Microsoft Build

Die wichtigsten Neuerungen von der Entwicklerkonferenz

Microsoft-Chef Satya Nadella auf der Build 2017.
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Microsoft-Chef Satya Nadella auf der Build 2017.
In Seattle hält der Tech-Gigant Microsoft gerade seine hauseigene Entwicklerkonferenz Build ab und präsentiert seine Zuklunftspläne im Bereich Sprachsteuerung, Internet of Things und Cloud-Computing. Vor allem mit der virtuellen Assistentin Cortana hat Microsoft offenbar einiges vor und verkündete eine Partnerschaft mit dem Hifi-Spezialisten Harman Kardon in diesem Bereich. Ein Überblick der wichtigsten Neuerungen.
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Eine der ersten Ankündigungen auf der Entwicklerkonferenz Build betraf sogleich das traditionsbehaftestete Produkt des Unternehmens: das Betriebssystem Windows. Die aktuellste Version Windows 10 hat in weniger als zwei Jahren die Marke von 500 Millionen Nutzern geknackt. Das gab der Konzernchef Satya Nadella am Mittwoch, dem ersten Konferenztag, höchstpersönlich bekannt.



Microsoft will zudem mit neuen Werkzeugen für Entwickler sein Betriebssystem Windows 10 weiter zu einer universellen Plattform ausbauen. Im Mittelpunkt der Entwickler-Konferenz Build in Seattle standen am Donnerstag Werkzeuge und Funktionen, die eine nahtlose Nutzung von Dokumenten über verschiedene Geräte erlauben sollen. Dabei soll es künftig egal sein, ob Funktionen oder Dokumente auf Googles Android-System oder Apples iOS gespeichert sind. Das "Creators Update" für Windows 10 soll Entwicklern dafür zahlreiche neue Möglichkeiten eröffnen.

Doch im Microsoft-Universum steht das Betriebssystem längst nicht mehr im Mittelpunkt. Denn zugleich betonte Nadella, dass sich Microsofts Strategie um eine "intelligente Cloud" drehe, bei der Informationen nahtlos zwischen verschiedenen Geräten wanderten. So wurde der Einsatz von Software zur automatischen Bilderkennung, die auf Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz hinweist, mit Hilfe eines iPhones von Apple demonstriert.

Das Cloud-Geschäft läuft bei Microsoft unter dem Namen "Azure". Die Plattform bekommt ab sofort neue Features, wie auf der Entwicklerkonferenz bekannt gegeben wurde. So präsentierte der Konzern etwa den "branchenweit ersten weltweit verfügbaren Multi-Model-Datenbank-Service", der sich Azure Cosmos DB nennt. Die Plattform soll Unternehmen dabei helfen, besonders rechenleistungsintensive Anwendungen wie sie beispielsweise beim Internet der Dinge, künstlicher Intelligenz oder mobilen Anwendungen vorkommen, durchzuführen.

Microsoft wolle auch massiv bei der Vernetzung von Maschinen und aller möglichen Technik im sogenannten Internet der Dinge mitspielen, machte Konzernboss Nadella deutlich. Als der Manager Anfang 2014 an die Microsoft-Spitze vorrückte, richtete er den Windows-Konzern stärker auf Cloud-Dienste aus und will damit vor allem Branchenprimus Amazon, Apple und Google das Wasser in diesem verheißungsvollen Markt abgraben.
Digital Marketing Days 2017

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Das vielleicht wichtigste IoT-Gerät im Hause Microsoft ist eine silberne Röhre, aus der die Stimme der virtuellen Assistentin Cortana ertönt - das Pendant zu Amazon Echo oder Google Home. Microsoft sucht sich in dem Markt nun Unterstützung beim Hifi-Spezialisten Harman Kardon. Die Firma, die jüngst von Samsung übernommen wurde, liefert das Lautsprecher-Zuhause für Microsofts Cortana. Der "Invoke" getaufte Zylinder soll im Herbst, rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, Amazons Lautsprecher "Echo" und Googles Konkurrenzgerät "Home" angreifen.

