Reiseziel Metaversum

Mein Weg ins Morrowland von Jung von Matt

Als Avatare im "Morrowland" psoierend: Argun Uysal, Beat Hürlimann Nina Bieli und Robert Iken (v.ln.r.)
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Als Avatare im "Morrowland" psoierend: Argun Uysal, Beat Hürlimann Nina Bieli und Robert Iken (v.ln.r.)
"Alle reden davon, aber niemand weiss wirklich, worum es geht", sagte Dominique von Matt an einer Veranstaltung der Schweizerischen Gesellschaft für Marketing gfm über das Metaversum, dessen globales Marktpotential für 2024 bei 800 Milliarden US-Dollar liegen soll. Diese Aussage hat meine journalistische Neugierde geweckt. Mein Reiseziel Metaversum war besiegelt.
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Dominique Von Matt ist auch Verwaltungsratspräsident von Jung von Matt (JvM) mit Sitz in Zürich. Teil des Jung von Matt-Netzwerks ist die Business Building Boutique Morrow Ventures, die ich heute besuche. Physisch in Zürich, aber auch im Metaverse. Die Crew von Morrow Ventures und Jung von Matt hat eine Web3-Practice lanciert, die Kundinnen und Kunden ins Metaverse begleitet – und das heute auch mit mir tut. Genauer gehts ins "Morrowland", dem Jung von Matt-eigenen Metaverse-Space. "Morrowland" wurde auf der Plattform Spatial gebaut. Spatial ist eine Metaverse-Plattform.

Mehr als nur ein Metaversum

Das bringt uns zum wichtigsten ersten Punkt: Es gibt nicht ein Metaversum, sondern viele, die auf unterschiedlichen Technologien basieren, wie eben Spatial, Decentraland, Sandbox oder Roblox. Von den gängigsten Metaverse-Anbietern gibt es auch mobile Apps. Für meine Reise habe ich mich für die "Anfänger"-Variante von Chrome auf dem Desktop entschieden, die für erste, sturzfreie Gehversuche ausreichend sein sollte. Wer jedoch vollkommen in die virtuelle Welt eintauchen möchte und über die entsprechenden motorischen Fähigkeiten verfügt, der wird eine Virtual-Reality-Brille verwenden, die die physische mit der virtuellen Welt verbindet. Ich merke, es lohnt sich, in verschiedene Metaverse hineinzuschauen und herauszufinden, was einem am besten gefällt und welches Metaverse am besten zur eigenen Marke passt.
Beat Hürlimann im Talk mit Argun Uysal (ganz links), Nina Bieli und Robert Iken (ganz rechts)
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Beat Hürlimann im Talk mit Argun Uysal (ganz links), Nina Bieli und Robert Iken (ganz rechts)
Robert Iken ist Co-Founder und Partner bei Morrow Ventures und Head der Web3 Practice von Jung von Matt. Ich wollte von ihm wissen, wozu das Metaverse für Marken eigentlich gut sein soll. Iken: Die Frage ist wohl weniger, wofür das Metaverse gut sein soll, sondern wie sich eine Marke insgesamt mit dem Thema Web3 befassen kann. Das Web3 kann man quasi als neuste Iteration des Internets verstehen und dazu gehören neben den Metaverses auch Themen wie Blockchain, NFT, DAOs und Kryptowährungen. Um die konkrete Frage nach dem Metaverse zu beantworten, müssen wir aber nochmal kurz versuchen, das Metaverse zu definieren.

Und wie definieren Sie das Metaverse? Iken: Im Wesentlichen ist das Metaverse eine virtuelle Welt, in der Einzelpersonen einen individuellen Avatar annehmen, der es ihnen ermöglicht, in Echtzeit mit der digitalen Umgebung zu interagieren, einschliesslich anderer Benutzerinnen und Benutzer, Communities, Geschäften, Veranstaltungen und Treffen aller Art. So entstehen neue digitale Räume, die die Zeit und die Aufmerksamkeit von Menschen in Anspruch nehmen. Und damit auch neue Chancen für Marken, mit vor allem jüngeren Zielgruppen in Kontakt zu treten.

Und was charakterisiert die Art Kontakt? Iken: Er ist sehr viel unmittelbarer und individueller, als wir das bisher kannten. Und: Technologisch bietet das Metaverse die Möglichkeit immersive Erlebnisse zu schaffen, was natürlich enorme Wirkung entfalten kann.

