Befragung

Deutsche vertrauen Künstlicher Intelligenz oft eher als einem Menschen

Fotolia / peshkova
Den Deutschen wird ja oftmals ein Hang zur Technophobie unterstellt. Einer aktuellen Auswertung des Digitalverbands Bitkom nach zu urteilen, kann davon zumindest beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) aber keine Rede sein. Demnach würde die Mehrheit der Deutschen in bestimmten Situationen eher der Entscheidung einer KI als der eines Menschen vertrauen.
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In vielen Alltagssituationen vertrauen wir bereits auf die Entscheidungen einer KI - ohne es bewusst wahrzunehmen. Beispielsweise bei der Suche nach der besten Verkehrsroute auf Google Maps oder bei der Auswahl einer neuen Serie auf Netflix oder Amazon Prime. Doch da ist offenbar noch Luft nach oben: Eine Mehrheit der Bundesbürger würde eine KI sogar in privateren Situationen für sich entscheiden lassen. Diese Erkenntnis lässt sich zumindest aus einer aktuellen Bitkom-Befragung gewinnen.

Wenn es beispielsweise um die Beantragung eines Kredits bei der Bank geht, würden 15 Prozent eher die Entscheidung einer KI akzeptieren als die eines Bankangestellten. 10 Prozent würden sich vor Gericht nach einem Verkehrsunfall lieber einer KI als einem menschlichen Richter stellen. 9 Prozent würden die Frage nach einer Gehaltserhöhung lieber von einer KI als von ihrem Chef entscheiden lassen. Und ebenso viele halten die Entscheidung einer KI bei einem Streit mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin für sinnvoll, wenn man sich zum Beispiel über eine größere Anschaffung nicht einigen kann.

Insgesamt, so rechnet es der Digitalverband vor, würden sechs von zehn Bundesbürger in bestimmten Situationen eine KI-Entscheidung einer menschlichen vorziehen. Der Rest lehnt dies grundsätzlich ab. "Künstliche Intelligenz hat ein enormes Potenzial, unser Leben zu verbessern – etwa im Gesundheits- und Bildungswesen oder in der Verwaltung. Sie bietet große Chancen für Unternehmen und hat bereits heute eine erstaunlich hohe Akzeptanz in der Bevölkerung", schlussfolgert Bitkom-Präsident Achim Berg.
Zwischen den Geschlechtern gibt es laut Bitkom keine Unterschiede im Antwortverhalten. Allerdings schwindet die Akzeptanz für KI bei Älteren deutlich. Unter den Bundesbürgern, die 65 Jahre oder älter sind, gibt eine Mehrheit von 56 Prozent an, generell keine KI-Entscheidungen anstelle der Entscheidung eines Menschen akzeptieren zu wollen.

Künstliche Intelligenz hat ein enormes Potenzial, unser Leben zu verbessern – etwa im Gesundheits- und Bildungswesen oder in der Verwaltung.
Achim Berg
In den Augen des Digitalverbands ist Künstliche Intelligenz eine Schlüsseltechnologie, die sich in den kommenden Jahren nicht nur maßgeblich auf unser tägliches Leben, sondern auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Wirtschaft und auf die öffentliche Hand auswirken wird. "Wir müssen hierzulande alles tun, um das Potenzial von KI für die digitale Gesellschaft bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig die vielen offenen rechtlichen und ethischen Fragen klären", so Berg.

Für die Untersuchung hat die Bitkom Research im Auftrag des Bitkom 1.006 Deutsche ab 14 Jahren telefonisch befragt. Die Umfrage ist den Machern zufolge repräsentativ. Die Fragestellung lautete: "Wenn Sie an Ihr Privatleben denken: In welchen der folgenden Situationen würden Sie eher die Entscheidung einer Künstlichen Intelligenz akzeptieren als die eines Menschen?" ron
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