Deloitte zu VR und Sprach-Bots

"Von Disruption kann zurzeit keine Rede sein"

VR-Geräte wie Oculus Rift sind laut Deloitte noch nicht im Mainstream angekommen
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VR-Geräte wie Oculus Rift sind laut Deloitte noch nicht im Mainstream angekommen
Virtual-Reality-Geräte und intelligente Sprachassistenten können die in sie gesetzten Erwartungen bislang offenbar nicht erfüllen: Beide Technologien seien bei den Verbrauchern kaum populärer geworden, wie Deloitte in der weltweiten Studie Global Mobile Consumer Survey 2017 festgestellt hat. Dafür wurden allein in Deutschland mehr als 2.000 Konsumenten befragt, weltweit waren es über 53.000.
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So sei der Bestand an Hardware-Geräten gegenüber dem Vorjahr "nur unwesentlich gestiegen", so die Studienautoren: Im vergangenen Jahr betrug der Verbreitungsgrad entsprechender Ausrüstung 2 Prozent, 2017 ist es gerade einmal ein Prozentpunkt mehr. Besonders ernüchternd: Auf absehbare Zeit sei keine Szeigerung zu erwarten, urteilen die Deloitte-Forscher - und kommen damit zu einer etwas anderen Einschätzung als der Bitkom, der zumindest für Deutschland ein ordentliches Interesse an VR-Devices festgestellt hatte.

Was es brauche, um dem Markt auf die Sprünge zu helfen, sei bessere Hardware. Dies zeigt sich auch daran, dass bereits jetzt der Anteil der Full-Feature-Brillen am gesamten Gerätebestand um fast das Doppelte auf nunmehr 32 Prozent gestiegen ist, während einfache Cardboards den Ansprüchen offensichtlich nicht mehr genügen und an Bedeutung verlieren. In erster Linie aber brauche es einen erkennbaren Mehrwert, damit die Konsumenten bei VR-Geräten zugreifen.
Auch intelligente Sprachassistenten sind laut Deloitte noch nicht so populär, wie es die Diskussionen um das Thema vermuten ließe. So verwendeten lediglich 18 Prozent der Befragten Dienste wie Siri und Co. Die bevorzugten Nutzungsszenarien seien Navigationsfunktionen und Informationssuche. Lediglich hier sei eine Steigerung der Nutzungsrate gegenüber 2016 festzustellen, so Deloitte. In anderen Bereichen wie Wetter, Reise und Verkehr nehme die Nutzung dagegen sogar ab.

Nicht viel ermunternder aus Anbietersicht ist die Entwicklung von 5G: Die Vorzüge des schnelleren Mobilfunkstandards konnten den Verbrauchern laut Deloitte offensichlich bislang nicht vermittelt werden. Nicht einmal ein Drittel sind daran interessiert. Lediglich die Altersgruppe von 24 bis 35 Jahren lässt eine geringfügig stärkere Neigung erkennen. Diese Verbraucher würden, im Gegensatz zu allen anderen, letzten Endes auch etwas mehr dafür zahlen.

Das ist insofern verwunderlich, als das Smartphone das zentrale Consumer Device ist - und immer mehr zum Videokonsum genutzt wird: "Gegenüber dem Vorjahr verdoppelte sich die Mobiltelefon-Nutzung für Live-TV, Fernsehen über Mediatheken-Bestände sowie Streamen von Filmen auf Werte um 12 bis 13 Prozent", heißt es in der Studie. Hohe Bandbreiten sind dabei eigentlich von Vorteil. E-Mail dagegen kann man auch mit einer durchschnittlichen Verbindung gut nutzen - und das tun die Verbraucher nach wie vor fleißig: 43 Prozent nutzen sie täglich, vor allem im Geschäftsleben. Alternative Messaging-Dienste und Social-Media-Kanäle sind ebenfalls beliebt und weisen entsprechende Steigerungsraten auf, werden aber eher im privaten Umfeld eingesetzt.

"Von Disruption kann zurzeit keine Rede sein – eher von einer evolutionären Entwicklung in unterschiedlichen Geschwindigkeiten", so das ernüchternde  Fazit von Andreas Gentner, Partner und Leiter Technology, Media & Telecommunications EMEA bei Deloitte.
Wenn es einen Bereich gibt, der von den Verbrauchern gut angenommen wird, dann das Internet der Dinge (IoT), so die Deloitte-Forscher. So sei der Consumer-IoT-Gerätebestand "spürbar gestiegen". Und auch die geäußerten Kaufabsichten der Konsumenten deuteten auf einen nachhaltigen Aufschwung hin.

"Das IoT wird oft mit der Industrie in Verbindung gebracht, spielt aber auch im Privatleben eine zunehmend wichtige Rolle. Vom Smart Home über das Connected Car bis zur Smart Watch: Vernetzte Systeme bieten neue, attraktive Möglichkeiten", sagt Gentner. "Für das gesamte Internet der Dinge gibt es weiterhin noch sehr viel Luft nach oben, wenn die vorhandenen Potenziale tatsächlich ausgeschöpft werden sollen. Dabei wird es vor allem auf eine verstärkte plattformübergreifende Interoperabilität ankommen." ire



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