Ausgangspunkt des Shitstorms war ein Taxifahrer-Streik am JFK-Flughafen in New York. Dort legten die Fahrer allesamt eine Stunde lang ihre Arbeit nieder, um gegen das von US-Präsident Donald Trump verhängte Einreiseverbot für sieben mehrheitlich muslimische Länder zu protestieren. Kaum verwunderlich, sind doch viele Taxifahrer in New York selbst ausländischer Herkunft. Doch anstatt sich dem Streik anzuschließen, ging Uber auf Kundenfang und bot in dieser Situation vergünstigte Fahrten an - und das, obwohl der Streikaufruf auch direkt an Uber gerichtet war.
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Mercedes-Roboterwagen sollen für Uber fahren
Künftige Roboterwagen von Mercedes sollen auch beim Fahrdienst-Vermittler Uber unterwegs sein. Der Autobauer Daimler und Uber gaben am Dienstag eine entsprechende Absichtserklärung bekannt. Angaben zu Details und einem möglichem Zeitraum gab es nicht.
Weil das in den Augen zahlreiche Uber-Nutzer einem unverzeilichen Streikbruch gleichkommt, riefen sie dazu auf, den Fahrdienstvermittler zu boykottieren. Hinzu kommt, dass es anscheinend vielen Nutzern nicht passt, dass CEO Travis Kalanick Mitglied im Beraterstab von Donald Trump ist. Über Twitter verbreitete sich rasant der Hashtag #DeleteUber. Viele Nutzer sprangen auf den Zug auf und löschten die App von ihrem Smartphone - vor allem viele Hollywood-Bekanntheiten wie die Schauspieler
Jesse Tyler Ferguson,
Denis O'Hare und
Susan Sarandon.
Uber hatte sich daraufhin entschuldigt. Die in die App integrierte Preisdynamik ("Surge Pricing"), die Fahrten bei großer Nachfrage automatisch teurer werden lässt, hatte CEO Kalanick abschalten lassen, sodass die Fahrten günstig bleiben. Das sei aber unabhängig vom Taxistreik am JKF-Flughafen passiert, teilte Uber auf Twitter mit. In der Vergangenheit hatte Uber Schlagzeilen gemacht, als das Unternehmen die Preisdynamik bei großer Nachfrage erst recht angeschaltet ließ und die Preise somit drastisch erhöhte -
etwa bei der Geiselnahme 2014 in Sydney.
Großer Nutznießer des Shitstorms gegen Uber ist derzeit dessen größter Konkurrent Lyft. Die App ist in den USA laut "Techcrunch" von Platz 39 bis auf Platz 4 im App Store von Apple geklettert, noch vor Youtube, Messenger, Facebook, Google Maps, Netflix, Spotify, Pinterest, Amazon, Twitter, Pandora - und Uber (Platz 13). Das Mobility-Start-up nutzt die Aufmerksamkeit zudem für viel Eigen-PR: Die Lyft-Betreiber hatten im Zuge des verhängten Einreiseverbots angekündigt, eine Million US-Dollar an die Amerikanischen Bürgerrechtsunion (ACLU) zu spenden.
Uber reagierte prompt mit einer eigenen Spendenoffensive:
CEO Kalanick kündigte an, einen Fonds in Höhe von drei Millionen Dollar einzurichten, der den Uber-Fahrern zugute kommen soll, die von Trumps Einreiseverbot betroffen sind. Außerdem wolle der Firmenchef nun deutlicher Stellung beziehen gegen den Präsidenten und bezeichnete den Einreisestopp in einem Blogpost als "ungerecht".
ron