Robert Andersen, Leo Burnett
Me Convention

Warum es ein neues Tech-Hipster Treffen braucht

Vom 15. bis 17. September findet in Frankfurt die erste me Convention statt. Stellt sich die Frage: Braucht es ein weiteres hyper-lifestyliges Technologie-Festival, wo sich alle Hashtags treffen und sich alle Venn-Diagramme schneiden? Robert Andersen, Executive Creative Director von Leo Burnett Deutschland, beantwortet die Frage ganz klar mit: "Aber sowas von!"
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Vor drei Wochen kam der Anruf. Morgens um 9 Uhr. Zu dieser Uhrzeit erwischt  man die Leute noch, bevor sie in Meetings abtauchen. Ob ich von der Me Convention gehört habe, fragt mich eine charmante männliche Stimme. "Ja, aber ich gehe nicht hin", schieße ich zurück. Zehn Minuten monologisiere ich nun über das Event-Konzept, die Mutterkonferenz SXSW und die involvierten Automarken, bevor die Telefonstimme aufgibt. Der Arme. 


Jetzt das Plädoyer zur Kehrtwende:

Warum nicht mehr über die Vorteile von Acid als Leadership-Droge sprechen (Paul Austin, 15.9.)? Oder wie man die Ökonomie "unfucked" (Philipp Siefer, 17.9.)? Warum nicht die Farben des ersten Cyborgs sehen (Neil Harbisson, 16.9.) oder mit Nadya Peek auf Interfaces herumbeißen (15.9.)? 

Freier Wissensaustausch war ein fester Bestandteil des digitalen Proletariats. Inspiriert von der OpenSource-Bewegung, tauschte man sein frisch erlangtes Know-how mit Konkurrenten auf Meet-ups, Barcamps und Hackathons aus. Man war in der Minderheit und das schweißte zusammen. Heute ist die digitale Welt mehrheitsfähig. Der Diskurs hat sich geändert. Weniger Sci-Fi-Fantasien, mehr Businessmodellierungen.

Konferenzen, wie die dmexco oder die Online Marketing Rockstars, liefern anwendungsorientiertes Best-Practice-Wissen für den digitalen Transformer. Das lässt uns unsere Jobs besser machen. Doch der Diskussion über subscribtion-basierte Verticals, Künstliche Intelligenz und Influencer-Aktivierung fehlt es an gesellschaftlicher Auseinandersetzung. Wir vergeben uns vor lauter Strategie-Meetings die Chance zum Experimentieren. Deshalb schreitet bei aller echten und vorgetäuschten Change-Bereitschaft die digitale Transformation vor allem auf den Powerpoint-Folien von Beratern voran.

Wenn alle auf der Best-Practice-Rutsche schlittern, müssen Kreative die Verantwortung tragen, die digitale Transformation zu gestalten. Dafür braucht es eine Experimentierkultur. Von der Me Convention erhoffe ich mir die Anstiftung dazu. Außerdem gibt's die Chance zum Tanz mit Iggy Azalea. Ich wünsche dem SXSW-Ableger einen guten Start in Frankfurt. 




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