Michael Korbacher, DACH-Chef von Google Cloud
Seit diesem Herbst drängt mit Google ein weiterer US-Internetgigant in den deutschen Cloud-Markt und macht etablierten Anbietern wie Amazon und Microsoft Konkurrenz. Auf dem "Cloud Summit" in München präsentierte der Konzern gestern gleich drei neue deutsche Kunden - darunter die Metro AG und Viessmann. Michael Korbacher, Google-Cloud-Deutschlandchef, erklärt im Video-Interview mit HORIZONT Online und Turi2.tv, was der Konzern hierzulande noch vor hat.
Immer mehr deutsche Unternehmen lagern ihre Geschäftsdaten in die Cloud aus, überlassen komplizierte Berechnungen lieber den leistungsstarken Computern der Tech-Giganten und sparen sich beispielsweise die Sicherung und Wartung der Datenberge. Konkret geht es etwa um die automatische Datenverarbeitung, Anwendungen im Bereich Künstliche Intelligenz oder die interne Büro-Kommunikation. Seit wenigen Monaten bietet Google diesen Service ebenfalls für deutsche Firmen an, günstig und sicher - so zumindest das Versprechen.
Auf dem gestrigen "Cloud Summit" in den Münchner Messehallen, wo mehr als 2000 IT-Experten und Wirtschaftsvertreter die Möglichkeiten von Cloud-Computing diskutierten, stellte Google sogleich zwei namhafte Neukunden vor. Künftig nutzt die Metro Group für ihr weltweites E-Commerce-Standbein die Technologien der Google Cloud. Daneben setzt auch das mittelständische Familienunternehmen Viessmann auf die Infrastruktur des US-Konzerns. Um zu zeigen, dass die Datenwolke für Unternehmen jeder Größe geeignet ist, präsentierte Google mit dem Chatbot-Start-up BOTfriends einen kleineren dritten Neukunden.
Zu den Vorzeigekunden der Google-Cloud in Deutschland gehören bereits Europas größter Softwarekonzern SAP, der Hersteller von Reinigungsgeräten Kärcher, der Dienstleister Rewe Digital sowie das Start-up Meisterlabs.
Michael Korbacher, Director Google Cloud DACH, im Interview
"Metro ist mit Hilfe der Google Cloud nun in der Lage, Tagesspitzen innerhalb ihres Webshops besser zu bewältigen, ohne die Infrastruktur selbst verwalten zu müssen", erklärt Michael Korbacher, der sich über den Zulauf freut. "Die DACH-Region ist für Google eine der wichtigsten Regionen im Cloud-Bereich", sagt Korbacher im Video-Interview (siehe unten), ohne jedoch konkrete Zahlen zu nennen.
Die Viessmann Group, einer der international führenden Produzenten von Heiz-, Industrie- und Kühlsystemen, will durch die Kooperation mit Google vor allem die interne Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitern verbessern. Dafür nutzen die Düsseldorfer künftig die G-Suite und haben dadurch Zugang auf Tools wie Google Hangouts, Google Kalender oder Google Docs. Das Ziel: Viessmann-Mitarbeiter sollen an jedem Ort, zu jeder Zeit und geräteunabhängig auf Arbeitsinhalte zugreifen.
Metro-Chef Timo Salzsieder beim Google Cloud Summit in München.
Die Entscheidung für Google fiel nach einem Pitch, an dem unter anderem auch die beiden Platzhirsche Amazon (Amazon Web Services) und Microsoft (Azure) beteiligt waren. "Amazon ist für uns langfristig aber eher ein Wettbewerber", begründet Metro-Chef Timo Salzsieder die Entscheidung und weist darauf hin, dass der Deal nicht exklusiv ist. "In bestimmten Ländern und für bestimmte Operations können wir uns auch vorstellen, mit anderen Anbietern zusammenzuarbeiten."
Ein strittiges Thema ist vor allem in Deutschland der Datenschutz. Was passiert, wenn ein US-Gericht die Herausgabe von im Ausland gespeicherten Daten fordert? "Wenn wir eine solche Anfrage bekommen, prüfen wir, ob diese rechtens ist. Entspricht sie nicht unserem Rechtsempfinden, würden wir auch dagegen vorgehen", sagt Google-Manager Korbacher. Der Konzern bietet seinen Kunden die Speicherung in deutschen Datenzentren an.
Die im September ins Leben gerufene "Cloud-Region" baute Google in einem Rechenzentrum in Frankfurt/Main auf - auf Wunsch der deutschen Kunden. Damit reagierte der US-Konzern auf anhaltenden Sicherheitsbedenken, die das Geschäft mit Cloud-Angeboten vielfach ausbremsen.
ron