"Meine Mutter hatte eine Menge Ärger mit mir, aber ich glaube sie hat es genossen." Mark Twain
Morgen, am 7. April, würde meine Mutter Ihren 105. Geburtstag feiern. Sie ist mit 89 Jahren gestorben, aber sie ist immer noch in unseren Gedanken und in unseren Herzen. Sie war ein Leben lang für uns da, war Köchin von Beruf und Berufung, hat Werners und meine Existenz gesichert und Haltung in jeder Lebenslage vorgelebt. Im Andenken an unsere Mutter nun einen Textauszug von Ihrem Lieblingslied – "S'Guggerzytli". Wem das zu gefühslduselig ist, soll sich schleunigst dem nächsten Thema "Viva la Grischa" zuwenden, das rückt die Welt wieder gerade.
S’Guggerzytli - das Lieblingslied von Hans Mutter
"Nid Gold und Silber muess i ha, um chönne glücklich z'sii, so lang i nu mis Guggerzytli ha, und au mis Gläsli Wii. Und chund mis letschti Stündli dra, so ha-n-i nur diä Bitt’, oh gänd mier au i d'Ewigkeit, mis Guggerzytli mit."
Viva La Grischa!
"Allegra, in Graubünden sind Freizeitangebote ausgesetzt. Gerne inspirieren wir Sie für eine spätere Reise." Diese Message auf der Website von Graubünden Tourismus haben Ueli und ich hautnah am eigenen Leib erfahren. Wir wollten in Roveredo (Kanton Graubünden), aber in unserem Einzugsgebiet – einen Spaziergang machen – natürlich unter Einhaltung aller gebotenen Vorsichtsmassnahmen. Kaum in Roveredo angekommen, Ueli mit TI-Nummernschild, ich mit ZH-Kennzeichen, wurden wir von einem Polizeiauto begleitet. Nach ein paar Kurven, hatten wir auf einem öffentlichen PP parkiert und freuten uns auf einen Spaziergang im wunderschönen Bündnerland.
Daraus wurde nichts, das Polizeiauto – es hatte uns bis an den PP begleitet – hielt in gebührenden Anstand zu den alten Herren an und ein Polizist mit breitem Bündnerdialekt, wollte wissen, was uns umtreibt. Ueli, der Diplomat versuchte ihm zu erklären, dass wir im Tessin leben und keine Touristen sind, lediglich ein wenig in der schönen Natur spazieren wollten. Er blieb mürrisch und knurrig, faselte etwas von Luganesi, die jetzt ins Vale Verzasca reisen und Angst und Schrecken verbreiten und nun die zwei Senioren – in Roveredo, in Graubünden. Der kühle Hinweis von Ueli, dass wir nicht aus Lugano sind, sondern aus dem Bellinzonese, hat ihn nicht milder gestimmt. Er hielt daran fest, dass wir hier nichts zu suchen haben. Basta!!!
Die beiden Graubündner Kultsteinböcke Gian und Giachen
Busse bekamen wir übrigens keine. Wie haben uns dann frustriert und innerlich vor Wut kochend, dazu entschieden, der Staatsmacht nachzugeben und wieder an unseren Ausgangsort zurückzufahren! Ohne grosse Worte – diese Episode hat uns die Sprache verschlagen. Viva La Grischa!
Da Ivo
Woran erkennt man eine gut Bar? Ich weiss es nicht, aber ein Hauptmerkmal ist sicher, dass man(n) nicht in irgendeine Bar geht, sondern zu einer bestimmten Person. In Ascona geht man nicht ins "Mistral", sondern man geht zu Ivo. Ich kenne einige Bars, mit ausgezeichneten Barkeeper und Barkarten. Es sind ausnahmslos angenehme Orte, um dort einen schönen Abend zu verbringen, es hat bärtige Barmenschen mit Glatze, wie es aktuell Mode ist. So weit, so normal. Aber es gibt nur einen Ivo. Ivo öffnet morgens und 10 Uhr. Pünktlich, zuverlässig – man kann die Uhr danach stellen. Punkt 12.30 Uhr ist Schluss. Um 16 Uhr wird wieder geöffnet. 20 Uhr ist Schluss. Täglich, 7 Tage die Woche, 365 Tage im Jahr.
Wenn Ivo Ferien macht, übernimmt sein Sohn Luca, alles ist genau gleich, nur ist er etwas konsequenter mit dem Verscheuchen (von der Bar) der omnipräsenten Katzen und den Rauchern. Die Nachfolge ist also schon gesichert. Ivo ist – und das zeichnet ihn aus – kein typischer Barkeeper. Er ist bestens informiert über das Weltgeschehen, kann wenn er will bei jedem Thema mitreden, er ist diskret, lässt sich nicht durch dicke Geldbeutel oder irgendwelche Titel imponieren, er bildet sich seine eigene Meinung. Er hat aber, auch wenn er es gut versteckt, ein Herz aus Gold und hat stets ein offenes Ohr und wertvolle Tipps, wenn’s mal strub wird.
