Donald Trump bekommt stärkeren Gegenwind aus der Tech-Branche.
Der Konflikt zwischen den amerikanischen Tech-Giganten und Donald Trump geht in die nächste Runde: Medienberichten zufolge bereiten zahlreiche namhafte Unternehmen, darunter Apple und Uber, einen Offenen Brief an den neuen US-Präsidenten vor. Uber-Chef Travis Kalanick zieht sich gar aus Trumps Beratungsgremium zurück. Er hätte eigentlich an einem für heute mit Spannung erwarteten Treffen mit Trump im Weißen Haus teilnehmen sollen.
Seit gestern berichten amerikanische Medien übereinstimmend, dass Unternehmen wie Apple, Alphabet, Amazon, Facebook und Uber einen Offenen Brief an Donald Trump vorbereiten, in dem sie sich gegen das Einreiseverbot gegen sieben Staaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung aussprechen. "Bloomberg" zufolge beteiligen sich auch Konzerne aus anderen Branchen an der Aktion, etwa aus der Finanz-, Energie und Konsumgüterindustrie. Jedoch sei bislang unklar, welche weiteren Firmenchefs ihre Unterschrift tatsächlich unter den Brief setzen werden.
Den Informationen zufolge soll der Offene Brief noch in dieser Woche veröffentlicht werden. Derzeit werde noch an der endgültigen Version des Dokuments gefeilt.
Bereits unmittelbar nach Bekanntwerden des Einreisestopps hatten die Tech-Konzerne
am vergangenen Wochenende ihre Kritik geäußert. Google-CEO
Sundar Pichai rief vorsorglich Mitarbeiter, die sich gerade im Ausland befanden, zurück. Airbnb bietet seither kostenlose Unterkünfte für Betroffene an. Und Uber-CEO
Travis Kalanick stellte einen Fonds in Höhe von drei Millionen Dollar für Rechtshilfe bereit. Tesla-Chef
Elon Musk sieht die vom Einreisestopp betroffenen Menschern ebenfalls zu Unrecht an den Pranger gestellt: "Sie haben das Richtige getan, nicht das Falsche, und sie verdienen es nicht, zurückgewiesen zu werden."
Der Gruppe anzugehören, war weder als Unterstützung des Präsidenten noch seiner Agenda gemeint.
Travis Kalanick
Als einer der ersten zieht nun Uber-Chef Kalanick Konsequenzen und kündigt an, Trumps Beratungsgremium zu verlassen. Die "New York Times" und CNN zitierten am Donnerstag aus einer Mail Kalanicks an seine Mitarbeiter. Darin heißt es, er habe am gleichen Tag mit
Trump über dessen Einwanderungsbann sowie die Auswirkungen des Verbots gesprochen und den Präsidenten über seinen Rückzug informiert. "Der Gruppe anzugehören, war weder als Unterstützung des Präsidenten noch seiner Agenda gemeint", schrieb Kalanick, "es wurde aber fälschlich genau so verstanden".
Kalanick ist sowohl von Mitarbeitern als auch von Kunden kritisiert worden, nachdem er einen Sitz in dem Gremium angenommen hatte. Sein Unternehmen, der umstrittene Fahrdienstvermittler Uber, geriet in den vergangenen Tagen in einen Shitstorm, weil die Uber-Fahrer günstige Fahrten anboten, während Taxifahrer gegen Donald Trumps Einwanderungsdekret protestierten. 200.000 Uber-Kunden sollen daraufhin die App aus Protest gelöscht haben.
Nutznießer des Shitstorms gegen Uber ist derzeit dessen größter Konkurrent Lyft. Die App ist in den USA laut "Techcrunch" von Platz 39 bis auf Platz 4 im App Store von Apple geklettert.
Musk
Kalanick hätte eigentlich an einem für heute mit Spannung erwarteten Treffen mit
Trump im Weißen Haus teilnehmen sollen, das als "Strategie- und Politikforum" überschrieben ist. Kalanick war einer von 16 Firmenchefs. Zu den anderen gehören Ex-General-Electric-CEO
Jack Welch und
Elon Musk (Tesla, SpaceX). Das Gremium soll dem Präsidenten überparteilichen Rat geben und ihn über Auswirkungen seiner Politik informieren.
Anders als Kalanick will Tesla-Chef Musk beim für heute anberaumten Treffen mit Trump erscheinen.
Auf Twitter veröffentlichte er ein Statement, in dem er seine Teilnahme verteidigt. "Meine Teilnahme bedeutet nicht, dass ich das Vorgehen Trumps unterstütze." Er werde dem Präsidenten seine Einwände gegen den Einreisestopp vortragen und Gegenvorschläge anbieten.
ron (mit dpa-Material)