Mobile World Congress

Warum Künstliche Intelligenz in Barcelona ihren großen Auftritt hat

Auf dem Mobile World Congress sind die neuesten Technik-Trends zu sehen.
GSMA
Auf dem Mobile World Congress sind die neuesten Technik-Trends zu sehen.
Weil die Big Player im Smartphone-Bereich keine neuen Modelle zeigen, hat vor allem eine Technologie ihren großen Auftritt beim Mobile World Congress: Künstliche Intelligenz (KI). In Barcelona wird sie von KI-Experten als Interface der Zukunft gefeiert.
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Eine Smartphone-Messe, auf der Smartphones nur eine Nebenrolle spielen? Viele Fachbesucher des Mobile World Congresses stellten sich gestern diese Frage. Und sie haben allen Grund dazu - zumindest wenn man einen Blick auf die großen Smartphone-Hersteller wirft: Samsung hat noch immer mit den Folgen des Debakels um sein Galaxy Note 7 zu kämpfen und will seinen Nachfolger, das Galaxy S8, erst im April vorstellen. Kein neues Handy der Südkoreaner. Apple verzichtet seit jeher auf einen Auftritt beim Mobile World Congress. Von sich Reden machten stattdessen die kleineren Hersteller wie Huawei, LG oder Sony.


Und gerade weil die Big Player keine neuen Smartphones zeigen, haben auf der Mobilfunk-Messe in Barcelona vor allem aufstrebende Technologien ihren großen Auftritt. Wie etwa künstliche Intelligenz (KI). Google kündigte in der katalanischen Hauptstadt an, seine KI "Google Assistant" auf Telefone mit der aktuellen Android-Version "Nougat" und der vorherigen Variante "Marshmallow" zu bringen - sprich: auf Dutzende Millionen weitere Smartphones. Amazons Pendant Alexa wird in Telefone der Marke Motorola des weltgrößten PC-Anbieters Lenovo einziehen.
Welche Strahlkraft KI-Anwendungen derzeit in der Branche haben, war nicht zuletzt an einem der wenigen Konferenz-Panels zu diesem Thema zu beobachten. Hunderte Besucher füllten gestern Vormittag schon früh die Sitzreihen vor der Bühne, auf der sich die KI-Experten von Google, IBM und Co ankündigten.

So gab Gummi Hafsteinsson, verantwortlich für den "Google Assistant" bei dem Suchmaschienenriesen, sogleich bekannt, den Sprachassistenten auch in Wearables mit dem Betriebssystem Android Wear 2.0 zu integrieren. Auch die Chat-App Allo, die mit der Google-KI daherkommt, soll in mehreren Geräten und in weiteren Sprachen ausgerollt werden. Der Isländer Hafsteinsson ist überzeugt: Sprachassistenten sind das Interface der Zukunft. "Früher hatten wir das Keyboard, dann die Mouse, dann den Touchscreen. Jetzt kommt die Sprache." Das Publikum nickt zustimmend.

Rob High ist ähnlicher Meinung. Der CTO von IBM Watson geht sogar einen Schritt weiter: "Alles, was wir gerade sehen, ist nur der Anfang", sagt der Technik-Experte. "In naher Zukunft werden künstliche Intelligenzen in vielen weiteren Kanälen flächendeckend integriert sein, etwa in Autos oder in Konferenzräumen." Er verweist auf Unternehmen aus verscheidenen Bereichen, die etwa einen Chatbot erfolgreich verwenden würden, wie The Weather Channel für die Lieferung von personalisierten Wetterdaten oder die Royal Bank of Scotland für ihr Account Managment.
Expertenmeinung von Sven Schmiede, Managing Director SinnerSchrader Swipe
"Chatbots erscheinen mir als erste marktreife Ausprägung der künstlichen Intelligenz. Interessant wird es, wenn diese in sinn- und nutzenstiftenden Use-Cases gedacht und mit existierender Businesslogik verknüpft werden. Zum Beispiel können Transaktions- und Akquisitionskosten mit dem Einsatz reduziert werden. Unternehmen bieten sich spannende Perspektiven und wertvolle Informationen über Nutzerinteraktionen innerhalb ihres digitalen Service-Ökosystems."
Auch einige deutsche Firmen arbeiten bereits mit ähnlichen Anwendungen, etwa die Lufthansa mit einem Chatbot namens "Mildred", der Autobauer Opel testet seit wenigen Tagen den Probefahrt-Assistenten "Chad" und auch die Sparkassen experimentieren mit einem digitalen Sprachdienst.

IBM-Mann High beschwichtigt zum Schluss seines Vortrags: "Das heißt nicht, dass KI das menschliche Gehirn irgendwann einmal ersetzt", so High. "Vielmehr hilft KI dort, wo Menschen ihre natürlichen Grenzen erreicht haben." Google-Manager Hafsteinsson vertritt eine ähnliche Ansicht: "Künstliche Intelligenzen werden nichts ersetzen, sondern in neuen Kontexten sehr hilfreich sein. Beispielsweise, wenn ich beim Autofahren Google Maps öffnen möchte." ron
 



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