Berlin Mobile Safari

Von kleinen Fraud-Jägern zu großen Daten-Fängern

Bei der ersten Berlin Safari der MMA Germany drehte sich alles um Mobile - selbst die Accessoires
Aneta Nowobilska
Bei der ersten Berlin Safari der MMA Germany drehte sich alles um Mobile - selbst die Accessoires
Diese Premiere schreit nach einer Wiederholung: Erstmals hat die Mobile Marketing Association Werbungtreibende, Agenturvertreter und Start-ups zu einer Mobile Safari durch Berlin eingeladen. Die Teilnehmer bekamen einen spannenden Einblick in eine exponentiell wachsende Branche, die trotz ihrer Vielfältigkeit und ihrer kleinen und großen Mitglieder doch stets von einem Grundsatz getrieben wird: dass das Smartphone die Welt verändern wird.
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Station 1: Upday

Im noblen 19. Stock des Axel-Springer-Hauses, inmitten der Originalvertäfelung der Londoner Times, treffen sich rund 40 Vertreter von Unternehmen, Medien und Agenturen zur ersten Mobile Safari der Mobile Marketing Association (MMA). "Wir müssen heute nicht erzählen, dass Mobile wichtig ist. Mobile ist da!", sagt MMA-Germany-Chairman Mark Wächter. Aneta Nowobilska bringt das erste Praxisbeispiel für seine Aussage: Upday. Die News-App für Samsung-Smartphones gilt als Erfolg im Lesermarkt – schwierig ist die Monetarisierung. "Wir wollen es mit sauberen Anzeigen schaffen, ohne Overlays oder Insterstitials", sagt Nowobilska. "Unsere Vision ist es, unsere Werbung so spannend wie den Inhalt zu machen."

Mobile Safari: Eindrücke der Tour durch die Quartiere von Facebook, Google und Co.

Station 2: Appsflyer

Zu Fuß marschiert die MMA-Safari von Upday weiter in die Friedrichstraße. Dort öffnet mit Appsflyer ein Unternehmen seine Tür, das sich mit der dunklen Seite der Macht beschäftigt: mit Mobile Fraud. Einer besonders dreisten Form: Der sogenannte Device ID Reset Fraud setzt die Gerätekennung von Smartphones automatisiert zurück, um dann mit gefälschten Interaktionen wie Downloads und Klicks immer neu Geld zu kassieren. Ben Jeger, Managing Director DACH, schildert die Gefahren ("Im deutschen Markt haben Unternehmen schon rund 50 Millionen Euro verloren") und präsentiert das Tool "Protect360", das erste Erfolge in der Identifikation und dem Blocken der Fraud-Form vorweisen kann.

Station 3: Coup

Mobilität im Wortsinn wartet ein paar Hausnummern
weiter. Genau wie Appsflyer hat auch der E-Scooter-Verleiher Coup in der Friedrichstraße sein Quartier bezogen – selbst wenn sich das Geschäft vor der Haustür abspielt. Die Elektroroller der Bosch-Tochter, die via App reserviert und freigeschaltet werden können, sind seit Sommer 2016 in Berlin unterwegs. Maximale Benutzerfreundlichkeit, die ja auch die Waffe der Internetriesen aus dem Silicon Valley ist, ist eine der Stärken Coups, Berlin mit seinen fast generell verspäteten Bahnen und fehlenden Taxen als Markt prädestiniert. Seit diesem Jahr expandiert das Start-up nicht nur in der Hauptstadt, auch in Paris stehen seit August 600 E-Roller bereit.