Kurz: Das "Mistral", Ivo fehlt zur Zeit an allen Ecken und Enden. Nicht nur wegen dem stets "gutgeschöpften" Gin and Tonic und der Atmosphäre, sondern als Treffpunkt für die Ticinesi, die "Gestrandeten" und "Heimatlosen". Es ist Zeit, dass der Mistral wieder mal so richtig bläst, die Viren verscheucht und Ivo seinen einmaligen Treffpunkt und Schmelztiegel wieder eröffnet. Wir freuen uns alle – können es kaum erwarten.
PIEROS IMMAGINI NO. 3
Für leidenschaftliche Heimweh- Tessiner: Rustico mit sonnengegerbtem Holzbalkon, leuchtenden Geranien und pittoreskem Steinschieferdach. Aufnahme: 31. August 2014
Tripolare Skulptur im Zentrum von Brione: War der Bildhauer tritsophen? Oder arbeitete seine Muse als Partnerin eines zersägenden Magiers? Aufnahme: 15. September 2016
Ein Hauch von Monte Verità: Wer würde sie nicht beneiden, die Begnadeten, die sich so ausdrücken können! Mir ist das leider versagt geblieben ... Aufnahme: 19. Juni 2016
Weisheiten für den Dienstag, 7. April
Francis Scott Fitzgerald:
"Der Verzicht auf kritische Urteile enthält eine unendliche Hoffnung."
"In einer realen dunklen Nacht der Seele, ist es immer drei Uhr morgens, Tag für Tag."
Herzlich und a domani. Hans
PS. Mein Buchtipp: "Das gefangene Lächeln". Adolf Muschg. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. dem Hermann Hesse-Preis, dem Grimmelshausen-Preis und dem Büchner-Preis. "Adolf Muschg ist in diesem Werk ein wunderbares Portrait eines Mannes gelungen, der sich von den grossen Idealen, aber auch Nöten seiner Nächsten umstellt sieht." (Klappentext)
Bellinzona Blues No. 18, 7. April 2020
Briefe aus dem Tessin – lettere dal Ticino
André Häfliger
André Häfliger ist der bekannteste Gesellschaftreporter der Schweiz. Der Doyen unter den "Klatschreportern". Sein Adressbuch – man sagt, es umfasst über 1200 Telefonnummern – beinhaltet die Koordinaten von Persönlichkeiten wie Wladimir Putin, Gerhard Schröder, Arnold Schwarzenegger, Ex-Missen, Schauspielern und Wirtschaftskapitänen. Er kennt sie alle – und sie kennen und schätzen ihn. Hier nun seine Hommage an "sein" Ticino – exklusiv für die Leser vom Bellinzona Blues.
Al mio caro Ticino
Carissimi amici in Ticino – o ovunque mi leggiate! Mein langjähriger Freund Hans Hofmann hat mich gerade angerufen, ich möge doch bitte einige Zeilen für seinen Blog "Bellinzona Blues" verfassen. Subito, habe ich mir gedacht, welch eine Freude! Denn solange mein Herz funktioniert, wird es für den schönen Kanton Tessin schlagen. Schliesslich stammt meine cara mamma Graziella, ledig Brentini, aus Biasca. Und weil mein Vater René sich auf eine ganz spezielle Art vor meiner Mutter und dem Tessin verneigen wollte, ist er mit seiner fünfköpfigen Familie für fünf Jahre nach Tenero gezogen. Wie es sich für den Vizedirektor der Papierfabrik (heute leider nur noch als Kamin existierend) gehört, hatte er sein Büro just unter dem Schlafzimmer unserer Wohnung.
André Häfliger mit Nane und Kofi Annan sowie seinem Sekretär (v.l.)
Fünf Jahre Elementarschule durfte ich im schönen Tenero verbringen. Drei Monate Sommerferien, genial! Die ersten zwei Wochen im Herbst hatte man dann erst noch die Wahl: Schule oder im Weingut Matasci Trauben lesen. Dreimal darf man raten, wo Andrea war. Unvergesslich: Die erste Kommunion auf Madonna del Sasso. Herrlich: Die Sommerferien in unserem kleinen Rustico in Campello. Abenteuerlich: Die Ausfahrten mit dem kleinen Motorböötli meines Vaters auf dem idyllischen Lago Maggiore.
Auch wenn ich 9 Olympische Spiele, 15 Europa- und 12 Weltmeisterschaften hinter mir habe (neben 36 Miss-Wahlen und 39 Autosalons), konnte ich mich sportlich nie entscheiden: Weder zwischen dem HC Ambri-Piotta (scusa, Filippo!) noch dem HC Lugano. Und auch nicht zwischen dem FC Lugano und dem FC Luzern. Möge der Bessere gewinnen!
Etwas wollte mir nie richtig in den Kopf: Warum müssen wir Angst haben vor einem Bruch der Staumauer im Verzascatal – und der dort gewonnene Strom geht nach Lugano? Nun, die Mauer hält natürlich. Auch damals bis zum sechsten Schuljahr, zurück in meine Heimatstadt Luzern. Drei Monate lang hatte meine Mutter meinen Vater jeden Freitagabend am Bahnhof von Bellinzona abgeholt und am Montagmorgen wieder dahin gefahren: "Solo se fai il bravo puoi venire con me!"