Das hört sich alles noch sehr theoretisch an. Wie kann ich mein Unternehmen nun also konkret im Metaverse positionieren? Iken: Da gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Als erstes denkt man an virtuelle Stores und Firmenauftritte. Also virtuelle Showsrooms, in denen Kundinnen und Kunden mit der Marke interagieren können. Ein grosser Markt sind virtuelle Güter. Allein 2021 wurden schätzungsweise 100 Milliarden US-Dollar allein auf Spielplattformen für virtuelle Güter ausgegeben. Diese virtuellen Ausgaben bieten Unternehmen eine enorme Chance, echtes Geld mit Waren für virtuelle Welten zu generieren. Weitere Möglichkeiten sind Konfiguratoren für Produkte (zum Beispiel Autos), virtuelle Events und virtuelles Storytelling von Marken – dazu gehört übrigens auch das Schalten von Werbung in der virtuellen Welt.
Robert Iken und Argun Uysal - Uysal ist Venture Architect bei Morrow Ventures und mein zweiter Begleiter -  sprechen im Zusammenhang mit meiner Reise ins Metaverse immer wieder von NFTs. Ich wollte wissen, was es damit auf sich hat. Uysal: Die Abkürzung steht für "non-fungible token" und bezeichnet ein Asset im Web3, das auf Grund der Blockchain-Technologie eindeutig einer Besitzerin oder einem Besitzer zugewiesen werden kann und somit einmalig ist. Diese Innovation eröffnet Marken eine gänzlich neue Welt. Usecases wie etwa Club-Mitgliedschaften, Sammel- und Loyalitätspunkte aber auch Produkte wie digitale Wearables, die man sonst nur aus der physischen Welt kennt, sind auf einmal auch global und jederzeit verfügbar. Marken, die es verstehen, ihre vorhandenen Assets, seien dies Mitgliedschaften, Loyalitätsprogramme oder Objekte wie die Kult-Mütze der damaligen Schweizerischen Kreditanstalt, in die digitale Welt zu transformieren, haben grossen Erfolg. Nicht nur erhalten sie dadurch sehr hohe Reichweiten, sondern sie können dabei auch auf neue Art und Weise ihre Kundinnen und Kunden mit auf eine Reise nehmen. Was vorher via TV oder Web2 jeweils nur in eine Richtung transportiert wurde, entwickelt sich zu einer Community Economy, in der alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer partizipieren.
Beat Hürlimann mit Reisebegleiter Argun Uysal (links) während seines zaghaften Einstiegs ins Morrowland.
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Beat Hürlimann mit Reisebegleiter Argun Uysal (links) während seines zaghaften Einstiegs ins Morrowland.
Konkret, in welchen Bereichen von Branding und Performance, zur Erreichung welcher KPIs, kann ich mir Projekte vorstellen? Iken: Die Kollaboration zwischen RIMOWA (LMVH) und der Web3-Grösse RTFKT (Nike) hat gezeigt, wie es funktionieren kann. Rimowa hat 888 Koffer mit Spezialdesign rausgebracht und diese im Metaverse "Oncyber" verkauft. Besucht man das Metaverse, erlebte man, wie die Koffer in einer Fantasiewelt hergestellt werden. Der Erfolg der Aktion spricht für sich. Die 888 Koffer waren nach wenigen Stunde ausverkauft und 2222 weitere als NFTs. In wenigen Minuten erzielte RIMOWA einen Umsatz von CHF 2.6 Millionen und ein Handelsvolumen von CHF 2.15 Millionen auf der NFT-Handelsplattform Opensea. Was aber viel wichtiger ist als der Umsatz, dass RIMOWA dadurch für eine ganz neue Zielgruppe relevant geworden ist. Die über 1300 Tweets mit dem #RIMOWAxRTFKT zeigen das Engagement der Community und die Reichweite, die das Projekt erzielt hat.
Rumhängen in der Morrowland-Bar
Screenshot
Rumhängen in der Morrowland-Bar
Sie sprechen immer von der Bedeutung der Community. Was unterscheidet die Community von Kundinnen und Kunden, wie wir sie kennen? Uysal: Die Community besteht im Web3 – und das ist der grosse Unterschied – aus Holdern. Also aus Besitzerinnen und Besitzern unterschiedlichster Assets. Diese Holder sind der neue Verbrauchertyp und sind sie sind Botschafterinnen und Botschafter für Marken. Holders identifizieren sich viel stärker mit Marken und verwenden diese, um sich in sozialen Medien, Web3-Plattformen oder in Spielen individuell zu präsentieren.

