Alex da Kid (li.) bei den Cannes Lions
Die Grenzen zwischen Kreativität und Technologie verschwimmen an der Croisette immer mehr. Wie sehr sie es tun, beweist am Montag Musikproduzent Alex da Kid. Der Grammy- und Emmy-Award-Gewinner, der mit Stars wie Rihanna, Eminem und Dr. Dre gearbeitet hat, erzählt bei den Cannes Lions von seinem Song "Not Easy" - der mit Hilfe von IBMs künstlicher Intelligenz Watson entstanden ist.
Der Ausgangspunkt: "Musiker suchen immer nach Inspiration, was oft sehr schwierig sein kann. Eine künstliche Intelligenz wie Watson kann an dieser Stelle sehr hilfreich sein", erinnert sich Alex da Kid (im bürgerlichen Leben Alexander Grant). Der Mensch allein sei nicht in der Lage dazu, Regelmäßigkeiten aus Daten herauszufiltern und dann bislang unbeachtete Muster zu erkennen. "Aber ich habe genau diese Fähigkeit gesucht, um die Idee für einen neuen Song zu entwickeln."
Was für Musikfans ziemlich desillusionierend ist, führte zu folgender Strategie in der Praxis: Watson analysierte fünf Jahre lang kulturwissenschaftliche Daten, um die jeweilige "emotionale Temperatur" aufzuspüren. Eine eigene Watson-Sprache, die auf mehrere Text-Analyse-Werkzeuge zugreifen kann, identifizierte daraufhin signifikante Themen, während parallel soziale Netzwerke und Blogs auf wiederkehrende Emotionen durchsucht wurden. Letztlich analysierte Watson die Lyrics der jeweils Top-100-Songs der Woche der vergangenen fünf Jahre. Auch Unterschiede in Rhythmus und im Einsatz von Instrumenten wurden erfasst. "Letztendlich kreierten wir einen Song, der zuhört", so der Musikproduzent.
Das Ergebnis: Inspiriert von den gewonnenen Daten ("Sie waren mein emotionaler Guide") schrieb Alex da Kid einen Song über Liebeskummer und brachte die drei Superstars Wiz Khalifa, Elle King und Sam Harris von den X Ambassadors dazu, das Ergebnis - "Not Easy" - zu performen. Sie geben einen nicht allzu überraschenden, aber durchaus eingängigen Song zum Besten, der zweifellos für Emotionen sorgt - selbst wenn es künstliche sind. "In der Musikindustrie verändert sich gerade alles grundlegend. Aber ich glaube, die Veränderungen werden dafür sorgen, dass die Kunst besser wird", sagt Alex da Kid. Oder, je nach Lesart, auf jeden Fall auch austauschbarer.
kan