Donald Trump bekommt Post.
Am Freitag kamen erste Pläne ans Tageslicht, nun ist es offiziell: Insgesamt 97 US-Firmen, darunter hauptsächlich namhafte Tech-Unternehmen, haben einen Offenen Brief an Donald Trump eingereicht. Gemeinschaftlich protestieren sie darin gegen den vom US-Präsidenten verhängten Einreisestopp gegen mehrhheitlich muslimische Länder. Dieser sei nicht nur diskriminierend, sondern hätte zudem einen negativen Einfluss auf die heimische Wirtschaft.
"Amerikanische Innovationen und wirtschaftliches Wachstum sind eng verknüpft mit Einwanderung", argumentieren die Unternehmen in ihrem Brief (siehe unten). Die Energie, die diese in das Land mitbringen würden, sei ein Hauptgrund dafür, dass die amerikanische Wirtschaft überhaupt zu einem der "großartigsten Motoren für Wohlstand und Innovation in der Geschichte" avancieren konnte. Einwanderer und ihre Kinder hätten mehr als 200 Unternehmen der "Fortune 500"-Liste gegründet, darunter Apple, Ford, Google, McDonald's, Boeing und Disney. Außerdem hätten Einwanderer seit dem Jahr 2000 mehr als ein Drittel aller amerikanischen Nobelpreisträger in Chemie, Medizin und Physik gestellt. Der Brief wurde am Sonntag Abend eingereicht.
Trump vs Tech
Unter den 97 Unterzeichnern des Briefes findet sich das Who-is-who der amerikanischen Tech-Industrie, etwa Apple, Microsoft, Snap, Facebook, Ebay, Google, Intel oder Twitter. Die Technologiefirmen stellen mit Abstand die Mehrheit, mit der Bekleidungsmarke Levi Strauss oder dem Yoghurt-Hersteller Chobani finden sich aber auch Firmen aus anderen Wirtschaftsbereichen. Zudem haben sich dem Unterfangen zahlreiche junge Tech-Unternehmen der nächsten Generation angeschlossen, darunter Uber, Stripe, Github oder Lyft.
Das sind alle 97 Unterzeichner in der Übersicht:
- AdRoll
- Aeris Communications
- Airbnb
- AltSchool
- Ancestry.com
- Appboy
- Apple
- AppNexus
- Asana
- Atlassian
- Autodesk
- Automattic
- Box
- Brightcove
- Brit + Co
- CareZone
- Castlight Health
- Checkr
- Chobani
- Citrix Systems
- Cloudera
- Cloudflare
- Copia Institute
- DocuSign
- DoorDash
- Dropbox
- Dynatrace
- Ebay
- Engine Advocacy
- Etsy
- Facebook
- Fastly
- Flipboard
- Foursquare
- Fuze
- General Assembly
- GitHub
- Glassdoor
- Google
- GoPro
- Harmonic
- Hipmunk
- Indigogo
- Intel
- JAND d/b/a Warby Parker
- Kargo
- Kickstarter
- Kind
- Knotel
- Levi Strauss & Co.
- LinkedIn
- Lithium Technologies
- Lyft
- Mapbox
- Maplebear d/b/a Instacart
- Marin Software
- Medallia
- Medium
- Meetup
- Microsoft
- Motivate International
- Mozilla
- Netflix
- Netgear
- NewsCred
- Patreon
- PayPal
- Pinterest
- Quora
- Reddit
- Rocket Fuel
- SaaStr
- Salesforce
- Scopely
- Shutterstock
- Snap
- Spokeo
- Spotify
- Square
- Squarespace
- Strava
- Stripe
- SurveyMonkey
- TaskRabbit
- Tech:NYC
- Thumbtack
- Turn
- Twilio
- Twitter
- Turn
- Uber
- Via
- Wikimedia Foundation
- Workday
- Y Combinator
- Yelp
- Zynga
Die 97 Unternehmen äußern sich in ihrem Brief vor allem besorgt um die Rekrutierung neuer Mitarbeiter aus dem Ausland. Trumps Einreisestopp würde es Google, Microsoft und Co erschweren, neue IT-Spezialisten aus der ganzen Welt anzuheuern, da diese schließlich nicht ins Land einreisen dürften. In diesem Fall wären die Unternehmen zur Diskriminierung gezwungen und müssten sich bei der Auswahl neuer Mitarbeiter gegen sie entscheiden.
Wenn die Personen denn überhaupt noch in die USA einwandern wollen: "Talentierte Menschen möchten nicht in ein Land einwandern, in dem sie ohne Warnung von Ehepartnern, Großeltern oder Freunden getrennt werden. Angesichts dieser Unsicherheiten, werden die Menschen keine Wurzeln schlagen, keine ökonomischen Risiken eingehen und ihre Familie keiner erheblichen Ungewissheit aussetzen wollen", heißt es in dem Brief.
Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Einreisestopps hatten die Tech-Konzerne
vor zwei Wochen ihre Kritik geäußert. Google-CEO
Sundar Pichai rief vorsorglich Mitarbeiter, die sich gerade im Ausland befanden, zurück. Airbnb bietet seither kostenlose Unterkünfte für Betroffene an. Und Uber-CEO
Travis Kalanick stellte einen Fonds in Höhe von drei Millionen Dollar für Rechtshilfe bereit. Tesla-Chef
Elon Musk sieht die vom Einreisestopp betroffenen Menschern ebenfalls zu Unrecht an den Pranger gestellt: "Sie haben das Richtige getan, nicht das Falsche, und sie verdienen es nicht, zurückgewiesen zu werden."
Als einer der ersten zog Uber-Chef Kalanick am Donnerstag Konsequenzen und kündigte an, Trumps Beratungsgremium zu verlassen. Die "New York Times" und CNN zitierten am Donnerstag aus einer Mail Kalanicks an seine Mitarbeiter. Darin heißt es, er habe am gleichen Tag mit
Trump über dessen Einwanderungsbann sowie die Auswirkungen des Verbots gesprochen und den Präsidenten über seinen Rückzug informiert. "Der Gruppe anzugehören, war weder als Unterstützung des Präsidenten noch seiner Agenda gemeint", schrieb Kalanick, "es wurde aber fälschlich genau so verstanden".
Anders als Kalanick will Tesla-Chef Musk beim für heute anberaumten Treffen mit Trump erscheinen.
Auf Twitter veröffentlichte er ein Statement, in dem er seine Teilnahme verteidigt. "Meine Teilnahme bedeutet nicht, dass ich das Vorgehen Trumps unterstütze." Er werde dem Präsidenten seine Einwände gegen den Einreisestopp vortragen und Gegenvorschläge anbieten.