Und warum sollten Leute wie ich, die darüber berichten und die, die darüber entscheiden müssen, jetzt ins Metaverse aufbrechen? Iken: Das Web3 steckt noch in den Kinderschuhen. Das heisst, es gibt die Möglichkeit, das Metaverse als Pionierin oder Pionier zu besetzen. Dass das funktioniert und das Web3 oder das Metaverse mehr als nur Spielzeuge sind, beweisen immer mehr Marken und Unternehmen. Gleichzeitig muss man aber auch sagen, dass das Metaverse ein erster Schritt ins Web3 ist, aber nicht zwingend für alle der richtige. Eine durchdachte Strategie, in der man klare Ziele und eine Bestandsaufnahme vorhandener Assets und Ressourcen durchführt, zeigt meist früh, welcher Eintritt sinnvoll ist.
Reiseziel Metaversum: Beat Hürlimann mit VR-Brille unterwegs im "Morrowland" von Jung von Matt
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Reiseziel Metaversum: Beat Hürlimann mit VR-Brille unterwegs im "Morrowland" von Jung von Matt
Nun wusste ich, dass es mehrere Metaversen gibt, und ich war erleichtert, als ich erfuhr, dass Besuche auch ohne VR-Brille möglich sind. Aber es gibt noch andere Dinge, die man auf jeden Fall auf seine erste Reise mitnehmen sollte. Ein Wallet etwa.
Beat Hürlimann mit Argun Uysal bei der Erstellung des "Wallets".
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Beat Hürlimann mit Argun Uysal bei der Erstellung des "Wallets".
Argun Uysal dazu: Das Thema Wallet kann verwirren, allein schon wegen der deutschen Übersetzung "Geldbörse". Ein Wallet ist eben mehr als eine Geldbörse. Es kann beispielsweise der Badge fürs Büro enthalten sein, oder die Karte fürs Fitness, Bilder der Familie, der Fahrzeugausweis oder die Identitätskarte. Ein Wallet ist ein sicherer Ablageort, den man mit sich trägt und Sachen reinpackt, die im Web3-Alltag nützlich sind: Geld (Kryptowährungen), Zutritte (NFT Tokens), Briefmarken (NFTs), ein Passfoto (Avatar) oder der Identitätsausweis (Wallet ID). Und wie auch in der physischen Welt, gibt es unterschiedliche Geldbörsen-Anbieter, die sich in ihren Funktionen, der Nutzer:innenfreundlichkeit oder bei der Sicherheit unterscheiden. Für deine Reise ins Metaverse haben wir uns für ein Wallet von Metamask entschieden, da es nicht nur das meist verwendete Wallet ist, sondern auch breit akzeptiert ist.
Robert Iken: "Wer ins Metaverse eintauchen will, sollte einen Avatar haben."
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Robert Iken: "Wer ins Metaverse eintauchen will, sollte einen Avatar haben."
Screenshot Ready Player Me
Nochmal zurück zum Metaverse – brauche ich da nicht einen Avatar? Iken: Genau. Wer ins Metaverse eintauchen will, sollte einen Avatar haben. Ein Avatar ist das Abbild einer Person im virtuellen Raum und kann bei verschiedenen Anbietern, wie beispielsweise ReadyPlayerMe, erstellt werden. Man kann den Avatar entweder mit einem Foto von sich selbst erstellen oder den Avatar selbst nach seinem eigenen Bild gestalten. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Man kann verschiedene Outfits von bekannten Modemarken tragen, die lang ersehnte Frisur ausprobieren oder im Pandakostüm auftreten. Idealerweise nutzt man dabei Avatar-Plattformen, die "app-übergreifend" funktionieren, bei denen man also den selbst erstellten Avatar auf verschiedenen Metaverse-Plattformen nutzen kann.
Argun Uysal erklärt Beat Hürlimann die Erlebnisdimensionen im JvM-Morrowland.
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Argun Uysal erklärt Beat Hürlimann die Erlebnisdimensionen im JvM-Morrowland.
Jetzt habe ich meine Koffer gepackt, die Reise ins Metaverse geplant. Wie könnten erste Schritte nun aussehen? Uysal: Wenn der Koffer erst mal gepackt ist und man mit dem eigenen Avatar unterwegs ist, kann die Reise damit beginnen, die verschiedenen Metaverse-Welten zu entdecken. Als Unternehmen kann die Reise damit beginnen, dass man das eigene Unternehmen zu Themen rund um Web3 weiterbildet. Nina Bieli ist Agency Communication Director von Jung von Matt. Als Teil der Web 3 Practice sorgt sie dafür, das Angebot an eine breite Öffentlichkeit zu bringen. Ich wollte von ihr wissen, wie sie den aktuellen Stand der Diskussionen rund ums Thema einschätzt. Bieli dazu: "Ich schliesse mich Dominique von Matt an: Das Metaverse ist in aller Munde, das konkrete Wissen noch sehr punktuell verteilt. Die 'fear of missing out', die sogenannte FOMO, also das Gefühl, hier etwas Wichtiges zu verpassen, ist gleichzeitig sehr gross. Das führt zum Teil dazu, dass das Aufbauen von Wissen rund ums Thema, zweitrangig behandelt wird und es vor allem darum geht, schnellstmöglich mit der eigenen Marke im Metaverse aufzutreten. Hier setzen wir mit unserer Web3 Practice einen anderen Schwerpunkt: Uns ist das Empowerment der Kundinnen und Kunden wichtig, so dass aus der Unternehmung selbst mitentschieden werden kann, was am meisten Sinn macht."




Über die Web 3 Practice "Reisecrew": Die Web 3 Practice von Jung von Matt ist ein interdisziplinäres Team aus Expert:innen des Jung von Matt Ökosystems, das Kundinnen und Kunden bei Fragen rund ums Web3 berät, weiterbildet und unterstützt. Mehr dazu: https://web3.morrow-dev.com/ 

Die Web 3 Practice von Jung von Matt ist ein interdisziplinäres Team aus Expert:innen des Jung von Matt Ökosystems, das Kundinnen und Kunden bei Fragen rund ums Web3 berät, weiterbildet und unterstützt.
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Die Web 3 Practice von Jung von Matt ist ein interdisziplinäres Team aus Expert:innen des Jung von Matt Ökosystems, das Kundinnen und Kunden bei Fragen rund ums Web3 berät, weiterbildet und unterstützt.

 

 

 










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