René Häfliger hatte damals in Luzern eine Schnellbleiche für seine neue Aufgabe, Generalagent der Zürich Versicherung. Schnellbleiche auch für mich, damals nur des Schwiizerdütsch mächtig: Am ersten Schultag in der Leuchtenstadt machte Lehrer Schnyder ein Diktat – und notierte mir 136 Fehler. Wer hätte damals gedacht, dass ich später je vier Jahre Luzerner Tagblatt, Luzerner Neuste Nachrichten, dann 25 Jahre Blick und nun acht Jahre Schweizer Illustrierte als Gesellschaftsreporter tätig werden sollte? Lehrer Schnyder bestimmt nicht!
Doch keine Frage: Die Hälfte meines Herzen habe ich immer im Tessin gelassen. Dank meinem grossartigen Verlagshaus Ringier darf ich auch beruflich mit der Italianità mitica verbunden sein. Historisch – manchmal auch histerisch – bleiben die Miss-Wahlen im Tessin in Erinnerung: Grazie Melanie, grazie Christa! Besonders gerne bringe ich die traditionellen drei Mocca-Yoghurts für Bundesrat Alain Berset ans Locarno Film Festival hoch oben auf den Monte Verità.
Und die schönste Nachricht der letzten Zeit ereilte auch mich aus dem Tessin: Der umsichtige und kreative Festivalpräsident Marco Solari ist von Corona genesen! Wir grüssen gemeinsam unsere Freunde, Sindaco Alain Scherrer und seine Vorgängerin Carla Speziali. Wie einzigartig sind die Begegnungen mit ihnen – zum Beispiel wenn "Hans Dampf in allen Gassen" Rolando Benedick am Festival als Präsident des Donatorenclubs Leopardo in Ascona alljährich Hollywood-Stars ehrt – Weltklasse! Oder wenn mein weitsichtiger CEO Marc Walder am genialen Musikfestival "Moon & Stars" Prominente aus nah und fern empfängt. Unter vielen anderen Tessin-Fan Paola Felix und Sergio Ermotti, einer meiner Lieblingsmanager.
Wahrlich, das schöne Tessin lebt! Meine Gedanken sind bei all jenen, die in diesen schwierigen Tagen leiden müssen und bei all jenen, die in vorbildlicher Manier Tag und Nacht helfen, beistehen und unterstützen. Cari amici, vale la pena! Perchè il bel Ticino ed il bel mondo continueranno a vivere in tuttala sua grandezza e bellezza. Auguri, in bocca al lupo – ci vediamo!
PIEROS IMMAGINI NO. 4
Erstaunlich, wie einem Corona prägt: Sogar beim Betrachten einiger bejahrter Holzpfosten (auf der alten Landepiste) erinnert man sich sofort ans Abstandhalten. Aufnahme: 28. Oktober 2015
Passegiata auf der Piazza. Pittoreske Schattenbilder zeichnen filigrane Formen auf das Pflaster und rufen Erinnerungen wach. Bald wird es wieder so sein! Aufnahme: 1. Dezember 2018
Ricordatevi? Jahrelang hat Penny ihre Gäste im einmalig gelegenen Restaurant mit Blick auf Ascona bewirtet. Und: Auch die Berge scheinen es zu vermissen. Aufnahme: 13. Juli 2016
Zitate für den Mittwoch, 8. April
Truman Capote, US-amerikanischer Schriftsteller, Schauspieler und Drehbuchautor:
"Ehe man den Kopf schüttelt, vergewissere man sich, ob man einen hat."
"Slang ist der durchgescheuerte Hosenboden der Sprache."
Herzlich und a domani. Hans
PS. Mein Buchtipp: "Die Intrige". Theorie und Praxis der Hinterlist. Peter von Matt. "Eine Achterbahn des intellektuellen Vergnügens." Von Matt ist ein Schweizer Schriftsteller und wurde für seine Werke mehrfach ausgezeichnet: Heinrich Mann Preis, Goethepreis der Stadt Frankfurt, Zürcher Festspielpreis.
Bellinzona Blues No. 19, 8. April 2020
Briefe aus dem Tessin – lettere dal Ticino
Mit Jürg L. Steinacher habe ich im Militär (er als ehemaliger Gebirgsschütze, ich als Grenadier) schweizweit die erste Divisionszeitung und dann auch noch die erste, tägliche erscheinende Korpsmanöverzeitung produziert. Er hat jahrzehntelang in Zürich und Orselina gelebt; jetzt hat er Orselina mit Kapstadt ausgetauscht – auch nicht schlecht. Jürg hat internationale Unternehmen (Satellitenkommunikation, Telekoms, Rüstung, Gesellschaftspolitik) in Public Affairs beraten und ist fasziniert, wie sich Pandemiedelegierter Daniel Koch als Kommunikations-Glücksfall entpuppt hat.
