Mozillas Firefox ist mit einer überarbeiteten Version am Start.
Mit Firefox Quantum ist der freie Browser endlich wieder eine ernstzunehmende Konkurrenz zu Chrome. Aber lohnt sich der Umstieg?
Vor mehr als 20 Jahren fing alles an: Der kommerzielle Browser Netscape Navigator kam auf den Markt und legte damit auch den Grundstein für Firefox. Denn Anfang 1998 wurde der Quellcode öffentlich gemacht und unter dem
Mozilla-Namen fortan als Open-Source-Projekt weiterentwickelt. Der Browser hieß zunächst Phoenix und dann Firebird, bis er seinen heutigen Namen bekam.
Bis 2009 stieg die Popularität von Firefox massiv an und es war zeitweise der am häufigsten genutzte Browser der Welt. Dann jedoch kam Chrome. Und Google hatte nicht nur eine nahezu unbegrenzte Werbereichweite, sondern letztlich auch einfach das bessere Produkt. Während die Firefox-Codebasis immer älter wurde, verstand sich Google darauf, aus Chrome einen schnellen und überzeugenden Browser zu machen. Das Resultat ist bekannt: Chrome wird im Desktop-Bereich heute weltweit von mehr als 63 Prozent aller Internet-Nutzer eingesetzt. Firefox bleibt weitabgeschlagen die Nummer zwei mit nur 13 Prozent Marktanteil.
Auch Mozilla war offensichtlich klar, dass ihr Browser schon alleine aus Performance-Sicht kaum mehr eine echte Konkurrenz zu Chrome darstellt. Schon seit 2013 arbeitet das Firefox-Team daher an einem Nachfolger für die in die Jahre gekommene Gecko-Engine namens Servo. Die ist zwar noch immer nicht fertig, aber Mozilla hat es immerhin geschafft, die fertigen Komponenten in Gecko zu übertragen. Das Ergebnis ist Firefox Quantum, die neue Browser-Version die am 14. November 2017, die Beta-Phase verlässt und unterstützt von einer Werbekampagne dafür sorgen soll, dass der Browser verlorene Nutzer zurückgewinnt.
Mozilla-Managerin Katharina Borchert
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Wie sexistisch ist das Silicon Valley? Diese Frage wird nicht zuletzt aufgrund jüngster Skandale wie bei Uber und Google mehr denn je leidenschaftlich diskutiert. Katharina Borchert, Innovationschefin von Mozilla, mahnt im Interview: "Diese Kultur ist tief verwurzelt". ...
Einfach wird das zwar nicht, aber an Firefox Quantum selbst wird es nicht liegen, denn der Browser fühlt sich tatsächlich mindestens so performant wie Chrome an. Einige Websites laden etwas schneller als bei Chrome, andere etwas langsamer, alles in allem lässt sich aber kaum ein Unterschied feststellen. Die Zeiten des behäbigen Browser-Opis, der die Vorzüge moderner Hardware kaum zu nutzen wusste, sind eindeutig vorbei.
Firefox Quantum soll im Schnitt außerdem etwa 30 Prozent weniger Arbeitsspeicher beanspruchen, als es Chrome in vergleichbaren Situationen macht. Allerdings legen die von Mozilla veröffentlichten Messergebnisse nahe, dass davon vor allem Windows- und Linux-Nutzer profitieren. Unter macOS scheint es keinen größeren Unterschied zu geben – und tatsächlich liegt Chrome sogar leicht vorne. Wobei sich Firefox Quantum und Chrome deutlich bescheidener beim Speicherbedarf zeigen, als die Desktop-Variante von Apples Safari-Browser, der aufgrund mangelnder Unterstützung vieler aktuellen Web-Standards aber sowieso kaum eine echte Konkurrenz zu den Beiden darstellt.
Nicht nur unter der Haube hat sich bei Firefox etwas getan, auch das Interface wurde überarbeitet. Die vollständig überarbeitete Oberfläche nennt Mozilla Photon. Sie soll auch auf hochauflösenden Displays eine gute Figur machen und kann wie gewohnt vom Nutzer angepasst werden.
Weniger gut versteht sich der neue Browser auf einige alte Erweiterungen. Denn hier ist Mozilla auf den Web-Extensions-Standard umgestiegen. Der Vorteil: Entwickler können ihre Erweiterungen ohne viel Aufwand für Chrome, Opera, Safari, Edge und nun eben auch Firefox veröffentlichen. Allerdings bietet die Web-Extensions-API weniger Funktionen als ihr Vorgänger, weswegen einige Erweiterungen den Umstieg nicht überleben werden. Immerhin hilft ein integriertes Tool aber bei der Suche nach einer Alternative.
Fazit
Mozilla und die Community aus freiwilligen Helfern haben so ziemlich alles richtig gemacht. Firefox Quantum ist schnell und wir konnten auch in der Beta-Version keine größeren Fehler bemerken. Damit ist der einzige große Browser, der vollständig Open Source ist, wieder eine echte Alternative zu Googles Chrome-Browser. Jetzt bleibt nur die Frage, ob die zu Chrome gewechselten Nutzer überhaupt bereit sind, Firefox eine zweite Chance zu geben.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf t3n.de