Marco Rodzynek und Jan Brandes veranstalten die Axel Springer Noah Konferenz.
Die Axel Springer Noah Konferenz hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der bedeutendsten Internet-Konferenzen in Europa gemausert. Für die Veranstaltung, die nächste Woche wieder in Berlin ihre Pforten öffnet, setzen die Veranstalter vor allem auf einen größeren Frauenanteil und Big Data.
"Noch nie kamen so viele Unicorns auf einer Konferenzbühne zusammen wie bei uns." So vollmundig kündigen die Veranstalter
Marco Rodzynek und
Jan Brandes ihre Internet-Konferenz Axel Springer Noah an, die nächste Woche zum dritten Mal im Berliner Tempodrom stattfinden wird. Der US-Payment-Anbieter Stripe, der Lieferdienst Delivery Hero oder das
Content Delivery Network Cloudfare: Acht Unternehmen der
"Fortune Unicorn List" haben die Veranstalter anlocken können. Zusammengerechnet haben sie einen Wert von mehr als 23 Milliarden US-Dollar.
Nicht zuletzt diese gigantischen Summen machen deutlich, dass sich die Axel Springer Noah Konferenz in den vergangenen Jahren zu einer der europaweit bedeutendsten Internet-Konferenzen gemausert hat. Das selbstgesteckte Ziel: d
ie führenden Köpfe aus der Old und New Economy zusammenbringen, um die europäische Digitalwirtschaft anzukurbeln. So trifft etwa Trivago auf die Tui Group, Kreditech auf Mastercard und Blablacar auf die Deutsche Bahn.
Die beiden Veranstalter erwarten in diesem Jahr etwa 4.000 Besucher. Im Vergleich zu anderen Internet-Konferenzen ist das zwar wenig, aber dahinter steckt Kalkül. Unter anderem sollen hohe Ticketpreise, durch die sich die Veranstaltung größtenteils refinanziert, ganz bewusst wie eine Eintrittbarriere wirken und nur die Top-Manager anlocken, die vor Ort tatsächlich Geschäfte machen wollen. "Bei uns sitzen im Publikum Personen, die woanders auf der Bühne sprechen", sagt Rodzynek.
Mit dem Fokus auf Business und Führungskräfte will sich die 2009 gelaunchte Axel Springer Noah Konferenz von anderen Digital-Veranstaltungen wie der Bits & Pretzels, dem Web Summit oder auch der Dmexco abgrenzen. Rodzynek und Brandes rühmen sich damit, "die richtigen Personen" (Start-ups aller Kapitalstufen und die relevantesten Investment-Funds) zusammenzubringen, die dann vor Ort auch tatsächlich Deals abschließen.
Wie schnell dieser vermeintliche USP aber zu einem Nachteil werden kann, mussten die beiden Noah-Veranstalter im vergangenen Jahr feststellen, als die sogenannte #Escortgate-Aktion für Schlagzeilen sorgte. Um gegen die niedrige Frauenquote auf der Veranstaltung zu protestieren, hatte ein Datingportal Medienberichten zufolge Escort-Damen auf die abendliche Party geschmuggelt, die sich daraufhin den männlichen Top-Managern an den Arm schmissen. Rodzynek und Brandes wollen vorab nichts von der Aktion gewusst haben und sehen sich als Opfer. "Wir hatten damit nichts zu tun."
NOAH
P7S1-Chef Ebeling empfiehlt Startups in TV zu investieren
Thomas Ebeling, CEO von P7S1, spricht nicht oft auf öffentlichen Bühnen. Deshalb war ihm die Aufmerksamkeit auf der NOAH-Konferenz gewiss. Er nutzte die Gelegenheit, um Startup-Managern eine Message mit auf den Weg zu geben: "Investiert in TV-Werbung." ...
Dennoch ein fatales Signal in Zeiten, in denen nur etwa zehn Prozent der Start-ups in Deutschland von Frauen gegründet werden und die ganze Tech-Branche über die Erhöhung der Frauenquote diskutiert. Nichtsdestotrotz haben sich die beiden Ex-Banker Rodzynek und Brandes (Lehman Brothers) in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben, mehr weibliche Top-Manager einzuladen. "Wir sind das Symptom, nicht das Problem. Aber wir wollen gerne helfen, das Problem zu beseitigen." 15 Prozent der Speaker werden diesmal Frauen sein, kündigen die beiden Veranstalter an, 2016 waren es etwa 10 Prozent. Unter anderem sprechen auf der Bühne Lea Lange, Gründerin von Juniqe, und Julia Bösch, CEO von Outfittery. Zudem wird die im vergangenen Jahr gestartete Kooperation mit dem Verein "Women in Digital" auf der Konferenz beworben.
Um tatsächlich "die richtigen Personen" auf der Bühne oder im Publikum zu haben, arbeiten Rodzynek und Brandes mittlerweile sehr stark datengetrieben. Big Data ist ein Begriff, der für die beiden Noah-Gründer immer relevanter wird, erzählen sie. In Polen engagieren die beiden ein Daten-Team, welches mit der Aufgabe betraut ist, diverse LinkedIn-Daten auszuwerten. Auf der Karriere-Plattform pflegen die Noah-Macher ein Netzwerk aus über 30.000 Kontakten.
Expansionspläne gibt es hingegen erst einmal nicht, heißt es. Im September findet zwar für loyale Noah-Kunden eine Mini-Konferenz in Tel Aviv statt, doch im Wesentlichen wollen sich die beiden Veranstalter auf die bestehenden Events in Berlin und vor allem in London fokussieren. Irgendwann einmal, so Rodzynek, könne er sich vorstellen, die Noah-Konferenz wieder in San Francisco zu eröffnen. Im Mekka der Tech-Branche fand das Event einmalig im Jahr 2012 statt.
ron