Station 4: Microsoft

Zur Mittagszeit stoppt die Safari bei den Big Three: Microsoft, Google und Facebook gewähren Einblick in aktuelle Projekte. Bei Microsoft beschreibt Iskender Dirik das von ihm betreute Accelerator-Programm. Startups, die bereits expandieren, bekommen Zugang zum internationalen Kunden- und Partnernetzwerk des Software-Unternehmens, zu Technologien wie Microsoft Hololens sowie zu Coaches und Mentoren. Unternehmensanteile müssen die Teilnehmer dafür nicht geben, stattdessen will Microsoft vom Feedback und der Aussicht auf die künftige Zusammenarbeit profitieren. "Die besten Start-ups können wählen, welchen Accelerator sie nutzen. Hier müssen wir überzeugen, nicht umgekehrt", sagt Dirik.

Station 5: Google

Bei Google ist die mobile Welt fast schon wieder von gestern. "Wir bewegen uns von einer Mobile-First-World zu einer AI-First-World": Diese Aussage von Unternehmenschef Sundar Pichai im Dezember 2016 gibt im Berliner Office des Suchmaschinenkonzerns die Marschroute vor. Überzeugt ist man hier vor allem davon, dass Künstliche Intelligenz Industrien grundlegend verändern und die Interaktion zwischen Menschen und Computern immer interaktiver machen wird. Greifbar wird dieses Denken in Form der neuen "Pixel-Buds": Kopfhörer, die 40 Sprachen in Echtzeit übersetzen können. Wie gut sie in der Praxis funktionieren, muss sich noch zeigen – der Anfang im Ohr des Konsumenten ist immerhin gemacht.

Station 6: Facebook

In Deutschland wird Instagram immer beliebter. "Viele Nutzer holen sich hier ihre tägliche Dosis Inspiration", sagt Andreas Rau, bei Facebook Head of Media Agencies DACH. Wachstumstreiber sind vor allem Instagram Stories, die im Sommer ein Jahr alt geworden und bei Werbungtreibenden gleichermaßen beliebt und erfolgreich sind: Mehr als eine Million Unternehmen werben aktiv auf Instagram, ein Drittel der am häufigsten gesehenen Stories stammt von Marken. Das Erfolgsrezept? Laut Rau Authentizität, die Inhalte sowie der stimmige Umgang mit Mobile. Weil das nicht so einfach ist, wie es sich anhört, gibt es für die Safari-Teilnehmer im Anschluss Tipps aus erster Hand.

Station 7: Adsquare

Data is the new coffee: Das behauptet Daniel Rieber, Vice President Marketing der Mobile-Data-Platform Adsquare. Warum? Der perfekte Kaffee bestehe aus Bohnen von höchster Qualität, werde mit einer Profimaschine zubereitet und genau im richtigen Moment serviert. Beim Stopp in der Saarbrücker Straße sorgt dafür ein eigens aus Berlin-Mitte ausgeliehener Barista. Im mobilen Ökosystem ist es Adsquare, die qualitative Daten zum richtigen Zeitpunkt mit der passenden Zielgruppe zusammenbringen will – explizit in Abgrenzung zu den Walled Gardens von Google und Facebook. Dafür arbeitet das Unternehmen unter anderem mit Partnern wie Microm, Motionlogic, GfK und Wall Decaux.

Station 8: Adjust

Bei der letzten Station der Safari gibt es nicht nur Snacks und Drinks, Vertriebschef Niko Thielsch plaudert auch aus dem Nähkästchen von Adjust und erzählt eine der größten Berliner Erfolgsgeschichten. Das vor fünf Jahren in der Hauptstadt gegründete Unternehmen hat schon über 200 Mitarbeiter und Büros auf der ganzen Welt und arbeitet – mittlerweile profitabel – daran, sämtliche Marketing-Aktivitäten in Echtzeit zu tracken, zu messen und zu analysieren. Der Kampf gegen Adfraud ist bei Adjust genau wie auch bei (Konkurrent) Appsflyer zentral, über allem steht aber der Anspruch, die Wirksamkeit von mobiler (App-)Werbung besser zu messen und hochwertige Nutzer effektiver anzusprechen.


To be continued: Die MMA Germany will die Branchen-Safaris auf andere Städte ausweiten. Hier gibt es weitere Informationen. kan





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