Welch große Relevanz das neue Galaxy S8 für Samsung hat, ist bereits am Datum der Präsentation ablesbar. Das Unternehmen stellte das neue Smartphone-Modell seiner S-Reihe nämlich nicht wie gewohnt auf dem Mobile World Congress in Barcelona vor, sondern wählt stattdessen für heute - vier Wochen später - eine vergleichsweise kleine Bühne in New York. Keine weltweit beachtete Tech-Messe als Rahmen. Keine hunderttausend Nerds, die dem Konzernboss zujubeln. Doch das Zeichen, das Samsung mit dieser Entscheidung aussendet, ist viel wichtiger: Wir lassen uns Zeit.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr das wohl größte Debakel der Firmengeschichte erlitten. Der Akku des Galaxy Note 7 geriet in Brand, woraufhin Samsung im September zunächst eine Austauschaktion eingeleitet hatte. Nachdem sich aber auch vermeintlich sichere Ersatzgeräte entzündeten, stellte das Unternehmen die Produktion und den Verkauf des Modells komplett ein. Es folgten Klagen von Verbrauchern unter anderem in den USA und Südkorea. Klar, dass Samsung nun auf Nummer sicher gehen will.
Werbespot für das Galaxy S8
Um wieder Boden gut zu machen, muss jetzt das wohl beste Smartphone der Unternehmensgeschichte her. Denn gerade im Hochpreis-Segment hat Samsung gegenüber dem Konkurrenten Apple Federn lassen und konnte dem US-Konzern, der sein iPhone 7 im September vorstellte, keine Paroli bieten. 77 Millionen verkauften iPhones im vierten Quartal 2016 stehen 71,5 Millionen Samsung-Geräte gegenüber,
hat das Marktforschungsunternehmen Gartner ausgerechnet. Der Smartphone-König ist entthront.
Und der nächste Angreifer ist bereits in Sichtweite: Huawei, derzeit die Nummer 3 im Smartphone-Geschäft, will in spätestens fünf Jahren Marktführer sein. Diese Marschrichtung hatte Huaweis Smartphone-Chef Richard Yu Ende 2016 in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" angekündigt. Mit der in Europa noch unbekannten Marke Oppo (5,4 Prozent Marktanteil) und Xiaomi (4,5 Prozent) sind gleich zwei weitere chinesische Firmen auf den Verfolgerplätzen und warten nur auf einen weiteren Samsung-Ausrutscher.
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Samsung muss aber nicht nur wieder für klingende Kassen sorgen, sondern vor allem seine Reputation zurückgewinnen. Die hat nämlich nach dem Note-7-Debakel ordentlich gelitten. Das zeigt etwa die jährliche Auswertung der 100 angesehendsten Marken des Marktforschers "The Harris Poll",
in der Samsung von Rang 7 auf 49 stürzte. Offensichtlich hat das Debakel um das brennende Smartphone doch mehr Spuren bei den Konsumenten hinterlassen, als noch Ende 2016 angenommen. Im November vergangenen Jahres bescheinigte eine Reuters-Umfrage den Südkoreanern noch, die Handy-Panne ohne Imageverluste überlebt zu haben.
Ob Samsung mit seinem neuen Smartphone wieder Boden gut machen kann, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten zeigen. Zumindest der angekündigte Sprachassistent Bixby,
der in das Smartphone integriert wird und um einiges besser sein soll als Siri, Alexa und Co, könnte zum zentralen Verkaufsargument und USP avancieren. Doch schon im Herbst könnte sich das Blatt wieder wenden. Dann nämlich steht die alljährliche Apple-Keynote an. Und zum zehnjährigen iPhone-Jubiläum erwarten nicht wenige Brancheninsider mal wieder ein "Next Big Thing". Samsung muss also ordentlich vorlegen.
ron