"Plumpe Stereotype"

Metro-Kampagne verärgert Bundesverband Deutsche Start-ups

Die Guerilla-Kampagne #TakeTheExit sorgt in Berlin für Aufsehen
Ankomm
Die Guerilla-Kampagne #TakeTheExit sorgt in Berlin für Aufsehen
Seit dem Wochenende ist das Geheimnis um den Absender der mysteriösen #TakeTheExit-Kampagne in Berlin gelüftet: Es handelte sich um eine Recruiting-Kampagne für Metros neuen IT-Hub "Metronom". Doch der Bundesverband Deutsche Start-ups ist über die Aktion des Einzelhandelskonzern alles andere als glücklich und sieht darin einen Großangriff auf die deutsche Start-up-Szene.
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"Samuel works in a hub. They want to change the world by disrupting toilet paper. How much shit does Samuel have to take?" Oder: "Joel works in a software firm. He gets 5% equity. The company is worth zero. What are Joel's shares worth?" Mit Plakatmotiven wie diesen (Galerie siehe unten), in denen unter anderem die schlechten Arbeitsbedingungen in jungen Tech-Firmen angesprochen werden, hat Metro in den vergangenen Tagen für viel Aufsehen in der Berliner Gründerszene gesorgt und einige Menschen sogar verärgert.

Kampagnenmotive: #TakeTheExit

Der Bundesverband Deutsche Start-ups, in dem Metro Mitglied ist, zeigt sich nun in einem Statement enttäuscht: "Die Kampagne 'Take The Exit' der Metro AG bedient Klischees und plumpe Stereotype, die in keiner Weise der Wahrheit entsprechen. Als wir erfahren haben, dass die Metro AG dahinter steckt, waren wir verärgert und enttäuscht", sagt der Verbandsvorsitzende Florian Nöll. Auf Twitter schrieb er zudem: "#Metro liefert mit #taketheexit die neue Worst Practice für das Zusammenspiel von Konzernen und Startups."

taketheexit

Die Kreativagentur Tropen Markenwelten aus Berlin, die die Kampagne konzipiert hat, sieht das naturgemäß anders. "Bei der Kampagne ging es ja nicht darum, die Start-up-Szene anzugreifen, sondern ihre Kultur aufs Korn zu nehmen. Wir sind uns sicher, dass sie den Spaß verstehen - 'Fun' wird dort doch groß geschrieben!", sagt CEO Benjamin Nuebel. Das Wort "Start-up" sei darüber hinaus im Rahmen der Kampagne nicht ein einziges Mal verwendet worden.

Dennoch sah sich Metro-CEO Timo Salzsieder zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen. Auf der neuen Website des "Metronom"-Hubs schreibt er: "Leider haben wir festgestellt, dass Start-ups sich von unserer Kampagne angegriffen gefühlt haben. Das bedauern wir sehr." Salzieder rechtfertigt die provokante Kampagne damit, dass es gerade für ein B2B-Unternehmen nicht einfach sei, die Aufmerksamkeit der in ihre Smartphone-Screens versunkenen Tech-Profis zu bekommen. "Man kann es mit Humor versuchen, Rätseln oder nekischen Visuals. Mit #TakeTheExit sind wir auf Nummer sicher gegangen."

Für den Bundesverband Deutsche Start-up hat sich die Sache damit erst einmal erledigt. "Wir haben uns bereits vergangene Woche dazu mit unseren Ansprechpartnern bei der Metro AG ausgetauscht und sind froh, dass die Metro AG sich dafür bereits entschuldigt hat. Wir hoffen, in Zukunft wieder konstruktiv mit der Metro AG zusammenzuarbeiten, um verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen und weiter an der Stärkung des deutschen Startup-Ökosystems zu arbeiten", so Vorsitzender Nöll. ron




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