Zuerst war da nur ein hagerer Mann, der etwas übernächtigt und reduziert wirkte. Sein Hemd ist vermutlich "bügelfrei" und auch die Krawatte dürfte synthetisch sein. Und er blieb so in all den Tagen, an denen er sich seither anlässlich der manchmal täglich stattfindenden Pressekonferenzen zu Wort melden und nach seinem Statement auch Fragen beantworten durfte. Seine Wortmeldungen waren immer bescheiden zurückhaltend. Seine Antworten an die Journalisten verständnisvoll höflich. Er scheint der perfekte Staatsdiener zu sein; man kann sich auch vorstellen, dass er in seinem Büro an einem Stehpult arbeitet.
Und dann kam schon ziemlich rasch der Tag, da rückten seine Ausführungen ins Zentrum des öffentlichen Interessens und des Fernsehpublikums – weil er mit seinen Worten bei den öffentlichen Auftritten der Regierung unversehens den Ton angab. Und den richtigen Ton anschlug. Nichts von dem martialischen Gehabe, mit dem sein Chef den "Gesundheits-General" gibt. Er wirkt weder gestylt noch gecoacht wie die Regierungsvertreter am Tisch. Und er spricht und antwortet aus dem Stegreif: zurückhaltend, klar, aber dezidiert. Er nestelt und raschelt auch nicht in den Sprechpapieren wie sein Chef Bundesrat Berset, bei dem man immer das Gefühl vermittelt bekommt, dass seine Kommunikations-Spezis die Statements und Spicks vertauscht haben.
Natürlich interessieren primär immer die Entscheide des Bundesrates. Daniel Koch macht sie aber erst plausibel und notwendig. Weil er authentisch, ehrlich, glaubwürdig und damit vertrauenswürdig wirkt. Er strahlt umsichtige und unaufgeregte Kompetenz aus. Ein Mann, der einfach sagt, was Sache ist. Und das gefällt uns in der Schweiz am besten. Eine eindrucksvolle Kommunikations und Expertenleistung!
Drei Fragen
Tessiner Zeitung – Drei Fragen an die Chefredaktorin Marianne Baltisberger:
Die Tessiner Zeitung erscheint seit über 110 Jahren. Gibt es Parallelen zu der heutigen Situation?Die erste TZ wurde im September 1908 publiziert. Soviel ich weiss, steckte die Zeitung während des Zweiten Weltkriegs in Schwierigkeiten und ist damals auch nicht regelmässig erschienen. Auch die Spanische Grippe 1918 mag Auswirkungen aufs Tessin und die Publikationen hier gehabt haben. Was wir aber heute erleben, ist für uns alle, die jetzt in der Redaktion arbeiten, eine neue Situation.
Eigentlich sind wir gewohnt, uns im Grossraumbüro gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Sei es, weil zu oft gehustet, zu laut telefoniert oder überhaupt zu viel gesprochen wird. Jetzt sitzen alle in ihren Heimbüros, sorry Homeoffices, und kommunizieren über irgend welche Videokonferenzen, bei denen der Witz in der Leitung stecken und das Lachen auf dem Bildschirm hängen bleibt. Es fehlt die Spontanität, der rasche Austausch. Klar, die freien Mitarbeitenden halten uns jetzt vor, dass diese Situation für sie nicht neu sei. Dass sie immer schon zum Telefonhörer greifen mussten, wenn sie eine zweite Meinung einholen wollten. Für uns Open Space-Gewohnte bedeutet dies aber Neuland. Kein gemeinsames Kaffeetrinken mehr am Morgen, kein Sandwichtausch in der Mittagspause. Social Distancing kann ganz schön anstrengend sein. Und aufwendig.
Marianne Baltisberger, Chefredaktorin der Tessiner Zeitung,
Was unternimmt ihr, um Eure Leser bei der Stange zu halten und wie erklärt ihr Euren Lesern die Entscheidungen der Tessiner Regierung, die zum Teil nicht konform sind mit der Deutschschweiz?
Noch nie hat ein Thema bei den Leserinnen und Lesern der TZ so hohe Wellen geschlagen, wie das aktuelle Einkaufsverbot für äber 65-Jährige. Das Tessin sei zu einem Polizeistaat geworden, monieren die einen, die Massnahme diene dem Schutz der älteren Generation und sei richtig, applaudieren die anderen. Es hagelt Leserbriefe. Hätten wir uns früher oft über den einen oder anderen Kommentar mehr aus den Reihen der Leserschaft gefreut, so müssen wir nun plötzlich eine Auswahl treffen.
Es ist nicht immer leicht, die Eigenheiten des Tessins zu erklären. Schweizweit schafft es der Kanton nur in die Schlagzeilen, wenn Giuliano Bignasca vom Balkon schiesst, wenn die Bevölkerung über einen Inländervorrang oder das Burkaverbot abstimmt, bei Naturkatastrophen und eben jetzt, wenn hier der erste Corona-Fall der Schweiz bekannt wird. Dann steigen Menschen, wie etwa der Kantonsarzt Giorgio Merlani plötzlich zu nationalen Sympathieträgern auf, weil sie die Lage auf der Gotthardsüdseite in perfektem Schweizerdeutsch erklären können. Die TZ versucht, Hintergründe zu beleuchten, Zusammenhänge aufzuzeigen und Befindlichkeiten zu erklären. Dazu gehört auch, dass nicht alle im Tessin Deutsch verstehen bzw. sprechen.
