Bing holt in Deutschland immer mehr auf
Im Suchmaschinenmarkt sind die Positionen seit vielen Jahren klar verteilt: Google an Nummer 1 und danach lange nichts. Doch Microsofts Bing holt derzeit immer mehr auf - vor allem in Deutschland. Windows 10 und der Sprachassistent Cortana sollen das Wachstum weiter beflügeln.
Microsoft selbst nannte es einen "Meilenstein im Wettbewerb um den Suchmaschinenmarkt": Die 10-Prozent-Hürde, sie war in Deutschland Anfang September endlich geknackt worden. 2009 lag der Marktanteil hierzulande noch bei 2,5 Prozent. Das Marktforschungsunternehmen Comscore, das diese Daten im Juni 2016 erhob, erlaubt sogar noch detailliertere Einblicke in die Bing-Welt: 21 Millionen User treiben sich im Monat dort herum und stellen über 405 Millionen Suchanfragen. Muss sich Branchenprimus Google also warm anziehen?
Wenn es nach
Rik van der Kooi geht, ja. Er ist bei Microsoft verantwortlich für das Werbegeschäft bei Bing und prophezeit im Gespräch mit HORIZONT Online einen weiteren Höhenflug seiner Suchmaschine. "Ich bin mir sicher, dass wir in Deutschland in wenigen Jahren 20 Prozent Marktanteil erreichen werden", sagt van der Kooi. Diesen Wert setzt sich Bing in vielen europäischen Märkten als Zielmarke, in Großbritannien ist sie bereits erreicht worden, heißt es. Der Grund für diese konkrete Zielmarke: "Bei einem Marktanteil von 20 Prozent können wir nachhaltig über einen längeren Zeitraum hinweg Investitionen tätigen", so van der Kooi.
Betriebssystem
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Doch wie will Bing in Deutschland dieses Ziel erreichen? Das Nutzerwachstum der vergangenen Monate resultierte vor allem aus den Investitionen in das neue Betriebssystem Windows 10, bei dem Bing bekanntlich als Standardsuchmaschine eingestellt ist. Heißt: "Wir müssen noch mehr Menschen dazu bringen, Windows 10 zu nutzen", sagt van der Kooi. Denn acht von zehn Windows-10-Nutzern würden Bing als Standardbrowser behalten und nicht zu Google wechseln, sagt er. Je mehr Windows-10-Nutzer, desto mehr Bing-Nutzer - so einfach ist es. Nicht zu vergessen: Bing ist zudem die Standardsuchmaschine bei AOL Search, Yahoo und im Amazon Kindle. Solche Partnerschaften will die Microsoft-Tochter zukünftig ausweiten.
Im Startscreen ist mit Cortana ein weiteres Einfallstor für Bing geschaffen worden. Microsoft entwickelt den Sprachassistenten derzeit mit Hochdruck weiter und will in diesem Bereich ganz vorne mitmischen. Comscore prognostiziert bereits für 2020, dass 50 Prozent aller Suchen Sprachsuchen sein werden.
Bing ist deshalb bereits mit Cortana und der sprachgesteuerten Suche in der Xbox One verknüpft. Und weil die Sprachsuche eher im mobilen Bereich angesiedelt ist und Mobile derzeit ohnehin Treiber für den gesamten digitalen Markt ist, investiert Bing in eine App. In den USA ist sie für iOS bereits verfügbar, in Deutschland soll sie bald folgen, kündigt van der Kooi an. Man wolle aber erst noch ein wenig mit der App experimentieren. ron