Einmal im Monat erklären Constantin Buer und Vincent Kittmann von Podstars by OMR die wichtigsten Entwicklungen im Podcast-Business und ordnen sie ein. Ausgabe 2 von PodTalk bespricht die Zukunft des “Morning Briefings”, gibt ein Update zum holprigen Start von Luminary und erklärt, warum Bertelsmann in Sachen Podcast jetzt ganz groß auffährt.
(wer nicht lesen möchte, kann sich den "PodTalk" hier anhören)
PodTalk 2 Social Media
Gabor Steingarts Podcast-Pläne
Dass Gabor Steingart das Podcast-Genre “Morning Briefing” im deutschsprachigen Podcast-Raum maßgeblich prägt, dürfte allen aufmerksamen Apple Podcast-Charts-Analysten bereits bestens bekannt sein. Zuletzt kündigte der ehemalige Verleger des Handelsblatts im
Interview mit Turi2 an, bis zu zehn weitere Podcast-Formate launchen zu wollen. Dabei steht Steingart so ganz und gar nicht auf die im Podcast-Bereich allseits beliebte native und vom Host der jeweiligen Show selbst vorgetragene Werbe-Integration, das sei “ein Übers-Ohr-Hauen der Leser und Hörer”. Eine steile These, die es für Podcast-Vermarkter erstmal zu schlucken gilt, zumal Steingarts Reichweite sicherlich bestens vermarktbar sein dürfte. Aktuell zeichnet sich übrigens vage ab, wie Steingart das Projekt “Morning Briefing” in Zukunft finanziert: Momentan geschieht das noch überwiegend aus eigener Tasche, künftig dürfte Axel Springer Steingarts noch jungem Medienunternehmen als strategischer Investor einen erheblichen Aufschwung geben. Heißer Podcast-Tipp: Im
Interview-Podcast OMR Media mit Pia Frey erklärt Gabor Steingart, wie es zu der Beteiligung kam, wie seine Zukunftspläne aussehen und wo sich das Projekt hinentwickeln könnte.
Die Autoren
Constantin Buer und Vincent Kittmann leiten den Podcast-Vermarkter Podstars by OMR. Vermarktet werden unter anderem der OMR-Podcast, Fußball MML, Alle Wege führen nach Ruhm und Hotel Matze. Basketballfans dürfte Kittmann bekannt vorkommen: Er war bis 2016 als Profi-Spieler aktiv.
Update: Luminary’s Chaos-Launch
Für die viel besprochene Podcast-Plattform Luminary, über die wir bereits im letzten Monat berichtet haben, geht es augenscheinlich bergab. Immer mehr Content Creator lassen ihre Inhalte von der Plattform, die als “Netflix für Podcasts” verstanden werden möchte, entfernen. Unter anderem zog Podcaster Joe Rogan seine Zusage zurück, auch die Branchenriesen Gimlet, die New York Times mit “The Daily” oder Anchor und Parcast, die zu Spotify gehören, sind vorerst nicht dabei. Ein herber Rückschlag - doch wieso eigentlich? Findige Podcaster hatten herausgefunden, dass Luminary den Nutzern die Shows
über Proxy-Server zur Verfügung stellen wollte - als Grund gab Luminary an, die Streaming-Geschwindigkeit verbessern zu wollen.
Der Haken: Podcast-Produzenten sorgten sich um mutmaßlich fehlende Daten. Beispielsweise verschwanden grundlos Shownotes, die die Podcaster für Links ihrer Werbepartner oder andere relevante Informationen verwendet hatten. Außerdem fehlten präzise Angaben zur Herkunft der Hörer, da IP-Adressen durch die Proxy-Server verfälscht wurden. Übrigens: Der Einsatz von Proxy-Servern ist laut IAB-Standard (
über den wir im letzten Monat berichteten) nicht erlaubt,
da er als Bot-Traffic eingestuft wird. Die Probleme sollen jedoch mittlerweile behoben worden sein. Insgesamt fraglos kein guter Start für das mit viel Vorschusslorbeeren und ungefähr 100 Millionen Dollar überhäufte Unternehmen, das den Podcast-Markt revolutionieren will.
Opinary Podcast
Bertelsmann fährt ganz groß auf
Auch Bertelsmann hat festgestellt, dass in Sachen “Audio on Demand” was geht und gründete kurzerhand eine Produktionsfirma für Podcasts und andere Audio-Inhalte - die Audio Alliance. Zudem gibt es bereits eine neue Podcast-Plattform mit dem Namen AudioNow, die aus unserer Sicht auf den ersten Blick ganz gelungen ist. Vor allem sollen hier nationale und internationale hochqualitative Produktionen, unter anderem die Eigenmarke Stern (z.B. “Stern Crime” oder “Faking Hitler”), präsentiert und für jeden zugänglich gemacht werden.
Die Entwicklungen sind zweifellos spannend und das Potenzial der gebündelten Power der verschiedenen Content Creator, Vermarktungspartner und Redaktionen, die teilweise bereits hochwertig produzierte Formate ausspielen, steht außer Frage. Problematisch könnte die Umsetzungsgeschwindigkeit in Hinblick auf Produktion und Vermarktung des neues Audio-Riesen sein. Viele Köche könnten den Brei verderben - oder ihn zumindest etwas zäh wirken lassen. Die Vermarktung der Formate übernimmt im Übrigen die hauseigene Ad Alliance, die ihr Angebot an Agenturen und Werbekunden damit um das Thema Audio verbreitert. Interessant wird hierbei sein, in welcher Form Werbung in den Produktionen platziert wird und ob das Thema native Host-Reads eine Rolle spielt.