Gibt es eine positive Nachricht für meine Leser? Erscheint z.B. Die Tessiner Zeitung bald täglich?
Die TZ hat in ihren fast 112 Bestehungsjahren schon so manchen Sturm überstanden. Als Nischenprodukt kann sie – obwohl hauptsächlich auf Print ausgerichtet – im Moment im Inseratemarkt noch bestehen. Ausserdem hat sie treue Abonnentinnen und Abonnenten. Seit diesem Jahr kann die Zeitung auch als E-Paper gelesen werden. Das ist bereits eine kleine Revolution und ein erster Schritt in die Zukunft. Denn in absehbarer Zeit wird sich auch die "alte Dame" mit Online auseinandersetzen müssen. Dann sollte es auch möglich sein, Entscheidungen der Kantonsregierung, die jeweils nach TZ-Redaktionsschluss am Donnerstagmittag (vor Feiertagen am Mittwochmittag) zeitnah zu veröffentlichen. Siehe das Beispiel der Lockerung des Einkaufsverbots für über 65-Jährige von dieser Woche, die zwei Stunden nachdem die letzte TZ aus der Druckmaschine gelaufen war, mitgeteilt wurde.
PIEROS IMMAGINI NO. 5
Tessinerpflaster hat mich stets fasziniert, auf der Piazza Grande in Locarno, in zahlreichen Dörfern oder hier am See bei Ascona. Es wirkt so unerschütterlich und trotzig. Aufnahme: 3. Januar 2019
Dialektik in Reinkultur: Chaos pur bei I Rigattieri in Verscio, wo sich Kunst und Kitsch aus der ganzen Welt stumm anstarrt und auf antiquitätsaffines Publikum wartet. Aufnahme: 22. April 2019
Offenbar hat es die Dame im Ge dränge von Verscio nicht mehr ausgehalten und ist getürmt, an den See, wo sie sich ihren Gedanken in aller Ruhe hingeben kann. Aufnahme: 31. Januar 2019
Zitate für den Donnerstag, 9. April
John Dos Passos, Schriftsteller:
"Die Menschen suchen sich ihre Karriere nicht aus, sie werden von ihr verschlungen."
"Individualität ist gelebte Freiheit."
Herzlich und a domani. HansPS. Mein Buchtipp: "Manhattan Transfer". John Dos Passos. US-amerikanischer Schriftsteller. Dieser Roman stellte John Dos Passos schlagartig in die erste Reihe der grossen literarischen Revolutionäre des 20. Jahrhunderts. Der Ruhm dieses kühnen Buches ist bis heute unverblasst. (Klappentext). Rowohlt Taschenbuch Verlag.
www.rowohlt.de
Schlusspunkt
Zwischenstopp im Kanton Uri. Kurz vor dem Gotthardtunnel – südwärts – wurde ich heute auf einen improvisierten Parkplatz gewunken. Welch ein Unterschied zu unserem téte à téte mit dem "Büffel" in Roveredo. Ich wurde schwungvoll auf einen Parkplatz eingewiesen, es waren ca. 12 Gesetzeshüter anwesend. Ein Polizist, er hat sich zuerst mit Namen und Dienstrang vorgestellt und hat sich sehr höflich erkundigt, wohin ich fahre. Eine ziemlich rhetorische Frage, da es so kurz vor dem Tunnel nur eine Antwort gibt: Ins Tessin.
Wer ins Tessin will, muss das lesen
Ich habe ihm dann erklärt, dass ich in Bellinzona wohne – und welche Enttäuschung, er wollte weder einen Ausweis noch sonst einen Beleg, dass das wirklich stimmt. Dabei war ich bestens vorbereitet, Mietvertrag und Steuererklärung lagen griffbereit auf dem Beifahrersitz. Im Ernst: Ein Riesenkompliment an die Urner Polizei. Sie waren höflich, nett und überzeugend – wenn ich eine Rose (Bachelor Hans) zur Hand gehabt hätte, ich hätte sie verschenkt. Die Pflichtlektüre für Tessinreisende habe ich als Abschiedsgeschenk auch noch in Empfang genommen.
Bellinzona Blues No. 20, 9. April, 2020
Brief aus Mallorca – lettera da MallorcaDr. Christian König hat sein Leben der Kommunikation gewidmet, was uns verbindet und auch zusammengebracht hat. Mit 18 organisierte er seine erste internationale Pressekonferenz in Interlaken (Freddy Quinn als Taufpate des Roverschiffs "Lord Baden Powell" auf dem Brienzersee), wurde nach dem Studium der erste Pressechef der HSG und wechselte dann in die Agenturszene, der er von 1979 bis heute treu geblieben ist. Er lebt mit seiner Lebenspartnerin immer häufiger auf Mallorca, allerdings normalerweise freiwilllig.