Die Zusammenarbeit mit Harman bringt für Microsoft einen großen Vorteil: Der oft als eher dünn kritisierte Klang der Amazon-Röhren dürfte für das Microsoft-Produkt kein Thema sein. Wo der Händler aus Seattle nur mit je einen Bass- und Mittel-Hochton-Treiber aufwartet, wirft Harman gleich drei davon für 360-Grad-Rundumsound ins Rennen. Der Preis steht allerdings noch nicht fest.

Im Hintergrund arbeiten Cortana, die Cloud-Plattform Azure und Microsofts Angebote für künstliche Intelligenz. Bereits 140 Millionen Menschen lassen sich laut Nadella von Cortana jeden Monat das Wetter vorhersagen, ihre Terminkalender verwalten, das Licht im Haus steuern oder die Musik abspielen. Es geht um viel Geld und Invoke präsentierte den ersten Versuch, Cortana direkt in den Lebensraum der Menschen zu bringen. Der Computerriese HP wird ebenfalls Cortana-gesteuerte intelligente Hardware auf den Markt bringen, wurde am Mittwoch bekannt. Chip-Gigant Intel arbeitet fieberhaft an einer Referenzplattform für Cortana-Geräte, die von allen Anbietern genutzt werden kann. Das könnte das Potenzial haben, den Markt umzukrempeln.
Als Intel einst eine Referenzplattform für PC-Motherboards einführte, um die kostengünstige Massenproduktion der Personal Computer zu fördern, überschwemmten schnell Billig-Rechner aus Asien den Markt. Das machte Microsofts Windows zum Marktführer und brachte Apple seinerzeit an den Rand des Ruins. Nadella will das mit den Assistenten wiederholen. Allerdings arbeiten auch Amazon und Google daran, ihre Software in Geräte möglichst vieler Anbieter zu bringen. Und Microsoft hat im Gegensatz zu Google und Apple keine eigene Mobilfunkplattform mehr, nach Windows auf dem Smartphone brutal gefloppt ist.

Die Ankündigung von Invoke und der HP-Kooperation kommt praktisch gleichzeitig mit der Vorstellung des ersten "Echo"-Lautsprechers von Amazon mit einem Bildschirm, auf dem Alexa zusätzliche Informationen einblenden kann. Außerdem wird Videotelefonie zwischen den Geräten möglich - eine Attacke auf Microsofts Skype.
Digitale Assistenten gelten aber als der stärkste Wachstumsmarkt für künstliche Intelligenz und Bots. Kein Wunder also, dass Microsoft den Entwicklern einige neue Features auch in diesem Bereich zur Verfügung stellen will. Die Preview von Cortana Skills Kit erlaubt es Entwicklern ab sofort, Cortana mit Bots aus dem Microsoft Bot Framework zu verbinden. Damit lässt sich Microsofts digitale Assistentin mit neuen KI-Diensten ausstatten. Das Cortana Skills Kit ist derzeit aber nur in den USA erhältlich.

Zudem können Entwickler mit der Private Preview zu Azure Batch AI Training und Data Scientists ab sofort eine Testumgebung in der Cloud konfigurieren und dieses Modell mit mehreren CPUs, GPUs testen.

Und dann wäre da ja noch die Mixed-Reality-Brille Holo Lens, mit der sich Microsoft einen festen Platz an der Spitze des VR-/AR-Marktes erstreiten will. Für eine noch intuitivere Navigation kündigte das Unternehmen am Donnerstag neue Bewegungs-Controller an, mit der sich der Nutzer noch unabhängiger im Raum bewegen kann. Dabei sind die Sensoren zur Bewegungserfassung direkt in das Headset selbst integriert und müssen nicht im Raum installiert werden. Erste Geräte von Acer und HP könnten ab sofort vorbestellt werden, sagte Hololens-Manager Alex Kipman. Zum Weihnachtsgeschäft solle das Headset von Acer inklusive Controller für rund 400 Dollar verfügbar sein. ron (mit dpa-Material)




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