Einmal im Monat erklären Constantin Buer und Vincent Kittmann von Podstars by OMR die wichtigsten Entwicklungen im Podcast-Business und ordnen sie ein. In dieser Ausgabe geht es um das große Promi-Beben im Podcast-Markt, um ein weiteres "Netflix für Podcasts" und um Storytelling-Formate, die das TV-Lizenzgeschäft aufwirbeln.
(wer nicht lesen möchte, kann sich den "PodTalk" hier anhören)
PodTalk 4 SM
Joko und Paul wechseln zur SevenOne Ad Factory - Status Quo im Podcast-Markt
Paukenschlag im großen Promi-Podcast-Zirkus - Joko Winterscheidt und Paul Ripke
wechseln mit ihrem beliebten Format "Alle Wege führen nach Ruhm" zur Seven One Ad Factory, genauer gesagt zur Starwatch Entertainment Unit. Interessant ist daran zum einen, dass Fans des Erfolgsformats ohne eine lange Sommerpause aushalten zu müssen direkt in die vierte Staffel hören können. Zum anderen beweist Pro Sieben Sat 1 damit, wie ernst sie das Podcast-Business mittlerweile nehmen.
Neben der Audio Alliance und der von RTL mitentwickelten Plattform Audio Now (wir berichteten) hat damit der zweite große Fernsehsender seine Bemühungen im Podcast-Markt deutlich verstärkt. Dass im gleichen Atemzug noch weitere Formate mit prominenter Besetzung angekündigt wurden, war zugegeben keine große Überraschung. Die Starwatch Entertainment produziert unter anderem Formate wie "Paula kommt" oder hauseigene Shows wie den "Uncovered Podcast" oder den "Galileo Podcast" - dem Podcast-Business ist das Unternehmen entsprechend nicht ganz fremd.
Die Autoren
Constantin Buer und Vincent Kittmann leiten den Podcast-Vermarkter Podstars by OMR. Vermarktet werden unter anderem der OMR-Podcast, Fußball MML, Fiete Gastro und Hotel Matze. Basketballfans dürfte Kittmann bekannt vorkommen: Er war bis 2016 als Profi-Spieler aktiv.
Siebt sich der Markt so langsam aus und teuer produzierte Formate oder Podcasts mit prominenten Namen bleiben am Ende übrig? Schwer zu beurteilen. In jedem Fall professionalisiert sich das Medium mit rasender Geschwindigkeit. Das sieht man insbesondere bei einem Blick auf die Apple Podcast oder Spotify-Charts - hier sind fast ausschließlich Produktionen von professionellen Podcast-Produzenten zu finden. Das muss übrigens nicht heißen, dass sich inhaltlich starke Hobbykeller-Produktionen nicht trotzdem durchsetzen können. Bleibt dran, ihr Podcaster, denn regelmäßig beweist der Markt, dass er ein offenes Ohr für Newcomer hat, wenn man mittlerweile etablierte Formate wie Herrengedeck oder Lästerschwestern betrachtet.
Podimo - noch ein “Netflix für Podcasts”?
In dieser Kolumne hat es ja fast schon Tradition, dass wir einen Blick auf die vielen neuen Podcast-Plattformen werfen, die den Markt förmlich überschwemmen. Eine davon wollen wir erneut herausstellen, die von der mittlerweile recht gängigen Auffassung, das "Netflix für Podcasts" zu werden, Gebrauch machen: Podimo. Das dänische Start-up hat zum Launch der Plattform direkt
6 Millionen Euro eingesammelt und will so absichern, dass der Start im September ein bisschen glimpflicher abläuft, als der des amerikanischen Konkurrenten Luminary.
Podimo will seinen Podcastern eine Art Sicherheit zahlen, um sie von der Last der Monetarisierung ihrer Formate zu befreien. Alles schon mal gehört und dennoch gibt es einen kleinen Unterschied: Podimo setzt auf ein Freemium-Modell, sodass der Service grundsätzlich gratis angeboten wird. Wie genau die Podcaster entlohnt werden, ist im Übrigen noch nicht klar. Podimo verspricht
auf seiner Website ein "faires Ökosystem für Podcaster", die mit jeder Wiedergabe für ihren Content entlohnt werden.
Das Produkt "Netflix für Podcasts" scheint sich in den Köpfen der vielen Plattformschaffenden festgesetzt zu haben. Eines darf aber bei der Entwicklung von Services wie Luminary oder Podimo nicht vergessen werden: Hörer und Podcaster nutzen das Medium seit über 15 Jahren kostenlos. Ob die Konsumenten zukünftig bereit sind für guten Content Geld zu bezahlen, bleibt fraglich. Unsere These: das "Netflix für Podcasts" wird Apple oder Spotify, indem sich hochwertige Produktionen an die Spitze der Charts festsetzen, aber weiterhin gratis abrufbar sind. So bleiben diese Plattformen die wichtigsten Quellen für Audio-on-demand, ohne dass sich ein Bezahlmodell durchsetzen kann.
Opinary Podcast
Podcast-Fabrik Wondery sammelt ein und bringt Podcasts auf den Screen
Dass Podcasts gute Geschichten erzählen können, ist dem geneigten Hörer sicher nicht ganze fremd. Dass gute Geschichten Vorlagen für TV-Serien sein können, sollte ebenfalls bekannt sein. Dass Podcast-Companies wie
Wondery jetzt im großen Stil ins TV-Lizenzgeschäft einsteigen, ist also die logische Konsequenz. Das drei Jahre alte Unternehmen aus den USA sammelte kürzlich 10 Millionen Dollar ein und verkaufte die erfolgreiche Podcast-Reihe "Dirty John" an Netflix, fünf weitere populäre Shows wie "Over my dead body" sind bereits an Universal, FX oder WarnerMedia verteilt worden.
Ein gutes Zeichen für den Podcast-Markt und ein Beweis für die steigende Relevanz und die außergewöhnliche Content-Qualität, die Podcasts augenblicklich besitzen. Bereits im letzten Jahr bot "Homecoming" die Grundlage für die gleichnamige von Amazon produzierte TV-Serie. Können auch deutschsprachige Podcast-Produktionen bald die Basis für eine erfolgreiche Bewegtbild-Umsetzung sein? Storytelling-Formate schießen hierzulande nicht gerade wie Unkraut aus dem Boden. Aktuell sind Produktionen wie "
Der Abgrund" oder
"Norderstedt" zwar in den Podcastcharts weit oben zu finden, an die Qualität eines von Wondery produzierten Podcasts wie
"The shrink next door" oder
"Man in the Window" kommen diese allerdings bei weitem nicht heran.