Aus einer anderen Welt
Dieser Ärger über Roveredo, aber Hans und Ueli. Auf den Balearen gab es schon 7000 geahndete Verstösse gegen die Ausfahrtsperre, auch Inhaftierungen. Wenn ich auf Mallorca Glas entsorgen gehe, wie gestern, werde ich auf dem Heimweg von der Guardia Civil aufgehalten: Woher? Wohin? Wozu? Die Streife ist das einzige Fahrzeug weit und breit. Auf Spanisch oder Mallorquin muss ich mich rechtfertigen – wenn nicht, geht's auf den Posten zum Kollegen, der Englisch spricht. Nur das nicht. Ich habe Glück, und sie verabschieden sich mit einem versöhnlichen "Vale, vale".Wir haben jetzt drei Wochen strikten Hausarrest hinter uns, weitere drei stehen bevor. Kein Spazieren, kein Wandern, kein Joggen, kein Biken, kein Golf sowieso, einfach NICHTS ausser Haus, ausser Einkaufen, und das nur eine Person aufs Mal. Mein Fitnesscoach hat schon die vierte Übungsserie geschickt, dazu kommt der Parcours rund ums Haus, mit vielen Hin und Hers, Rekord ist 4:28:14.
Christian König
Jacqueline stutzt die Lavendel, ich schneide die Hecken (Ersatz-Akku kommt innert drei Tagen, vom Festland! Post aus der Schweiz bis zu drei Wochen, immer über Madrid). Manolo, der sonst vielbeschäftigte Nachbar, ist auch am Heckenschneiden, endlich sehen wir uns wieder. Er winkt: "Mi casa, Su casa!" Aber so ist es eben gerade nicht. Jetzt, wo wir Zeit hätten, müssen wir uns aus dem Weg gehen. Die Spanier, mit ihrer Familien- und Freundeskultur, trifft die Ausgangssperre besonders hart. Eine Wohnung ist hier normalerweise das Basislager für den Ausgang, wirklich wohnen will da niemand. Die Zufriedensten waren noch die Bauarbeiter, solange sie arbeiten durften, ist aber auch längst vorbei. Der Flughafen hat 99 Prozent weniger Passagiere als im Vorjahr. Es gibt noch zwei Flüge pro Tag nach Madrid, Code-sharing von acht Gesellschaften.
Zuerst nahmen es alle sportlich. Allmählich meldet sich Apathie. Zu Beginn des Ausnahmezustands waren Einkaufswagen noch verpönt, niemand wollte als Hamsterkäufer dastehen. Jetzt bittet die Policia Local die Wartenden darum, doch bitte mehr aufs Mal einzukaufen und dafür seltener zu kommen. Bargeld will niemand, die Kartenlimiten wurden erhöht, damit man keine Pins eingeben muss. Und bitte nur im nächstgelegenen Eroski einkaufen, sonst: siehe Anfang.
Es fehlt Bewegung, ganz klar, aber langweilig wird es nicht. Zwangsläufig steigt der Medienkonsum, und als Kommunikationsmensch interessiert natürlich neben dem Inhalt auch die Entwicklung der Formate, bis hin zum CORONA AKTUELL BRENNPUNKT EXTRA SPEZIAL von Oliver Welke in der Heute-Show. Man schaut auch in den Norden, hat ja Satellit UND Apple TV, Redundanz ist das Thema jeder Krise. Oder eben Verknappung. Aber diese hat die Medien noch nicht erreicht.
Palma am ersten Tag des Ausgehverbotes
Und dann die private Kommunikation! Selten so lange E-Mails gelesen (und geschrieben), selten so lange Telefonate geführt. In einem früheren Bellinzona Blues wird auf den Unterschied zwischen "Social distancing" und "Physical distancing" hingewiesen: Wir müssen diesen Unterschied gar nicht machen, die Freunde sind physisch unerreichbar, auch auf den Balearen selber. Das Internet scheint es leistungsmässig zu schaffen, und wenn es langsamer wird, ist dies weniger Signal, Telegram, Threema, Zoom, Skype oder gar WhatsApp zuzuschreiben, sondern eher Netflix.
Natürlich bietet Corona selber täglich neuen Gesprächsstoff, aber irgendwann möchte man doch das Thema wechseln. Dieselben Bücher lesen? Zusammen Serien schauen? Der Trend läuft anders. Die Fokussierung auf uns selber, die uns aufgedrängt wird, erfährt ihre Fortsetzung in der Familie. Man pflegt seine individuellen Präferenzen und Pflichten und trifft sich rituell zum täglichen Austausch beim Apéro und Essen. Meditation ist nicht mehr nötig, der ganze Tag ist eine einzige Auseinandersetzung mit sich selber. Und gerade wenn wir dann endlich im Reinen sind mit uns selbst, wird wieder die soziale Öffnung kommen. Oh my God.
Mallorca heute
Eben ruft mich mein Installateur an, deutscher Ingenieur und Unternehmer, lebt auf Mallorca. Sein Business ist gestoppt, er darf nur Notfälle erledigen. Er hat aber natürlich eine Reihe normaler Projekte am Laufen. Also fährt er heute zu einem normalen Kunden und wird unterwegs prompt von der Polizei aufgehalten.
Er: "Ich bin zu einem Notfall gerufen. Ein Kunde hat kein Warmwasser."
Polizei: "OK, wir kommen mit."
