Giuseppe Rondinella
Microsoft bandelt mit Adblock Plus an

Sinnvoll für den Browser, ärgerlich für die Werbebranche

Der Microsoft-Browser Edge (früher: Internet Explorer) integriert künftig standardmäßig den Werbeblocker Adblock Plus. Für den Tech-Giganten ein sinnvoller Schritt, für die Werbebranche ein Schlag ins Gesicht.
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Die Zeiten, in denen Microsoft mit seinem Internet Explorer den Browsermarkt dominierte sind längst vergangen. Heute sind Googles Chrome- und Mozillas Firefox-Browser bei den Usern weitaus beliebter - vor allem auf mobilen Endgeräten. Das hält Microsoft allerdings nicht davon ab, weiter an seinem Browser, der heute nicht mehr Internet Explorer sondern Edge heißt, zu feilen. Der neueste Clou: eine Partnerschaft mit Adblock Plus.

Microsoft integriert den Werbeblocker der Kölner Firma Eyeo künftig direkt in die mobile Version seines Edge-Browsers, sowohl im Android- als auch im iOS-Betriebsystem. Seit vergangenem Wochenende ist diese Blockfunktion für einige Nutzer verfügbar, bald schon soll sie breiter ausgerollt werden. Heißt konkret: Werbeanzeigen werden im mobilen Edge-Browser konsequent unterdrückt. Ein Add-on ist nicht notwendig. Nutzer müssen den Adblocker allerdings explizit in den Einstellungen aktivieren.

Nun sind mobile Browser-Werbeblocker grundsätzlich nichts Neues, Chrome, Firefox und Safari arbeiten mit ähnlichen Tools. Dennoch gilt die Lösung von Adblock Plus als deutlich aggressiver. Die Mobilversion von Firefox beispielsweise hat lediglich einen "zahmen" Werbeblocker am Start, der nur in privaten Tabs aktiv ist. Gut möglich, dass Microsoft Boden gut machen will zur Konkurrenz und Nutzer für sich zu gewinnen versucht, die sich in besonderem Maße an schlechter und nerviger Onlinewerbung stören. In diesem Sinne: ein sinnvoller Schachzug.

Allerdings ist die Integration von Adblock Plus ein Schlag ins Gesicht der Werbeindustrie, die seit geraumer Zeit einen erbitterten juristischen Kampf gegen die Betreiberfirma Eyeo führt. Zuletzt scheiterte Axel Springer vor dem Bundesgerichtshof. Der I. Senat sieht in dem Angebot von Eyeo eigenen Angaben zufolge keinen unlauteren Wettbewerb und auch keine rechtswidrige aggressive Geschäftspraxis.

Nun muss die Werbebranche wegen der Microsoft-Adblock-Plus-Partnerschaft nicht um ihre Erlöse bangen - immerhin ist Edge auf gerade einmal 5 Millionen Geräten installiert und der Einfluss auf den Gesamtmarkt somit gering. Zum Vergleich: Firefox kommt auf rund 100 Millionen Geräte, Chrome auf über eine Milliarde. Allerdings könnte die von Microsoft gewählte aggressive Variante eine Signalwirkung auf die Wettbewerber haben. Und dann dürfte die Werbeindustrie tatsächlich ins Schwitzen geraten. 
ron



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