Ladezeiten von Websites waren wohl nie wichtiger als heute.
Keine Zeit, wenig Geduld, langsames Internet: Nie waren die Ladezeiten von Websites wohl wichtiger als heutzutage. Braucht eine Seite nämlich zu lange, ist der Nutzer schnell wieder weg. Das deutsche Tech-Start-up Baqend hat nun eine "Speedtest"-Studie zu den Ladezeiten deutscher News-Websites vorgelegt und kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Eines der reichweitenstärksten Portale verzeichnet vergleichsweise desolate Ladezeiten.
Ins Auge sind den Machern der Studie vor allem die Ergebnisse von Focus Online gefallen. Das Nachrichtenportal aus dem Hause Burda landet im Speed-Performance-Ranking nämlich weit abgeschlagen auf dem vorletzten Platz (siehe Grafik unten). Im Schnitt benötigt Focus.de über fünf Sekunden zum Laden, auch wenn die Newsseite von den Usern auf den vierten Platz im AGOF-Ranking gehievt wurde.
Das Springer-Portal Welt Online dagegen kann mit den besten Ladezeiten auftrumpfen. Es lädt mit 0,5 Sekunden fast zehnmal so schnell wie Focus.de und ist damit Spitzenreiter im Ranking. Doch auch beim Springer-Konzern lädt nicht jede Seite mit Höchstgeschwindigkeit: Ausgerechnet die IT-Spezialisten von Computerbild.de belegen im Ranking den letzten Platz (knapp 6 Sekunden). Bild Online schneidet doppelt so gut wie Computerbild Online ab, liegt aber dennoch weit hinter Welt Online im Mittelfeld.
Die am schnellsten ladenden Seiten im Ranking
"Die Performance-Unterschiede selbst unter den userstärksten Seiten in Deutschland sind schon erstaunlich, gerade News müssen im Handumdrehen abrufbar sein", sagt
Felix Gessert, CEO und Gründer von Baqend. "Sind Ladezeiten zu lang, springen die Nutzer vom Haken." Das Start-up arbeitet mit seinem Cloud Service an der Verbesserung von Ladezeiten. Die Studie wurde am 7. November 2017 von Frankfurt aus mit dem Baqend Page Speed Analyzer durchgeführt, sodass für alle Onlineangebote gleiche Bedingungen herrschten.
Oftmals seien die Portalbetreiber selbst Schuld an den schlechten Ladezeiten, so Baqend in einer Mitteilung. Denn die Ladegeschwindigkeit wird nicht ausschließlich durch die Bandbreite bestimmt: Auch die Serverleistungen der Onlineangebote selbst und die Latenzzeiten zwischen Server und User spielen eine wichtige Rolle. Das sind alles Faktoren, die Webseitenbetreiber selbst beeinflussen können.
Erst kürzlich, auf dem Web Summit in Lissabon, machte Baqend-CEO Gassert deutlich, wie wichtig schnell ladende Websites sind, vor allem im E-Commerce. 100 Millisekunden längere Ladezeiten würden demnach Umsatzeinbußen von 1 Prozent ausmachen. Sprich, jeder hundertste Online-Kunde springt von einem avisierten Kauf ab, wenn die Ladezeit um 100 Millisekunden ansteigt. Amazon verliere in diesem Beispiel eine Milliarde Euro pro 100 Millisekunden längere Ladezeit.
Und auch Plattformen wie Facebook und Google bevorzugen mittlerweile Webseiten, die möglichst rasch laden. Facebook hatte beispielsweise
im August angekündigt, Links zu schnell ladenden Webseiten in seinem Algorithmus prominenter anzuzeigen. "Langsam ladende Webseiten und Shops dürften in der nächsten Zeit organische Reichweite verlieren", warnt das soziale Netzwerk.
ron