So experimentieren Marken und Agenturen mit der Snapchat-Sonnenbrille
vonGiuseppe Rondinella
Montag, 14. November 2016
Screenshot Youtube
Die Snapchat-Sonnenbrille "Spectacles"
Seit Freitag verkauft Snap, der Mutterkonzern von Snapchat, seine Kamera-Sonnenbrille "Spectacles" - und zwar in limitierter Stückzahl mithilfe quietschgelber Automaten. Einige US-Werbungtreibende und Agenturen waren ganz schnell, haben sich das Gadget bereits gesichert und setzen es für ihr Social-Media-Marketing ein.
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Mit einer kuriosen Vertriebslösung für die "Spectacles" machte Snap vergangene Woche auf sich aufmerksam. Für begrentzte Zeit taucht an verschiedenen Orten in der USA der Verkaufsautomat namens "Snapbot" auf, an dem Passanten die Kamera-Sonnenbrille für 130 Dollar kaufen können. Auf dem Bildschirm des "Snapbot" kann man zwischen den verschiedenen Farben der Brille wählen und dann per Bankkarte bezahlen. Es blieb unklar, wie viele Brillen bislang verkauft wurden, aber der erste gesichtete Automat war binnen kurzer Zeit ausverkauft.
Die Aktion ist für Snap bereits jetzt schon ein PR-Erfolg. Im kalifornischen Venice Beach, wo der Snapbot zum ersten Mal auftauchte, bildeten sich in kürzester Zeit lange Schlangen. Die künstliche Verknappung sorgte dafür, dass die Brillen am Wochenende sogar für bis zu 3000 US-Dollar auf Ebay angeboten wurden.
Was sind "Spectacles"
"Spectacles" sind Sonnenbrillen mit integrierter Kamera. Durch einen Auslöser am Brillengestell kann der Träger entweder ein Foto schießen oder ein Video aufnehmen - immer aus der Perspektive des Trägers. Über Bluetooth landen die aufgenommenen Inhalte schließlich in der Snapchat-App auf dem Smartphone und können an Freunde verschickt werden.
Einige Unternehmen waren ganz schnell auf den Beinen und haben sich das Gadget bereits gesichert. Unter anderem die von Gary Vaynerchuck geführte Werbeagentur VaynerMedia, die sich gleich fünf "Spectacles" unter den Nagel riss und mit diesen nun experimentiert. Nicht verwunderlich, immerhin betreut VaynerMedia Werbungtreibende beim Social-Media-Marketing. Außerdem ist CEO Gary Vaynerchuk bekannt dafür, neue Apps und Gadgets immer als einer der ersten in den Händen halten zu wollen. Er selbst sagt etwa von sich, jeden Morgen als eine Art Ritual im App Store nach neuen vielversprechenden Apps Ausschau zu halten.
So probiert sich VaynerMedia etwa mit einer Variante der gerade im Netz beliebten Mannequin Challenge, bei der die gefilmte Szenerie wie eingefroren wirken soll. VaynerMedia-CCO Steve Babcock zeigt sich gegenüber "Adage" euphorisch: "Das ist nicht nur eine Kamera, eine solche haben wir bereits in unseren Smartphones. Sie jedoch im Gesicht zu tragen, verändert die Perspektive komplett."
Auch die Marken Sour Patch Kids und Esquire Network haben die Snapchat-Sonnenbrille bereits im Einsatz. Der Süßigkeitenhersteller etwa verwendete das Gadget für ein etwas kurios anmutendes Back-Tutorial. Der TV-Sender Esquire Network bewarb am Wochenende mit den "Spectacles" die am Dienstag startende Serie "Wrench against the machine", indem Schauspieler Michael Wooloway den Zuschauer mit auf eine Motorrad-Fahrt nimmt. Ähnlich wie mit einer um den Kopf geschnallten Go-Pro-Kamera.
Weitere Marken werden sicherlich folgen und die Storytelling-Möglichkeiten des Gadgets ebenfalls testen wollen. Potential scheint zumindest vorhanden, wenn man den Marketing-Experten, die sich bislang zu dem Thema geäußert haben, Glauben schenken möchte. Ned Lampert zum Beispiel, Creative Director bei der Werbeagentur Space150, zeigt sich gegenüber Adweek optimistisch: "Spectacles haben eine 'sozialere' Komponente als die gescheiterte Google Glass." Er könnte sich vorstellen, dass das Gadget vor allem im Bereich Action-Sport Fuß fassen könnte. ron