Seit einigen Wochen sind die Spectacles auch hierzulande offiziell erhältlich.
Weil sich das Snapchat-Wachstum durch die Copycat-Angriffe von Facebook zuletzt verlangsamte, forciert Snap derzeit seine Bemühungen in einem Geschäftszweig abseits der Werbevermarktung: Hardware. Doch die Verkäufe mit der vor knapp einem Jahr gelaunchten Kamera-Sonnenbrille Spectacles gehen bereits wieder zurück.
Mit seinem zweiten Quartalsbericht hatte Snap Ende vergangener Woche seine Anleger enttäuscht: In den drei Monaten bis Ende Juni stieg die Zahl der täglich aktiven Snapchat-Nutzer auf 173 Millionen - ein Anstieg um gerade einmal vier Prozent gegenüber dem Vorquartal. Die Erlöse pro Nutzer stiegen zwar von 50 Cent im Vorjahreszeitraum auf 1,05 Dollar, am Markt war jedoch ein noch größerer Zuwachs erwartet worden.
Weil Snapchats Zahlen die Investoren schon seit einigen Monaten nicht mehr wirklich vom Hocker reißen und Facebook-Chef Mark Zuckerberg ohnehin seit etwa einem Jahr eine knallharte Copycat-Strategie gegen den Konkurrenten fährt, konzentriert sich der Mutterkonzern Snap vor allem auf das Hardware-Geschäft - hierbei vor allem auf die Kamera-Sonnenbrille Spectacles. Ein Blick auf den aktuellen Quartalsbericht verrät jedoch, dass damit offenbar ein Problem verbunden ist.
Dem Bericht zufolge weist Snap Einnahmen in Höhe von 5,4 Millionen US-Dollar in der Kategorie "Other" aus, die nahezu ausschließlich mit der Kamera-Sonnenbrille erzielt wurden. Bei einem Verkaufspreis von 130 US-Dollar macht das insgesamt etwas mehr als 41.500 Geräte. Im ersten Quartal wies Snap in dieser Sparte noch Einnahmen von 8,3 Millionen US-Dollar aus, was knapp 64.000 verkauften Geräten entspricht. Heißt: Die Einnahmen gingen im zweiten Quartal um etwa 35 Prozent nach unten.
Spectacles im Praxis-Test
So funktioniert die Kamerabrille von Snapchat
In den USA ist Snapchats bunte Kamera-Brille bei Influencern und Marken schon sehr beliebt, in Deutschland bleiben Spectacles aber noch Mangelware. Eine der Ausnahmen: Die Agentur Elbkind, die über zwei Exemplare verfügt und sie schon für Mercedes getestet hat. ...
Keine guten Zahlen, will Snap derzeit doch versuchen, abseits der Werbevermarktung Erlöse zu erzielen, um weiter wachsen zu können. Dafür hatte das Unternehmen erst im Juni eine Expansionsoffensive gestartet und das Gadget in Europa auf den Markt gebracht - zuvor war es nur in den USA erhältlich. Snap verkauft die Spectacles in allen Märkten mithilfe der aufmerksamkeitswirksamen Snapbots sowie über eine Webpage. Erst kürzlich hatte die Firma aus Los Angeles damit begonnen, die Brille auch auf Amazon und bei anderen Händlern wie Harrod’s (Großbritannien) zu vertreiben - diese Verkäufe werden aber erst im dritten Quartalsbericht auftauchen.
Snap forciert derweil weiter seine Hardware-Pläne und scheint zuletzt Gefallen an Drohnen gefunden zu haben. Im Mai schluckte das Unternehmen das
Drohnen-Start-up Ctrl Me Robotics. Der genaue Preis ist nicht bekannt, Insidern zufolge dürfte es aber mit etwas weniger als einer Million Euro ein vergleichsweise günstiger Kauf gewesen sein. Was der Käufer mit dem vor vier Jahren in Los Angeles gegründeten Drohnen-Start-up aber konkret vorhat, bleibt ungewiss.
Medienberichten zufolge hat Snap zudem ein Interesse an dem chinesischen Selfie-Drohnen-Hersteller
Zero Zero Robotics bekundet. Im Gespräch ist ein Kaufpreis von 150 bis 200 Millionen US-Dollar. Das Start-up baut transportable Drohnen, die mit einer Kamera ausgestattet sind und mit dem Smartphone verknüpft werden können. Also quasi eine Art Selfie-Drohne.
Die Kamera-Sonnebrille hat Snap deshalb aber längst nicht aufgegeben. Im Gegenteil: Laut
"Techcrunch" soll bald schon eine zweite Version der Spectacles auf den Markt kommen, die mit einer Augmented-Reality-Funktion ausgestattet ist. Das deckt sich mit einem Bericht von "Mashable", nachdem ein Patent von Snap ausfindig gemacht wurde, das ein solches Feature sehr detailliert beschreibt. Mit der Spectacles 2.0 könnten sich Nutzer dann etwa virtuelle Gegenstände in ihr Sichtfeld einblenden lassen.
ron