Automatisierung

Warum mehr Roboter nicht weniger Arbeitsplätze bedeutet

Schwer im Kommen: Roboter
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Schwer im Kommen: Roboter
Je mehr Roboter, desto weniger Arbeitsplätze - stimmt das? Bosch macht vor der Hannover Messe eine andere Rechnung auf: Je mehr neue Technik, desto mehr Mitarbeiter werden gebraucht. Man muss dabei aber immer auf die einzelne Tätigkeit und Qualifikation achten.
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Automatisierung und Digitalisierung in den Fabriken kann nach Einschätzung der Technologie-Branche auch Jobs sichern - und sogar neue entstehen lassen. "Je mehr Technik es in einer Fabrik gibt, desto mehr hoch qualifizierte Leute braucht man, die die Systeme betreuen, warten und Verbesserungen einsteuern", sagt der Bosch-Ingenieur Stefan Aßmann, der bei dem Konzern die Sparte Connected Industry - vernetzte Industrien - leitet. Skeptiker befürchten dagegen, dass der Trend zu immer selbstständigeren Robotern künftig Arbeitsplätze kosten wird.

Wir sehen nicht die menschenleere Fabrik, sondern es gibt eher Technologie, die den Menschen hilft, die Maschinen besser am Laufen zu halten.
Stefan Aßmann, Bosch
"Wir haben in einem Werk untersucht, wie der Personalstand heute ist und wie er in fünf oder zehn Jahren aussehen wird. Das Beruhigende war: Es gibt eher mehr Bedarf an hoch qualifizierten Technikern", sagte Aßmann. "Wir sehen nicht die menschenleere Fabrik, sondern es gibt eher Technologie, die den Menschen hilft, die Maschinen besser am Laufen zu halten."

Digital Marketing Days

Künstliche Intelligenz ist auch ein Schwerpunkt-Thema bei den Digital Marketing Days, die HORIZONT am 29. und 30. Juni 2017 in Berlin veranstaltet. Bei dem Pflicht-Termin für Digital-Entscheider diskutieren führende Branchenexperten wie Tina Beuchler (Nestlé) und Sven Krüger (T-Systems) darüber, welche Bereiche im Marketing durch Künstliche Intelligenz verändert werden und wie sich  Chatbots, Sprachassistenten und Roboter im Detail auswirken. Jetzt hier anmelden! 


Bereits heute beschäftigen sich den Angaben zufolge bei Bosch rund 20 000 Entwickler mit Software. Beinahe jede zweite ausgeschriebene Stelle habe derzeit einen Bezug dazu. Das Unternehmen rechne zudem bis 2020 mit einer Milliarde Euro an zusätzlichen Ersparnissen sowie einer weiteren Milliarde Euro an zusätzlichem Umsatz.

Es gibt nach wie vor aber auch viele kritische Stimmen an der fortschreitenden Digitalisierung der Produktion - nicht nur aus dem Gewerkschaftslager. So hatte etwa die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, erst Anfang April vor den Folgen der zunehmenden Automatisierung auf dem Arbeitsmarkt gewarnt. "Die technologischen Veränderungen, die wir im Moment sehen, stellen eine echte Herausforderung dar", sagte sie in Berlin.

Fast alle Berufe würden sich künftig durch Innovationen wie Robotertechnik und künstliche Intelligenz ändern. Regierungen müssten weltweit dafür sorgen, dass aber auch neue Chancen für alle entstünden - und nicht nur traditionelle Jobs wegfielen. "Exzessive Ungleichheit ist unvereinbar mit stabilem Wachstum", meinte Lagarde.

Die Unternehmensberatung McKinsey betont in einer Studie vor allem die Vorteile: "Bis 2030 kann das Bruttoinlandsprodukt Deutschlands durch den Einsatz von intelligenten Robotern um bis zu vier Prozent höher liegen als ohne ihren Einsatz", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus der Untersuchung. Überhaupt, so die Unternehmensberater, seien maximal fünf Prozent aller Jobs komplett von Maschinen ersetzbar.

Bosch-Ingenieur Aßmann räumte ein, dass es "repetitive Tätigkeiten" - also sich ständig wiederholende, einfache Arbeitsschritte - die schon in den vergangenen Jahrzehnten durch Automatisierung wegrationalisiert worden seien - "das gab es und das wird es weiterhin geben". Grundsätzlich gelte aber: Vernetzung führe zu mehr Produktivität in Unternehmen und stärke die Wettbewerbsfähigkeit.
Beim Stillstand einer Maschine sei früher bis zur Reparatur eine gewisse Zeit vergangen. "Heute sind unsere Mitarbeiter mit Tablet oder Smartphone in der Werkstatt und bekommen dort schon eine SMS von der Maschine, was passiert ist und wie das Problem zu beheben ist", sagte der Ingenieur. Falls eine Maschine ein Ersatzteil benötige, scanne der Mitarbeiter nur noch den entsprechenden Barcode ein. Das Teil werde online bestellt. "Die Unterstützung des Menschen – und die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine - ist schon Normalität." dpa




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