Giuseppe Rondinella
Mobiler Bezahldienst

Warum es Apple Pay in Deutschland schwer haben wird

Wer hierzulande mit seinem iPhone oder seiner Apple Watch an der Ladenkasse bezahlen möchte, kann das ab sofort tun. Apple hat seinen mobilen Bezahldienst Apple Pay seit heute auch für deutsche Kunden freigeschaltet. Problem nur: Bei deutschen Verbrauchern gilt nach wie vor das Motto "Nur Bares ist Wahres". Apple Pay wird auf eine harte Probe gestellt werden.
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Der Start von Apple Pay in Deutschland war von Konzern-Chef Tim Cook Anfang August für "später in 2018" angekündigt worden. Nun ist es endlich soweit. Als 32. Land führt der Konzern den Bezahldienst auch hierzulande ein. Vier Jahre nach dem Start in den USA. Und ein halbes Jahr nach der Einführung des Konkurrenzproduktes Google Pay in Deutschland.

Dass sich Apple mit der Einführung seines Bezahldienstes in Deutschland so schwer getan hat (der Service sollte eigentlich schon früher an den Start gehen), ist wahrscheinlich zurückzuführen auf den Gegenwind der hiesigen Banken, die lieber ihre eigenen Bezahldienste auf den Markt gebracht hätten - und teils bereits auf den Markt gebracht haben. Man könnte andererseits fast meinen, Apple habe bewusst so lange auf die Einführung von Apple Pay gewartet, bis auch endlich die Deutschen bereit sind für mobiles Bezahlen.

Nur: Das sind sie noch immer nicht. Im Gegenteil: In keinem westeuropäischen Land bezahlen so wenige Menschen an der Kasse mit dem Smartphone wie in Deutschland. Das ging erst kürzlich aus einer Untersuchung des Marktforschers E-Marketer hervor. Nur 11 Prozent der Smartphone-Nutzer bezahlen mit dem Gerät auch an der Ladenkasse. Damit steht Deutschland auf einer Stufe mit Entwicklungsländern wie Albanien, Weißrussland und dem Kosovo.

Opinary Mobiles Bezahlen

Deutschland ist und bleibt ein klassisches Bargeldland - und wird es vermutlich auch in den kommenden Jahren erst einmal bleiben. Ein bisschen Hoffnung macht zumindest eine Studie der Deutschen Bundesbank, der zufolge die Bargeld-Quote 2017 bei Geldtransaktionen erstmals unter die 50-Prozent-Schwelle sank: Nur noch 47,6 Prozent der Zahlungen wurden bar beglichen.

Dennoch: Wenn der Deutsche an der Kasse mit Karte zahlt, dann in der Regel mit der Girocard, besser bekannt als EC-Karte. Sie ist die mit Abstand am häufigsten genutzte Karte. Nur hat Apple diese fatalerweise nicht in seinen Smartphone-Bezahldienst integriert sondern lediglich Kredit- und Debitkarten. Dass die Deutschen für einen Cheesburger oder einen Cappuccino ihre Kreditkarte belasten, ist unwahrscheinlich.

Für einen Durchbruch von Apple Pay sollte der Tech-Konzern also schleunigst die Sparkassen-Kunden mit ins Boot holen. Nur stehen die Vorzeichen dafür aktuell nicht gerade gut. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband hat erst Ende Juli mit der App "Mobiles Bezahlen" einen Alleingang in Sachen Mobile Payment gestartet. Das Angebot ist aber nur für Android-Nutzer verfügbar, weil sich Apple weigert, seine NFC-Schnittstelle dafür freizugeben.

Eine Möglichkeit gibt es für deutsche EC-Kartenliebhaber dann doch noch: Wer den bankenunabhängigen und zum Wirecard-Konzern gehörenden Dienst Boon nutzt, kann dort seine Sparkassen- oder Volksbanken-Konten hinterlegen, automatisch aufladen und anschließend mit Apple Pay bezahlen. ron



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