Während die Staatsanwaltschaft in Thurgau ermittelt, prüft der
Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Ausstieg aus sämtlichen Verträgen mit Vermarktungspartner Infront. Und die Sponsoren des Verbands? Warten ab. So deutlich wie die
Commerzbank wird derzeit jedenfalls kaum einer. "Zum Abschluss der Vertragslaufzeit (Gesamtlaufzeit 2009 bis 2018) mit der Infront Sports & Media AG haben wir im Rahmen eines umfangreichen internen Audits herausgefunden, dass unsere vertraglich zugesagten Leistungen bezüglich LED-Bandenwerbung bei DFB-Länderspielen nicht voll umfänglich erbracht wurden", erklärt der Finanzdienstleister gestern auf Anfrage von HORIZONT SWISS. Und weiter. "Wir sind im Gespräch mit Infront, um die Minderleistungen zu kompensieren."
Bereits am Wochenende hatten
"Spiegel" und
"Tagesanzeiger" berichtet, dass der Schweizer Vermarktungsspezialist den betroffenen Sponsoren Entschädigungszahlungen anbieten will, laut "Spiegel" "kleinere sechsstellige Summen". Doch ob die reichen, um die Affäre aus der Welt zu schaffen? Die Commerzbank beispielsweise prüft derzeit "auch mögliche notwendige rechtliche Schritte." Soweit ist man bei
Mercedes-Benz, bis Ende des vergangenen Jahres jahrzehntelanger Autopartner des DFB, noch nicht. Hier heißt es, man habe einen Hinweis erhalten "und prüfe derzeit den Sachverhalt". Darüber hinaus will sich der Premiumhersteller nicht äußern. Ähnliches ist von
McDonald's zu hören, ebenfalls bis Ende 2018 Partner des DFB.
Damit stehen die Unternehmen aber nicht alleine. Prüfen und analysieren lautet das Mantra bei nahezu allen aktuellen und ehemaligen Sponsoren, die untereinander in Kontakt stehen, wie zu hören ist. "Man wolle sich nicht öffentlich äußern", heißt es mehrfach auf Anfragen. Hinter vorgehaltener Hand ist allerdings mindestens von Enttäuschung über den jahrelangen Partner die Rede. Bis 2018 hatte der DFB die Vermarktung der Bandenwerbung an Infront vergeben. Hätte man mehr kontrollieren müssen? "Deswegen schließt man ja solche Sponsoringpakete ab. Da vertraut man", sagt einer.
Genau dieses Vertrauen in Infront hat aber gelitten. Zwar ist das Unternehmen, das seit 2015 zur chinesischen
Wanda Group gehört, seit 2019 bei Länderspielen nur noch Technik-Dienstleister. Ein Ausstieg des DFB wäre aber dennoch ein herber Schlag, nicht nur wegen des drohenden Imagesschadens für den Vermarkter. Mit dem Deutschen Fußball-Bund ist Infront noch bis 2022 beim DFB-Pokal verbandelt.