Wenn die Maschine klickt: Bot-Netzwerke machen der Online-Branche immer wieder zu schaffen
Werbegelder ohne Gegenleistung kassieren: Integral Ad Science macht auf einen Bot aufmerksam, der ausgerechnet die Ads.txt-Dateien nutzt, die Ad Fraud eigentlich reduzieren sollen.
Wenn auch niemand das wahre Ausmaß beziffern kann: Ad Fraud bleibt ein Problem für die Werbewirtschaft. Und weil sich die Branche mit den Betrügern eine Art Hase-Igel-Rennen liefert, kommen immer wieder neue Tricks und Kniffe auf den Markt. Dazu gehört der „404 Bot“, vor dem aktuell Integral Ad Science (IAS), ein Technologieanbieter für Ad Verification, warnt. Dabei handele es sich um eine stark wachsende Betrugsmethode, mit der gezielt gefälschte Browserdaten generiert und Fake-URLs erstellt werden – das sogenannte „Domain Spoofing“ also. Das Ziel, wie immer: Mediagelder von Werbungtreibenden kassieren, ohne einen Gegenwert zu liefern.
Das Bizarre: „404 Bot“ nutzt ausgerechnet ungeprüfte Ads.txt-Dateien. Diese waren vom Interactive Advertising Bureau (IAB) Ende 2017 auf den Markt gebracht worden, um das Problem des gefälschten Anzeigeninventars einzudämmen. Das Kürzel steht für „Authorized Digital Sellers“, und die Publisher geben damit an, mit welchen Vermarktern sie offiziell zusammenarbeiten. Das Konzept funktioniert bislang sehr gut, allerdings sind die Listen der Ads.txt-Dateien bei vielen Publishern mittlerweile sehr lang geworden und befinden sich häufig nicht mehr auf dem neuesten Stand. Damit entsteht ein Einfallstor für die „404 Bot“-Betrüger, ungeprüfte Dateien einzuschleusen.
Dies sei bereits bei einer ganzen Reihe von Publisher-Domains passiert, berichtet IAS. Das Unternehmen schätzt, dass der Bot die Branche bislang schon über 15 Millionen US-Dollar gekostet hat. „Der 404 Bot ist seit 2018 aktiv“, so Evgeny Shmelkov, Leiter des IAS Threat Lab. „Sein unkontrolliertes Wachstum macht Maßnahmen der Branche erforderlich.“ Für die erfolgreiche Ad-Fraud-Abwehr sei es entscheidend, Ads.txt-Dateien kontinuierlich zu prüfen und zu aktualisieren. Natürlich weist IAS in diesem Zusammenhang auf seine eigenen Dienste bei der Ad-Fraud-Bekämpfung hin.