Eine Kampagne, ein Versprechen: Eingangstor Seidengasse. Vielleicht solle es jetzt heissen: "Sanieren, bewusst und mit Kalkül."
Wie heute bekannt wurde, hat die Swiss Prime Site beschlossen, das Jelmoli-Haus an der Zürcher Bahnhofstrasse umzubauen. Die Retailfläche soll dabei reduziert. Im Bereich Obergeschoss sind Büroflächen geplant. Für die "Transformation", die unter neuer Führung erfolgen wird, macht die Jelmoli-Eigentümerin wirtschaftliche Gründe sowie die erfolglose Suche nach einer neuen Betreiberin geltend. Die Wiedereröffnung der rundum erneuerten Liegenschaft ist für Anfang 2027 geplant. CEO Nina Müller verlässt das Unternehmen.
Das traditionsreiche Gebäude in der Zürcher Innenstadt wird ab Anfang 2025 voraussichtlich während zwei Jahren umgebaut. Danach werden in den unteren Geschossen neu gestaltete, hochwertige Retailflächen mit rund 10 000 m2 zur Verfügung stehen, schreibt die Besitzerin in ihrer heutigen Mitteilung. Dafür würden sowohl bestehende Mieter als auch neue Marken und Formate in Frage kommen. Der Umbau stelle sicher, dass das Jelmoli-Haus auch in Zukunft eine der grössten und attraktivsten Einkaufsdestinationen an der Zürcher Bahnhofstrasse bleibe...
Büro- statt Retailflächen
Ein Teil der Obergeschosse werde zu "erstklassigen" Büroflächen transformiert sowie um öffentliche Nutzungen wie Fitness oder Gastronomie ergänzt. Dazu
René Zahnd, CEO Swiss Prime Site: "Mit dem Umbau des Gebäudes passen wir es an die heutigen Marktbedürfnisse an. Dazu gehören neben einem attraktiven Nutzungs- und Flächenmix auch Flexibilität und Mehrparteienfähigkeit. Unser Ziel ist es, das Jelmoli-Haus zu einer einzigartigen Destination und einem offenen städtischen Begegnungsort weiterzuentwickeln." Swiss Prime Site beabsichtige, wie es weiter heisst, über CHF 100 Mio. in das Entwicklungsprojekt zu investieren. Die Wiedereröffnung der rundum erneuerten Liegenschaft ist für Anfang 2027 geplant.
Fehlende Wirtschaftlichkeit
Der Entscheid, das Gebäude umzubauen und zukunftsfähig zu machen, sei nach tiefgreifender und umfassender Analyse gefällt worden, wie die Eigentümerin schreibt . Mit der ausserordentlichen Dynamik des Onlinehandels und des sich ändernden Konsumverhaltens geriet der stationäre Handel verstärkt in Bedrängnis. Dieser Strukturwandel schlug sich, trotz «hoher Investitionen» der Eigentümerin Swiss Prime Site und des «grossen Engagements aller Mitarbeitenden», deutlich in der Wirtschaftlichkeit des Warenhauses Jelmoli nieder.
Erfolglose Suche nach neuer Betreiberin
Vor diesem Hintergrund habe man in den letzten Monaten eine gründliche Marktsondierung durch mit dem Ziel, den operativen Betrieb des Warenhauses in neue Hände zu geben. Die intensiven Gespräche mit zahlreichen möglichen Partnern führten bis heute nicht zum erwünschten Erfolg. Entsprechend habe man entschieden, das Warenhaus Jelmoli ab Ende 2024 an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen und ab 2027 in neuer Form auf dem Markt zu positionieren sowie nicht mehr selbst weiterzubetreiben. Dazu René Zahnd, CEO Swiss Prime Site: "Wir sind uns der Tragweite unseres Entscheids bewusst, haben ihn nach sorgfältiger Prüfung gefällt und kommunizieren ihn frühzeitig. Dadurch erhalten die Mitarbeitenden Zeit für die allfällige berufliche Neuorientierung. Währenddessen werden wir sie professionell begleiten und bestmöglich unterstützen. Kunden können weiterhin mit dem gewohnt hohen Service einkaufen und mit unseren Geschäftspartnern werden wir in einen intensiven Austausch über die zukünftige Zusammenarbeit treten".
Transformationsprozess unter neuer Führung
Nina Müller, CEO von Jelmoli, wird auf eigenen Wunsch hin im Frühjahr oder bis spätestens Ende Juni 2023 die Führung des Warenhauses in neue Hände übergeben. Damit wird Jelmoli auch nicht mehr in der Gruppenleitung von Swiss Prime Site vertreten sein.
Reto Braegger, derzeit Chief Merchandise Officer, wird die Leitung von Jelmoli nahtlos übernehmen.