Im Herbst vergangenen Jahres kopierte Instagram die Story-Funktion von Snapchat - und traf damit bei seinen Nutzern voll ins Schwarze. Mehr als 150 Millionen User verwenden das Feature täglich. Das nächste Copy-and-Paste-Opfer ist bereits ausgemacht: Pinterest. Das findet zumindest Oguz Yilmaz, Geschäftsführer der Agentur Whylder. Die ersten Anzeichen seien bereits zu erkennen, wie Yilmaz in seinem Gastbeitrag für HORIZONT Online erklärt.
Snapchat hat am eigenen Leib gespürt, was es heißt, wenn Instagram gut funktionierende Funktionen kopiert. Und das nicht einmal heimlich. Instagram-CEO Kevin Systrom hatte in einem Techcrunch-Interview öffentlich zugegeben, dass er beim Wettbewerber abgekupfert hat. Was will man dagegen machen? Jedoch sollte man sich auch die Frage stellen: "Warum auch nicht?". Snapchat hat den "Proof of Concept" geliefert, dass die Internetnutzer diese Art der Kommunikation heutzutage mögen und intensiv nutzen - dann macht das Instagram jetzt eben auch. Aber natürlich mit einer stärkeren Durchschlagskraft.
Doch dabei soll es nicht bleiben. Instagram hat sich bereits das nächste Opfer ausgesucht und ich wage mal einen Blick in die Glaskugel: Pinterest ist das nächste Ziel - und der Kopier-Prozess läuft bereits. Pinterest ist eine sehr stark wachsende und innovative Plattform, die vor allem in den USA für den E-Commerce schon extrem wichtig geworden ist. Ständig entdeckt man dort etwas Kreatives und Inspirierendes. Diese Entdeckungen kann man sich als Nutzer anpinnen, in Listen sortieren, für andere freigeben und durch die sehr gut funktionierenden Vorschläge von ähnlichen Pins verweilt man über einen langen Zeitraum in der App.
Pinterest ist schön und geordnet. Vielleicht genau deshalb ein gefundenes Fressen für Instagram.
Aber wieso sollte Instagram Pinterest-Funktionen kopieren wollen beziehungsweise inwiefern sind sie schon dabei?
Instagram hat vor einigen Monaten die Karten-Funktion aus dem Profil geworfen, die alle gemachten Bilder auf einer Weltkarte verortete. Eine so prominente Funktion zu entfernen hat schon einen tieferen Sinn. Auf seinem eigenen Profil sehen Nutzer jetzt stattdessen Inhalte, die "gespeichert" wurden. Dort befinden sich die gespeicherten
Pins… äh eine Art Bookmarks, einfach chronologisch aneinandergereiht. Man kann damit noch nicht viel machen, wenn man jedoch auf eines dieser Bilder klickt, erscheinen darunter weitere Inhalte und man kann weiterscrollen - im Gegensatz zum einzelnen Öffnen der Bildes des persönlichen Feeds.
Auf Instagram sind die gespeicherten Beiträge bis jetzt noch sehr unübersichtlich - wird sich das bald ändern?
Instagram zeigt auch schon direkt bei den Statistiken zu Beiträgen an, wie oft ein Beitrag gespeichert wurde. Die Entwickler wollen sich wohl langsam herantasten und beobachten, wie die Nutzer das Feature annehmen und ob sie es von selbst nutzen.
Der nächste logische Schritt wäre jetzt, dass Nutzer die Bookmarks in Listen sortieren können. Dass man seine eigenen Listen an andere freigeben und man nicht mehr nur Profilen, sondern auch einzelnen Bookmark-Listen folgen kann. So können auch User, die wenig oder keine eigenen Inhalte posten, dafür aber extrem gut fremde Inhalte kuratieren können, Fuß fassen und ihr Talent unter Beweis stellen.
Die Kombination mit den Shooping-Features, die es seit neustem bei Facebook gibt und in den USA bei Instagram derzeit getestet werden, wäre die reinste Goldgrube für die Facebook-Tochter.
Das hat aber wohl nicht die Wichtigkeit, wie das Kopieren von Snapchat-Funktionen und kann deswegen auch langsamer entstehen.
Das langfristige Ziel von Instagram ist meiner Ansicht nach, zur zentralen Anlaufstelle fürs Entdecken neuer Inhalte zu werden. Die Optimierung des Feeds ist bei Facebook und Instagram extrem wichtig und da wäre es auch sinnvoll, wegzukommen vom reinen Folgen von Profilen. Und hin zu Listen, die in die Vertikale gehen.
Ich sehe sie schon vor mir, die Wortspiele: Pintagram oder doch Instarest, was werden die meisten verwenden? Aber wer weiß, vielleicht ist die Speichern-Funktion nur eine Angleichung ans Speichern von Posts bei Facebook und all das hat nichts zu bedeuten. Es bleibt auf jeden Fall spannend.