Constantin Buer und Vincent Kittmann, OMR
Monatlich erklären Constantin Buer und Vincent Kittmann von Podstars by OMR die wichtigsten Entwicklungen im Podcast-Business und ordnen sie ein. In dieser Ausgabe geht es um neue Zukäufe für Spotify, den Deutschen Podcast Preis 2020 und um die abklingende Goldgräber-Stimmung auf dem amerikanischen Podcast-Markt.
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Zwei grüne Riesen - Spotify kauft Podcast-Netzwerk "The Ringer"

Grünes Logo kauft grünes Logo - seitdem wir mit Podstars by OMR in der deutschen Podcastlandschaft aktiv sind und hierzulande Podcasts produzieren, beobachten wir die Entwicklungen in den USA und die des Sport-Podcast-Netzwerks "The Ringer". Zu Beginn unserer Bemühungen war das Netzwerk eines unserer Vorbilder in Sachen Podcastvermarktung und Distribution von Content. Schlachtschiff des seit 2016 agierenden Startups ist der Podcast des ehemaligen ESPN- und HBO-Journalisten Bill Simmons mit gleichnamigen Titel.
Die Autoren
Constantin Buer und Vincent Kittmann leiten den Podcast-Vermarkter Podstars by OMR. Vermarktet werden unter anderem der OMR-Podcast, Fußball MML, Fiete Gastro und Hotel Matze. Basketballfans dürfte Kittmann bekannt vorkommen: Er war bis 2016 als Profi-Spieler aktiv.
Jetzt hat Spotify zugeschlagen: Die Schweden lassen sich den Spaß am Sport angeblich rund 180 Millionen Euro kosten und versprechen sich von dem Deal, "das nächste ESPN" erworben zu haben. Der Zukauf von "The Ringer" ist bereits Spotifys vierte nennenswerte Erweiterung des bestehenden Podcast-Angebots. Neben Gimlet, Parcast und Anchor breitet sich das Unternehmen nun im Bereich Sport aus - sicherlich eine sinnvolle Investition.

Sport-Podcasts sind in den USA seit Beginn der aktuellen Podcastwelle extrem beliebt. Die ungebremste Investitionsfreude von CEO Daniel Ek belebt die weltweite Podcastlandschaft in vielerlei Hinsicht, insbesondere in Hinblick auf die sich weiter positiv entwickelnde Contentqualität. Es bleibt spannend, ob die bislang noch relativ offene und für fast jeden zugängliche Plattform bald überwiegend Eigenproduktionen der genannten Netzwerke pusht und kleinere Publisher somit Probleme bekommen, ihren Content an die Zuhörerschaft zu bringen.

Spotifys Fußabdruck wächst und hat mit einem Gesamtinvest von über 600 Millionen US-Dollar bereits jetzt spektakuläre Ausmaße erreicht. Außerdem spannend: Was passiert in Deutschland? Gibt es auch hierzulande schon Startups, die für Spotify potenziell interessant sind? Möglicherweise stellt sich die Situation im deutschsprachigen Markt etwas anders dar, weil dieser dem amerikanischen hinterherhinkt - die Konkurrenz ist deutlich kleiner.

Der Deutsche Podcast Preis 2020 - endlich ein würdevoller Rahmen für die besten Podcasts des Landes

Am 19. März findet zum ersten Mal der Deutsche Podcast Preis statt. Natürlich gab es hier und da bereits Auszeichnungen für die besten Produktionen, die coolsten Podcast-Cover oder die witzigsten Unterhaltungsformate, aber ein Preis für die mittlerweile stärker professionalisierte Branche existierte bisher nicht. Die ganz großen Namen des deutschsprachigen Podcastmarktes haben sich zusammengetan und ein Event ins Leben gerufen, das ehrt, was zu ehren ist und auch wir von Podstars by OMR haben ein bisschen unsere Finger mit im Spiel.

Opinary Podcast

Eine Jury aus über 150 Branchenkennern und Podcastprofis nominierten in der vergangenen Woche nun in sechs Kategorien insgesamt 18 Formate. Von Klassikern wie "Fest & Flauschig" und "Zeit Verbrechen" bis hin zu eher unbekannteren Formaten wie beispielsweise "Bestatten, Hauda", einem Podcast über den Tod, ist die Auswahl spannend und divers. Insgesamt hatten 700 Publisher ihre Formate eingereicht. Die Zusammensetzung der verschiedenen Initiatoren, aber auch die bloße Anzahl der Einreichungen zeigt die Wichtigkeit des Mediums Podcast in Deutschland.

Über Preisverleihungen darf man natürlich denken, was man mag, allerdings steht außer Frage, dass es Zeit wird für die ausreichende Anerkennung von tollen Podcastproduktionen, die den Hörern größtenteils kostenfrei zur Verfügung stehen. Die Etablierung des Podcast Preises als eine Art Oscar für die Branche - das wäre doch etwas.

Ist die Goldgräber-Stimmung vorbei? So geht es den großen und kleinen Publishern in den USA

Zum Schluss der Februar-Kolumne geht unser Blick erneut in die Vereinigten Staaten. In einem bei Digiday erschienenen Artikel wird der zunehmend gesättigte Podcastmarkt beklagt, was insbesondere den kleinen Publishern in den USA zu schaffen macht. Gibt es womöglich bereits zu viele Werbeträger für zu wenig Werbekunden? Beispielhaft dafür wird die Produktion des Business Insiders "This is Success" genannt, die im Jahr 2019 nur in insgesamt drei Episoden Sponsoren oder Werbepartner unterbringen konnte - und das trotz prominenter Gäste und beeindruckenden Reichweiten.

Es wird befürchtet, dass die Goldgräber-Stimmung auf dem Podcast-Werbemarkt so langsam abebbt, auch weil viele Werbetreibende ihre anfänglichen Tests im Bereich der nativen Werbeeinbindungen oder Sponsorships aufgrund von Misserfolgen oder anderweitiger Budgetverteilungen vorerst eingestellt haben. Und natürlich hat sich auch der Kampf um die Gunst der Hörer verschärft. Mehr denn je erfordert die professionalisierte Branche mittlerweile deutlich mehr Ressourcen auf Seiten der Publisher, nachhaltige, redaktionell aufbereitete Marketingmaßnahmen und nicht zuletzt eben auch ausreichend Unterstützung durch Sponsoren und Partner.
Einfach ausgedrückt: Podcasten ist richtig teuer geworden. Natürlich setzen Advertiser zudem auf die großen Namen mit richtig Reichweite, die hierzulande beispielsweise "Hotel Matze", "FUSSBALL MML" oder "Beste Freundinnen" heißen, was es für neue, kleinere Publisher umso schwerer macht, ihre Formate auf eine vermarktbare Reichweite zu hieven. Die Zeit, in der ein Mikrofon, zwei interessante Gesprächspartner und ein bisschen Glück ausreichte, um am Markt zu bestehen, ist laut Digiday also mutmaßlich vorbei.
 



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