Im Haus des Kunden angekommen, läuft einer der Polizisten direkt auf das Lavabo zu und dreht den Warmwasserhahn auf: es kommt wunderbar warmes Wasser.
Sagt der Kunde geistesgegenwärtig: "Was? Es geht wieder?"
Die Landschaft von Mallorca
Darauf die Polizei zum Installateur: "Wir protokollieren das. Und wenn sie nochmals so etwas machen: die Höhe der Busse beträgt bis zu 25.000 Euro."
Wir haben uns entschieden, unser Bauprojekt vorerst zurückzustellen.
Spruch für den Freitag, 10. April
Gertrude Stein, amerikanische Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin:
"Wenn du das Paradies erträgst, dann komm nach Mallorca", soll Gertrude Stein zu Robert Graves gesagt haben.
Herzliche Grüsse aus Bellinzona. HansPS. Mein Buchtipp: "Geschichten aus dem anderen Mallorca". Robert Graves. Graves war ein berühmter britischer Schriftsteller und Dichter, der jahrelang in Mallorca lebte und 1885 in Deià auf Mallorca verstorben ist. Verlag:
reise-know-how.de
Bellinzona Blues No. 21, 10. April 2020
Briefe aus dem Tessin – lettere dal TicinoJürg Bachmann arbeitet für Goldbach und ist Präsident des Verbandes Schweizer Privatradios (VSP). Dank Elektronik pendelt er zwischen Zürich und Locarno und ist oft in seiner alten Heimat Milano. Der folgende Text stammt von ihm:
Jürg Bachmann
Schon vor einem Monat, als Reisen in den Süden noch nicht rechenschaftspflichtig waren, habe ich mein Home-Office von Zürich nach Locarno Monti verlegt. Hier kann ich die selbstauferlegte Isolation besser einhalten als in Zürich. Von da schaue ich fast als Aussenstehender zu, was rundherum im Tessin passiert. Nun, wir sind gesund, das Wetter ist schön, die Temperaturen steigen und der Blick von meinem Arbeitsplatz aus ist inspirierend.
Wie die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen sitze ich stundenlang an Telefonkonferenzen, Hangouts und Zoom-Meetings. Klappt ganz gut. Die elektronisch erzeugte Nähe zu vertrauten Stimmen und Gesichtern bei physischer Distanz erlebe ich als etwas Neues und durchaus Spannendes. Was mir aber auf die Dauer fehlen würde, ist das lockere Gespräch vor und nach den Sitzungen. Auch für komplizenhafte, nonverbale Kommunikation untereinander lassen E-Meetings gar keinen Raum. Viele Sitzungen mutieren vom Event zum Abarbeiten von Agenden. Darum freue ich mich darauf, wenn wir wieder im gleichen Raum sitzen werden und uns nicht nur durch die Kamera in die Augen schauen.
Trotz schönem Umfeld droht kaum Ferienstimmung. Die Schliessung der Schweiz trifft die Medien hart. Die Redaktionen liefern Höchstleistungen. Aber die Einnahmen sind von einer Stunde auf die andere dramatisch weggebrochen. Und die bundesrätliche Anerkennung der demokratierelevanten Print- und elektronischen Medien beschränkt sich auf schöne Worte. Konkrete Unterstützung sieht der magistrale Masterplan bis jetzt keine vor. Jeder Medienunternehmer und allen Kolleginnen und Kollegen mobilisieren derzeit alle kreativen Kräfte für die Bewältigung der Krise und der Zukunft. Eine Riesenleistung unserer Branche!
Neben all den vielen virtuellen Begegnungen, habe ich meine Freude am Journalismus wiederentdeckt. Ich schreibe und führe für
www.seniorweb.ch Interviews mit vielen interessanten Personen auf, was anregend ist und mich zu vielen anderen Themen bringt. In Locarno sind viele Menschen mit Masken unterwegs. Das legendäre Tessiner Vermummungsverbot scheint aufgehoben. So bekommt man von den wenigsten Leute etwas mit. Und sie von mir auch nicht.
Locarno ist ohnehin seltsam jetzt, fast eine Geisterstadt. Vertraut sind Häuser, Strassen und Plätze, aber die Menschen huschen nur verstohlen durch die Bögen. Kaffees und Restaurants sind geschlossen, Stühle und Tische weggesperrt oder eng festgezurrt. Wo Moon & Stars und das Filmfestival die Piazza möblieren, ist jetzt nur Leere.
Etwas schwierig finde ich den zuweilen abweisenden Tonfall, mit dem einige Tessiner jetzt Deutschschweizern begegnen. Dass es töricht wäre, ausgerechnet in diesen Tagen ins Tessin zu fahren, hat da und dort des Gotthard jeder verstanden. Aber, cari amici ticinesi, es gibt ein Leben nach Corona. Und dann sind wir hier wieder froh um Deutschschweizer Präsenz und ihre Moneten. Ist man sozusagen einheimisch, sind aber auch im Tessin viele kleine Geschäfte und Weinkellereien zuvorkommend bis liebenswürdig. Sie liefern nach Hause, was man braucht. Und gute Geister gibt es auch. So versichere ich allen Leserinnen und Lesern im Tessin und in der Deutschschweiz: Ich bin versorgt, es geht mir gut. Aber ich freue mich schon sehr darauf, bis wir uns wieder kräftig die Hand schütteln!
