Viele wissen nicht, was das Smart Home überhaupt ist
Smart Home, eHome oder Smart Living – es kursieren viele Bezeichnungen für mehr oder weniger dasselbe Thema. Hinzu kommt, dass die Möglichkeiten des Internet der Dinge diverse Anwendungsbereich miteinander verschwimmen lassen. Ist der intelligente Fitnesstracker Smart Living oder Smart Health? Wozu gehört das vernetzte Auto? Klar ist: User wollen vom Nutzen der Technologie profitieren und nicht von verwirrenden Bezeichnungen und technischen Details überrumpelt werden. Es gilt also eine verständliche Sprache zu sprechen und den nebulösen Begriff "IoT" greifbarer zu machen.
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Das Smart Home ist noch nicht wirklich smart
Zwar lassen sich bereits viele alltägliche Abläufe durch die Vernetzung intelligenter Geräte automatisieren, allerdings muss immer noch zu viel manuell durch den User gesteuert werden. Die Installation der meisten Smart-Home-Systeme läuft über eine App, mit der in Folge auch die Funktionen des Systems bedient werden. Werden nun verschiedene Systeme und Produkte genutzt, führt das schnell zu einer Vielzahl verschiedener Apps, die der User koordinieren muss.
Zwar erleichtern Sprachassistenten wie Alexa oder der Google Assistant die Nutzung und gestalten sie intuitiver – doch auch diese Systeme sind nur eine Brückentechnologie. Native Apps und Sprachassistenten verlieren in Zukunft an Bedeutung, "echte" Automatisierung basierend auf Deep Learning und Artificial Intelligence wird hingegen immer mehr zur Realität werden.
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Überforderndes Angebot & unklarer Mehrwert
Gateways, Widgets, Application Programming Interfaces und dabei noch unzählige Produktanbieter am Markt – zu fachspezifisches Vokabular sowie unübersichtliche Produktangebote schrecken teilweise sogar technikaffine Interessenten ab. Darüber hinaus ist die Vermarktung von vernetzten Geräten häufig nicht anwendungs- und lösungsorientiert genug. Derzeit dominieren häufig "nice-to-have"-Spielereien à la "Wenn es regnet, leuchtet meine Lampe blau" das Bild, das viele vom Smart Home haben.
Wirklich interessant – auch für den Otto Normalverbraucher – wird es aber, wenn man diese Beispiele mit echtem Mehrwert für den Anwender verbindet. Wenn ich beispielsweise nach fünf Minuten starkem Regen bei gekippten Fenstern, über die ich nicht nur durch die Blaufärbung der Lampe, sondern auch eine Meldung auf mein Handy informiert werde, nicht die Fenster schließe, werden die Rollläden an diesen mit Sensoren ausgestatteten Fenstern automatisch heruntergefahren.
„Die Vermarktung von vernetzten Geräten ist häufig nicht anwendungs- und lösungsorientiert genug.“
Andreas Bös, Conrad Connect
Heterogener Smart-Home-Markt
Bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel einheitliche Funk-Standards bei Beleuchtungssystem, ist der Smart-Home-Markt sehr heterogen. Viele Anbieter nutzen eigene Netzwerkprotokolle, was im Zweifel dazu führt, dass Nutzer Produkte von zwei unterschiedlichen Marken nicht miteinander vernetzen können.
Irrglaube: Smart Home kostet viel
Ein häufig genannter Grund, warum sich Interessenten gegen das Smart Home entscheiden, ist der hohe Kostenfaktor. Für funktionstüchtige und nützliche Smart-Living-Routinen müssen aber keine Unmengen an Geld investiert werden. Zum einen sind selbst Markenprodukte bereits im Preis gesunken, zum anderen muss häufig kein zusätzliches Budget in vernetzte Geräte investiert werden, denn bereits vorhandene Produkte, wie eine simple Kaffeemaschine, lassen sich beispielsweise kostengünstig mit intelligenten Steckdosen "smart" machen.
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