Alibabas Unternehmenszentrale im chinesischen Hangzhou
Amazon bekommt Gegenwind aus Fernost. Der chinesische E-Commerce-Riese will das Cloud-Geschäft massiv ausbauen und dafür in Frankfurt sein erstes europäisches Rechenzentrum eröffnen. Noch beherrscht diesen Markt der US-Gigant Amazon mit seinem Cloud-Hoster Amazon Web Services (AWS).
Sie lassen sich nicht mit der Post verschicken, dennoch sind sie derzeit das größte Wachstumsfeld für Amazon: Daten. Die unter dem Kürzel AWS geführte Cloud-Sparte verbuchte im vergangenen Quartal ein Plus von 55 Prozent und kletterte auf 3,2 Milliarden US-Dollar Umsatz. Der ehrgeizige Konzernchef Jeff Bezos peilt mit AWS einen Jahresumsatz von zehn Milliarden Dollar an. Damit ist Amazon im Cloud-Bereich eindeutig Marktführer.
Das chinesische E-Commerce-Pendant Alibaba will Amazon nun das Feld streitig machen und investiert kräftig in die Errichtung von Datenzentren, um die Alibaba Cloud ausbauen zu können. Der Konzern verkündete gestern, bis zum Ende des Jahres vier neue Datenzentren in Dubai, Europa, Australien und Japan zu bauen. Insgesamt halten dann 14 Datenzentren die Infrastruktur von Alibaba aufrecht. Diese ist schon jetzt äußerst belastbar, wie das Unternehmen jüngst beim chinesischen Shopping-Event "Singles' Day" beweisen konnte. Alibaba protzt damit, mehr als 175.000 Bestellungen pro Sekunde verarbeitet zu haben, ohne in die Knie gegangen zu sein.
Alibaba arbeitet dabei eng mit Vodafone Deutschland zusammen. Alibaba Cloud hat sich für ein Rechenzentrum von Vodafone Deutschland als Co-Location-Standort seines ersten europäischen Rechenzentrums und seiner Public Cloud entschieden. Im Gegensatz zu Private Cloud Angeboten handele es sich laut Vodafone bei einer Public Cloud um eine öffentliche Plattform, bei der verschiedene Kunden über das Internet auf ein und dieselbe IT-Infrastruktur zugreifen. "Die Tatsache, dass Alibaba Cloud sich für Vodafone Deutschland als Hosting Partner in Europa entschieden hat, belegt die Qualität unseres Angebots, mit dem wir unseren Kunden leistungsstarke, hochverfügbare und extrem sichere Cloud-Services in Deutschland und Europa anbieten können", sagt
Alexander Saul, Geschäftsführer Firmenkunden Vodafone Deutschland.
Mit dem Ausbau seiner Daten-Infrastruktur prescht Alibaba in einen Markt vor, der derzeit noch von Tech-Riesen aus den USA beherrscht wird.
Einer aktuellen Auswertung des US-Marktforschers Synergy zufolge, ist Amazon mit seinem Cloud-Produkt AWS der unangefochtene Marktführer. Der Konzern von Jeff Bezos vereint 45 Prozent des weltweiten Umsatzes mit "IaaS" (Infrastructure as a Service) auf sich (siehe unten). Die dahinterliegenden Konkurrenten
Google,
IBM und
Microsoft kommen nicht einmal zusammengerechnet ansatzweise an Amazon heran. Mit "IaaS" können Kunden Rechnerinfrastruktur bei Bedarf anmieten, statt sie selbst zu kaufen.
Amazon dominiert das Cloud-Geschäft
Um das Feld aber nicht allein Amazon zu überlassen, investiert nicht nur Alibaba eifrig. Microsoft-Chef
Satya Nadella baut derzeit seinen Konzern vom Computer-Riesen zum Cloud-Dienstleister um und verzeichnete im Geschäft mit der Datenwolke zuletzt einen Umsatzanstieg um acht Prozent auf 6,4 Milliarden US-Dollar. Google gab Ende September bekannt, acht weitere Datenzentren zu errichten, um das Cloud-Geschäft anzukurbeln. Laut Urs Hölzle, der bei Google für die technische Infrastruktur verantwortlich ist, werden diese in Mumbai, Singapur, Sydney, im Norden von Virginia, São Paulo, London, Finnland und Frankfurt stehen. Amazon selbst arbeitet derweil am Ausbau seines Angebots in China und will seine Präsenz dort mit einer weiteren Niederlassung erweitern. ron