Dr. Icecream
Heute am Karfreitag war schon sehr früh Tagwache. Unser altbekannter Freund Eolo hat mich eingeladen, ihm bei der geheimnisumwobenen Produktion seiner Gelati über die Schulter zu gucken. Die Produktionsstätte ist ca. 12 m2 gross und blitzsauber. Auch Eolo präsentiert sich im blütenweissen Outfit. Er trägt ein Oberteil aus weissem Stoff, akkurat gebügelt und gestärkt.
Eolo beim Eismachen
Er wirkt mit seinen 1.60 m und dem ernsten, professionellen Gehabe respektgebietend – ein richtiger "Gelatiere". Seit heute weiss ich, warum er sich Dr. Icecream nennt – unübersehbar am schwarzen Brett bei der Eingangstüre hängt, unter Glas, sein Fähigkeitsausweis als "Confettiere – Pasticciere – Gelatiere". Das Diplom verrät mir auch, dass Eolo eigentlich Edoardo Gamboni heisst und ein 67er Jahrgang ist. Im Herzen aber ist er ein 68er, ein ewiger Rebell und Nonkonformist. Seine Helden haben allesamt einen Ehrenplatz an der Wand in der winzig kleinen Gelateria: Bob Marley, Mahatma Gandhi, Nelson Mandela und natürlich "il Dottore" Valentino Rossi.
Was mir auch ins Auge sticht, ist ein schön gerahmtes Zitat von John Ruskin: "Es ist unklug viel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zu wenig zu bezahlen. Wenn Sie zu viel Eolo bezahlen, verlieren Sie etwas Geld, das ist alles. Wenn Sie dagegen zu wenig bezahlen, verlieren sie manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann. Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten."
Ja, ja, der Eolo. Er ist nicht nur Dr. Icecream, sondern auch ein Philosoph und instinktsicherer Marketingmann, der genau weiss, wie man einen anständigen Preis rechtfertigt. Cool!#ZZHeute Morgen produziert Eolo eine kleine, exklusive Anzahl "JamDar". Für Laien: Das Wort setzt sich aus Jam für Jamaica und Dar für Daro zusammen. Daro ist der Ortsteil von Bellinzona, wo wir leben. JamDar sind Gelati, die vor allem eines enthalten: Alkohol – feinster Grappa Nostrana. Grappa Nostrana wird aus Uva Americana hergestellt. In der Deutschschweiz unter dem unappetitlichen Namen "Chatzeseicherli" bekannt. Natürlich kommt auch noch etwas Vanilleglace dazu und Weintrauben, die drei Jahre lang im Grappa geschwommen sind und nun volltrunken darauf warten im Vanille-Eis zu schwelgen. Damit der Grappa Nostrana so richtig zur Geltung kommt, platziertDr. Icecream am Boden des Bechers ein Bisquit – Pan di Spagna genannt. "Spanisches Brot". Das wird mit reichlich Grappa ertränkt, dann kommt das Vanille-Eis in den Becher – "selber produziert alles 100 Prozent Bio" – vermischt mit den Grappa-Weintrauben. Danach ab in den Eisschrank. Finito! Heute um punkt 12 Uhr kann ich das Meisterwerk degustieren. Ich zähle die Sekunden!
PIEROS IMMAGINI NO. 6
Für alle, die über Ostern zuhause geblieben sind, mögen unsere heutigen Bilder ein wenig Trost spenden: Blick von den Brissagoinseln nach Ronco. Wir kommen wieder! Aufnahme: 12. September 2016
Für Coronageschädigte ein Gefühl, das man jetzt so sehr vermisst: Weite und Horizont. Hebt ab auf der Piste und schwingt Euch in Gedanken hin- auf ins Land der Fantasie ... Aufnahme: 18. Oktober 2017
Es sind die lieb gewonnenen Orte, die man am meisten vermisst! Freuen wir uns auf den Tag, an welchem wir uns alle bei Mauro zurückerinnern an den Alptraum 2020. Aufnahme: 28. Juli 2017
Weisheit für Ostersamstag, den 11. April
Wilhelm Busch, einer der einflussreichsten Dichter und Zeichner Deutschlands: "Es ist das Osterfest alljährlich für den Hasen sehr beschwerlich."
Herzliche Grüsse. Hans
PS. Mein Buchtipp: "Die fromme Helene". Wilhelm Busch. Eine Bildgeschichte, die satirisch religiöse Heuchelei und zwielichtige Bürgermoral auf die Schippe nimmt.
www.diogenes.chPSS. Ein Nachtrag zum Bellinzona Blues No. 16. Meine Patrizia hat sich durchgesetzt und gut argumentiert: Die Busse aus Ascona wurde annulliert. Es gibt sie also doch noch – die Beamten, die vernünftigen Argumenten aufgeschlossen sind und über ihren Schatten springen – nicht auf dem (Amts)-Schimmel! Grazie mille Ascona!
(Fortsetzung folgt)
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