag (Ortszeit) einer Einladung von Salesforce-Chef Marc Benioff zu seiner hauseigenen Dreamforce-Konferenz nach San Francisco gefolgt ist.
Vor dem Gemeindezentrum YBCA im Osten der Stadt, bildet sich bereits zwei Stunden vor Beginn eine Hunderte Meter lange Schlange. Jeder Dreamforce-Besucher möchte einen der begehrten 800 Sitzplätze ergattern, um die beiden Firmenlenker auf der Bühne zu sehen. Der Ort ist übrigens geschichtsträchtig: Im YBCA hatte Steve Jobs einst jahrelang die neuen Apple-Produkte der Weltöffentlichkeit vorgestellt, unter anderem das erste iPad.
Der Grund für die doch recht ungewöhnliche Freundschaft von Cook und Benioff ist simpel: Apple und Salesforce sind im vergangenen Jahr eine Partnerschaft eingegangen. Das Ziel: Die beiden Unternehmen wollen eine App-Welt für Industrieanwendungen erschaffen, in der sich jeder Angestellte, Auszubildende oder Zulieferer sofort zurechtfindet. Apple will mit dieser strategischen Zusammenarbeit mehr Firmenkunden erreichen, während Salesforce seinen Kunden CRM-Anwendungen nicht nur als Desktop-Variante, sondern auch als Mobil-App zur Verfügung stellen möchte. Eine klassische Win-Win-Situation.
Dreamforce
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Einmal im Jahr hält der CRM-Spezialist Salesforce eine der größten Tech-Konferenzen der Welt ab. Zur Dreamforce in San Francisco pilgern ab heute wieder zehntausende Firmenkunden und Digital-Afficionados - und machen aus der US-Metropole eine einzige Salesforce-blaue Event-Kulisse. Was bezweckt der Konzern eigentlich damit? ...
Die beiden Unternehmen haben auf der Dreamforce-Konferenz, die Salesforce aktuell in San Francisco abhält, neue Produkte vorgestellt, die nun aus dieser Partnerschaft entstanden sind. Zum einen können CRM-Manager, die mit Salesforce-Software arbeiten, künftig auf eine neu gestaltete "Salesforce Mobile App" für das Kundenmanagement zurückgreifen, die zudem Siri Shortcuts und Face ID unterstützt. Mit der App lassen sich Geschäfts-Prozesse steuern und automatisieren.
Zum anderen launchen Apple und Salesforce die neue mobile Lern-App "Trailhead GO", die nach der gleichnamigen Online-Lernplattform von Salesforce benannt ist. Mit "Trailhead GO" haben Nutzer kostenlosen Zugriff auf mehr als 700 Module, mit denen sie ihre Geschäftskenntnisse und technischen Fähigkeiten erweitern können. Es gibt etwa Lernmodule zum Thema Cloud-Computing, App Design, Content Publishing und Datenmanagement.
Ich weiß gar nicht mehr, wie man einen Computer bedient.
Marc Benioff, Salesforce
"Wir wollen das beste Betriebssystem für Unternehmen schaffen", begründet Cook im Gespräch mit Benioff auf der Dreamforce-Konferenz die Zusammenarbeit. Dem Apple-Chef zufolge würde bereits jedes der 500 umsatzstärksten Unternehmen der Vereinigten Staaten mit Apple-Produkten arbeiten, also mit Macs, iPhones oder iPads. Allerdings: "Für zu viele Menschen bedeutet Mobile nur Browsing und E-Mail", sagt Cook. Dass sich auch der komplette Arbeitsalltag mit den Geräten gestalten lasse, hätten einige Menschen noch nicht erkannt.
Benioff gehört nicht dazu. Der Salesforce-Chef, der einst als Praktikant bei Apple seine berufliche Laufbahn startete, erledigt alle seine beruflichen Aufgaben mit dem iPhone, wie er selbst sagt. "Ich weiß gar nicht mehr, wie man einen Computer bedient", so Benioff. "Das Smartphone ist mein Büro." Wenn es nach den beiden Tech-Unternehmern geht, sollen es ihm künftig viele weitere Manager nachmachen.
ron