So spät haben wir die neuen Anzeigenpreise noch nie präsentiert: In der Regel waren sie bis zum Nikolaustag beisammen. Nicht so fürs 2017: Die letzten Tarife gingen erst in der Woche vor Weihnachten ein, auch von Grossverlagen! "Das sagt etwas aus über den Zustand unserer Branche", sagt dazu eine erfahrene Verlagsleiterin. "Man ist unsicher, und man rechnet und überlegt bis zuletzt." Immerhin: 181 Tarife der wichtigsten Schweizer Titel und Titelkombinationen konnten wir zusammenstellen – hier finden Sie die Liste der Zeitungen und Gratiszeitungen und hier die Liste der Zeitschriften und Beilagen – und diese ergeben folgendes Bild:
Gemäss der Umfrage von HORIZONT Swiss belassen 162 Titel ihre Preise für eine 1/1 sw-Seite auf bisherigem Niveau. 15 erhöhen den Seitenpreis, 4 senken ihn. Leicht anders sieht es bei den vf-Tarifen aus: Auch hier sind es 19 Titel, die ihre Seitenpreise verändern, aber 12 schlagen auf, sieben senken den Tarif. Anzeigenleiter und Verleger haben bei der Umfrage jeweils Gelegenheit, ihre Preisentscheide zu begründen. Diesmal aber machte nur ein einziger davon Gebrauch. Davon später. Der Einheitspreis zieht weitere Kreise
Einen dritten, auf Ausgleich bedachten Weg wählte das "Liechtensteiner Volksblatt": Es reduziert seinen vf-Seitenpreis um 14.4 Prozent und erhöht den sw-Tarif um 7 Prozent, der Einheitspreis liegt hier also nicht an der oberen Grenze, sondern quasi in der Mitte.
Den deutlichsten Preisaufschlag nimmt jedoch der "Walliser Bote" vor: Im sw-Bereich verlangt er künftig 7,1 Prozent und für eine vf-Seite satte 35,1 Prozent mehr. Weshalb, ist nicht nachvollziehbar. Zwar weist er stark gestiegene Leserzahlen auf, was aber gemäss Wemf primär methodisch bedingt ist. Hinzu kommt: Seine Auflage sinkt seit Jahren. Auch für den 5-Prozent-Aufschlag bei der "RhoneZeitung" sind keine Gründe ersichtlich – ausser dass das Wallis halt ein abgeschiedenes Mengis-Monopol ist.
Ein weiterer Preisaufschlag fällt auf: Die "Liewo", die Gratissonntagszeitung aus dem Verlag Vaduzer Medienhaus AG ("Liechtensteiner Vaterland"), verlangt ab sofort für ihre ganzseitigen Anzeigen +8.1 Prozent mehr. Die Begründung wurde in diesem einen Fall vom Verlag mitgeliefert: "Wir erweitern das Vertriebsgebiet und erhöhen die Auflage um 8.000 Expl. bzw. 20 Prozent auf neu 46.000 Expl. als Sonntagszeitung für die Region. Die Tarifanpassung beträgt moderate 8 Prozent. Davon können die regionalen Werbekunden profitieren."
Die "Schweizer Landliebe" hingegen, die erneut 7,6 Prozent und damit signifikant mehr Leser ausweist, erhöht den Preis vergleichsweise moderat um 3,3 Prozent. Die weiteren Preiserhöher: "BaZ Kompakt" (+1,3 Prozent), "Anzeiger Region Bern" (+1,2%), "Le Nouvelliste" (+0,7 Prozent), "Basler Zeitung" (+0,5 Prozent), "Ostschweiz am Sonntag" (+0,2 Prozent), "Rheinzeitung" (+0,04 Prozent). Versteckte Tariferhöhungen kommen sehr oft vor
Einige Tarif-Spezialitäten
● Den höchsten hier ausgewiesenen TLP 2016 hat erneut "La Côte" mit 331.47 Franken, neu gefolgt von der "Limmattaler Zeitung" mit 285 Franken, "L’Impartial" mit 271.88 Franken und dem "Journal du Jura" mit 271.59 Franken.
● Den tiefsten ausgewiesenen TLP finden sich bei grossen Gratis-Zeitschriften: War letztes Jahr noch das "Migros-Magazin KoMMBi" (d+f) am günstigsten, ist es neu die italienischsprachige Ausgabe von "Vivai" mit 7.67 Franken (allerdings auf der Basis leicht veralteter Leserzahlen), gefolgt von "Vivai" (f) mit 10.70 Franken und "Vivai" (d) mit 12.56 Franken. Erst danach kommt dann das "Migros-Magazin KoMMbi" (d,f) mit 12.75 Franken, das "Migros Magazin" (d) mit 13.23 Franken und das "Kombinazione" (d,f,i) mit 14.03 Franken. Auf Platz sieben befindet sich dann die "CoopZeitung" (d) mit 14.19 Franken.
● Folgende Titel und Kombis haben ihre neuen Tarife trotz Anfrage nicht gemeldet: "Millionenkombi", "Le Courrier", "Automobil Revue". Mit Teuerung und Kostensteigerungen kaum begründbar
Allerdings kam es in diesen neun Jahren auch bei 38 Titeln zu deutlichen Preissenkungen, wenn auch nicht im selben Ausmass wie bei den Preiserhöhungen. So verlangt heute der "Winterthurer Stadtanzeiger" 60,5 Prozent weniger als 2008, "TVvier" wurde 57,9 Prozent billiger, das "Tagblatt der Stadt Zürich" reduzierte seinen Seitenpreis um 45.5 Prozent und der "TV Star" kostet 40,9 Prozent weniger.
Doch für sich allen geben diese Preisreduktionen nur ein ungenaues Bild ab. Aussagekräftiger ist deshalb der Vergleich auf der Ebene TLP. Aus der Umfrage geht nun hervor: 88 Titel weisen heute einen höheren TLP auf als 2008, teilweise massiv höher. Der "Blick am Abend" kosten neu 1000 Leser 113.1 Prozent mehr als vor neun Jahren, beim "Anzeiger Luzern" sind es 112.5 Prozent mehr, bei der "Bilanz" schlugen der TLP um 109.9 Prozent auf. Ebenfalls stark angestiegen ist der TLP der "Basler Zeitung" (+95.2 Prozent), des "NZZ Folio" (+73.6 Prozent), von "Reader’s Digest" (d) (+73.3 Prozent), "Télétop Matin" und "SonntagsBlick" (je +69.9 Prozent), "Weltwoche" (+69 Prozent), "Bilan" (+65 Prozent) und "GuideTV" (+64.3 Prozent).
Ob sich solche Preisaufschläge mit der Teuerung, mit gestiegenen Lohn-, Papier-, Druck- oder Vertriebskosten rechtfertigen, ist zumindest fraglich. Zumal auch deutliche TLP-Abschläge vorkommen, allerdings seltener und weniger ausgeprägt: An der Spitze steht hier der "Anzeiger St. Gallen" (-70.7 Prozent), gefolgt vom "Winterthurer Stadtanzeiger" (-54.7 Prozent), "K-Geld" (-50.5 Prozent), "Glückspost" (-42.2 Prozent), "TV täglich" (-37.7 Prozent) sowie "Annabelle", die ihren TLP seit 2008 um 29 Prozent reduzierte. 13 Titel schätzen den Wert ihrer Leistung übrigens gleich hoch ein wie 2008, weicht doch ihr heutiger TLP maximal +/-3 Prozent von jenem im 2008 ab. knö