Wenn es in den Urlaub geht, spielen Apps eine immer wichtigere Rolle.
Während viele Digital-Experten seit Längerem den Niedergang der Apps prophezeien, feiern sie in der Reisebranche offenbar erst ihren großen Durchbruch. Einer aktuellen Analyse zufolge steigen die Downloadzahlen für Reise-Apps wie Tripadvisor, Booking und Airbnb stetig. Doch der Markt ist hart umkämpft.
Trivago für die Flugbuchung, Airbnb für die passende Unterkunft, Uber für den Transfer vom Flughafen und Foursquare für die Suche nach dem besten Restaurant: Apps haben derzeit in der Reisebranche Hochkonjunktur und sind mittlerweile fester Bestandteil aller Stufen des Reiseprozesses geworden. Und weil das Smartphone immer mehr zum ständigen Begleiter in der Hosentasche avanciert, nimmt auch die Relevanz dieser Apps weiter zu.
Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Auswertung der Analyse-Plattform App Annie, die HORIZONT Online vorliegt. Demnach haben die weltweiten Downloads von Reise-Apps zwischen 2015 und 2016 um 20 Prozent zugelegt. Im Vergleich zu 2014 sogar um 50 Prozent. Auch die Zeit, die die Nutzer auf Airbnb und Co verbringen, nimmt zu. Im vergangenen Jahr verbrachten Europäer über 180 Milliarden Stunden auf Reise-Apps - in Deutschland hat sich die durchschnittliche Nutzungszeit sogar verdoppelt.
In der Reisebranche werden gerade die Karten neu gemischt, beobachtet
Martje Abeldt, Europachef von App Annie: "Und Apps sind sozusagen die nächste Evolution in diesem sich ständig verändernden Markt." Gut implementiert, würden Apps ungeahnte Möglichkeiten für Reiseunternehmen bieten, um ihre Kunden auf eine persönliche Weise anzusprechen und auf ihre Wünsche einzugehen. "Apps haben den nächsten Kriegsschauplatz eröffnet im anhaltenden Kampf um Kundenbindung, Verweildauer und Kundenzufriedenheit", so Abeldt.
Das Universum der Reise-Apps
Doch der App-Markt ist umkämpft. Mehr als fünf Millionen Apps stehen im App-Store von Google und Apple zum Download zur Verfügung, durchschnittlich 30 verschiedene Apps nutzen Deutsche pro Monat. Kein Wunder also, dass der Wettbewerbsdruck für die Anbieter immens ist. Auf diesem Spielfeld haben in der Regel nur diejenigen Erfolg, die auf Techniken zur App-Store-Optimierung und auf App-spezifische User-Generierung zurückgreifen.
Und auch wenn es laut Abeldt bei vielen Unternehmen noch sehr viel Nachholbedarf bei der App-Store-Optimierung gibt, sind bereits größere Reiseanbieter auf den Zug aufgesprungen und versuchen, die Nutzer auf ihre Plattform zu locken. In Bezug auf die monatlich aktiven Nutzer macht laut App Annie besonders die App Tripadvisor den besten Job, auf dessen Plattform individuelle Erfahrungsberichte geteilt werden. Vor 17 Jahren gestartet, hat das mittlerweile börsennotierte US-Unternehmen vor wenigen Tagen erst die 500 Millionen-Marke bei Reviews und Meinungen geknackt.
Laut App Annie sei Tripadvisor eine der treibenden Kräften hinter dem Aufstieg der Apps im Reise-Business. Die beliebte Reiseplanungs- und Buchungsseite erhält nun 290 Beiträge pro Minute tagtäglich – online und auf der App. "Wir haben
die Reisebranche nachhaltig verändert", resümiert Tripadvisor-CEO Stephen Kaufer.
Auch Fluggesellschaften haben den Trend offenbar erkannt und binden Apps immer häufiger als zentrales Instrument in ihre Kundenansprache mit ein. "In einer Welt, in der viele Reisende die Hilfe von Drittanbieter-Diensten für Buchung und Verwaltung ihrer Reisen in Anspruch nehmen, sind Apps eine neue Möglichkeit für Fluggesellschaften, wieder in direkten Kontakt mit ihren Kunden zu treten", heißt es in der Analyse von App Annie. Deshalb seien Angebote wie Remote-Check-in, Sitzauswahl, papierlose Boardingpässe und das Scannen des Reisepasses mittlerweile gängige Services für die Kunden.
Wählt man die monatlich aktiven Nutzer in Europa als Basis, macht Ryanair im App Store den besten Job. App Annie nennt zwar keine konkreten Zahlen, die irische Billigfluglinie könne aber wie keine andere Fluggesellschaft die Nutzer auf die mobile Plattform locken. Easyjet landet der Auswertung zufolge auf Rang 2, Turkish Airlines auf Rang 3. Die Lufthansa platziert sich auf Rang 6.
ron