Retresco CEO

"Ein Pulitzer-Preis für einen Roboter? Das wird nicht passieren."

Retresco-CEO Alexander Siebert
HORIZONT
Retresco-CEO Alexander Siebert
Die Roboter erobern den Journalismus. Das zumindest könnte man denken, wenn man das Geschäftsmodell von Retresco betrachtet, das darin besteht, Texte für Medienhäuser automatisiert zu erstellen. Im Interview mit HORIZONT Online beschwichtigt Geschäftsführer Alexander Siebert: "Wir wollen Journalisten nicht ersetzen". Im Gegenteil: Man unterstütze sie mit dieser Technologie.
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Alexander Siebert, CEO von Retresco, im Video-Interview

Das 2008 in Berlin gegründete Unternehmen Retresco hat sich auf die automatische Verwertung von Inhalten und Daten spezialisiert. So ist die Technologie der Firma etwa in der Lage, aus vorhandenen Daten Wetterberichte, personalisiert für jede Stadt der Welt, vollautomatisiert zu produzieren. "Kein Unternehmen, kein Redakteur kann das händisch produzieren", so Siebert im Interview am Rande der Dmexco.

Deshalb würde seine Technologie den Journalismus auch nicht ersetzen, sondern erweitern. Siebert: "Wir erschaffen neue Geschäftsmodelle, die der Journalismus so noch gar nicht bedient." Einen Pulitzer-Preis für schreibende Roboter? Das kann sich selbst Siebert aber nicht vorstellen. "Das wird nicht passieren", sagt er. "Nicht in den nächsten 20 Jahren".

Schon jetzt produziert Retresco automatisierte Spiel- und Nachberichte von der 1. und 2. Fußballbundesliga sowie von Amateurfußballspielen. Die Daten erhält das Unternehmen über Schnittstellen zu externen Datenlieferanten, die dann ausgewertet und analysiert werden. Kaum pfeift der Schiedsrichter das Spiel ab, ist der Bericht fertig.

Den Unterschied merken die Leser angeblich nicht, so Siebert. Es gäbe Studien, die das nachweisen. Mehr noch: Die Probanden gingen sogar oftmals davon aus, dass Texte aus Roboterhand von Redakteuren geschrieben wurden. Trotz dieser Qualitäten sind die Medienhäuser noch zurückhaltend, erzählt Siebert: "Unserer Erfahrung nach haben Medienunternehmen mit Innovationen, gerade in diesem Bereich, so ihre Schwierigkeiten." ron

Offenlegung: Die dfv Mediengruppe (In der HORIZONT erscheint) ist an Retresco beteiligt.




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