Jérôme Cholet und Philipp Dolejsky, McCann Worldgroup
Snapchat

Die sieben Wahrheiten über Memories

Die Einführung der Memories-Funktion, mit der Nutzer ihre Bilder dauerhaft speichern können, ist für Snapchat eine ziemliche Revolution. Auch wenn die Nutzer noch uneins darüber sind, ob sie das Ganze nun gut finden sollen oder nicht: Für Marken bietet das Feature einige Chancen. Jérôme Cholet und Philipp Dolejsky haben das Feature ausprobiert. In ihrem Gastbeitrag erklären die Kommunikations-Experten von McCann, wie man Snapchat Memories überhaupt nutzen kann und welche Vorteile es bietet.
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Snapchat begann einst mit drei unverwechselbaren Grundeigenschaften: erstens löschten sich Snaps innerhalb von 24 Stunden (Flüchtigkeit), zweitens ließ sich Content für die eigene Story nicht vorproduzieren (Spontanität) und drittens sind die Communities kaum nachvollziehbar (Diskretion). Die Snaps, also Fotos und Videos, wurden vertikal mit dem Handy aufgenommen und konnten einzig mit ein paar Filtern und wechselnden Masken verziert werden. Die Flüchtigkeit und Diskretion passten zum Zeitgeist. Die Fotos und Video standen für Authentizität, Spontaneität und Aktualität.

Seit Anfang Juli 2016 gibt Snapchat nun eine der drei Grundeigenschaften auf und ermöglicht es, Inhalte in der App abzuspeichern und abgespeicherte Fotos und Videos egal welchen Ursprungs aus den Aufnahmen des Devices zu verwenden. Die Urteile der Community reichen von "eine langweilige Scheißidee" bis hin zu "Snapchat wird kreativer". Sicher ist: Marken können jetzt für ihre Stories ganz einfach hochwertigen Content vorproduzieren. Solange diese auf den Kanal zugeschnitten, authentisch und kreativ sind, gibt es keine Probleme, denn Flüchtigkeit und Diskretion bleiben bei guter Umsetzung unangetastet.

1. Wie installiere ich Memories?

Snapchat Memories ist das große Feature-Update von Snapchat und seit Anfang des Monats online. Wer automatische Updates verweigert, muss im App Store manuell eines machen. Dann wird die Funktion in der App verfügbar und Snapchat schickt einen privaten Snap. Nach dem Anschauen kann der Nutzer dann Memories aktivieren. In die Rubrik gelangt man unterhalb der Foto/Videotaste.

2. Wie funktioniert Memories?

Memories ermöglicht, Snaps in der App zu speichern und Bilder aus der Galerie des eigenen Devices via Snapchat zu verschicken oder in die Story einzufügen. Bisher konnte man in Europa aufbereiteten Bild-Content nur über nicht ganz legale Drittanbieter-Apps nutzen. Das ist jetzt vorbei, der Snapchat-Kanal der "Bild"-Zeitung hellobild gehört zu den First Movern hier. Wenn der Nutzer allerdings mit der neuen Funktion Bilder aus der Vergangenheit bei Snapchat in seine Story lädt, sind diese mit einem weißen Rahmen und dem Zeitpunkt der Aufnahme gekennzeichnet. Durch die eigene Inhouse-Fotobibliothek bei Snapchat geht auf dem Handy kein Speicherplatz mehr verloren, denn die Cloud speichert die Snaps online. 

3. Wie füge ich Fotos in meine Story ein?

Das Fotomaterial kann durch Memories jetzt live, aus den vorgefertigten Aufnahmen auf dem Endgerät oder aus alten Snaps bezogen werden. Die Funktion ist gleich, man wählt das entsprechende Foto aus und kann dann entscheiden, ob dieses privat oder in der Geschichte gepostet werden soll. Die eigene Story lässt sich also jetzt durch spontane, aktuelle Snaps und den Rückgriff auf gespeicherte, woanders produzierte und bearbeitete Fotos erstellen. Für Videos ist Memories noch nicht aktiviert.

4. Kann ich die Fotos jederzeit wiederbenutzen?

Egal ob aus Memories oder aktuellen Snaps gewonnen, löschen sich die Snaps nach 24 Stunden. Theoretisch kann der User so den gleichen Snap durchgehend posten, hier gibt es keine Beschränkung. Attraktiv macht es den eigenen Account jedoch nicht.

5. Was ist "My Eyes Only"

Mit der Funktion "My Eyes Only" reagiert Snapchat zaghaft auf das allgegenwärtige Diskussionsthema Privatsphäre. Durch das Feature werden Fotos abgespeichert und mit einem Passwort versehen. Erst wenn das Passwort eingegeben wird, können diese Fotos privat verschickt oder in die Story eingebettet werden. Von außen ist jedoch weiterhin nicht nachvollziehbar, wer mit wem interagiert und eine öffentlich sichtbare Fanbase wird es auch weiterhin nicht geben.

6. Welches Potenzial hat Snapchat Memories für Unternehmen?

Aus Marketing-Sicht bieten sich mittlerweile zahlreiche Gelegenheiten, insbesondere die Millenials zu erreichen. Marken können Geofilter kreieren, wie es L’Oréal Paris oder Nike bereits getan haben, Ideen à la Ice-Bucket Challenge anstoßen, wie es Gatorade beim Super Bowl Finale mit dem überwältigendem Erfolg von 160 Millionen Impressions getan hat, und in der Rubrik "Discover" Inhalte anbieten, wie es u.a. Buzzfeed, Cosmopolitan und Vice schon machen. Hier birgt Snapchat ein enormes Potenzial, das kreativ geborgen werden will. Die Infrastrukur von Snapchat für Europa befindet sich im Aufbau, die Preise sind allerdings noch hoch.

7. Was können Marken schon heute kostenlos umsetzen?

Zentral und kostenlos sind derzeit eigene Snapchat-Kanäle von Unternehmen, diese können mit Memories nun viel hochwertiger und geplanter bespielt werden. Zwar fehlen noch umfassende Analytics-Tools, aber First Mover werden - wie die Beispiele Coke und Nike zeigen - derzeit durch Erfolg und weniger durch Daten belohnt. Die Grundeigenschaften der Flüchtigkeit und Diskretion werden mit Memories nicht angetastet, solange niemand auf die Idee kommt, einmal abgespeicherte Inhalte ewig zu wiederholen. Um Spontaneität und Authentizität zu erhalten, müssen die Snaps auf den Kanal und die Zielgruppe angepasst werden. Hier kommt es wirklich auf die Inhalte und ihre kreative Umsetzung an.

Die deutsche Abteilung der McCann Worldgroup kommuniziert auf Snapchat unter mccann_de

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