Sie haben das Unternehmen Keyfacts von der seit 2016 insolventen Unister Holding beziehungsweise deren Insolvenzverwalter gekauft. Keyfacts war zuletzt mit Steuerforderungen des Finanzamts Leipzig konfrontiert, die von dieser Muttergesellschaft stammten. Müssen Sie jetzt auch noch mit dem langen Arm der Finanzbehörden rechnen?
Nein, sonst hätten wir das nicht gemacht. Da gab es einen clean Cut. Das war echt kompliziert. Durch den Insolvenzplan sind wir aber jetzt von allen Altlasten befreit und können uns voll auf die Zukunft konzentrieren.
Wenn Sie eine Dependance in Tschechien oder der Slowakei haben, da sprechen ja viele hervorragend deutsch. Werden Sie von dort nach Deutschland oder Österreich telefonieren lassen?
Nein. Die deutschsprachigen Kunden betreuen wir aus Wien oder Leipzig, die tschechischen Kunden aus Prag, die bulgarischen Kunden aus Bulgarien. Je nachdem, wo wir ein Office haben.
Sie führen in Österreich nicht nur das Talk-Online-Panel, sondern auch ein Fullservice-Institut. Für welche anderen Dienstleistungen wollen Sie Kunden in Deutschland gewinnen?
Stimmt, das Talk-Online-Panel ist nur ein Standbein. Wir haben MindTake als Fullservice-Agentur und wir haben einen IT-Dienstleister, die Wiener Digital Manufaktur. Die Firmen agieren operativ unabhängig voneinander. Mit dem IT-Dienstleister haben wir in Österreich begonnen einen Marktforschungs-App-Store zu entwickeln. Dieser läuft unter dem Namen „Reppublika“ und bietet aktuell vor allem Apps für die Bereiche Mediaplanung, Werbeerfolgskontrolle und zum Messen digitaler Reichweiten. Wir werden sicher versuchen, diese Lösungen auch in Deutschland anzubieten. Wir hätten das auch ohne den Kauf von Keyfacts für dieses Jahr auf der Agenda gehabt. Es geht also in die Richtung Automatisierung in der Marktforschung. Aber bei allen Instrumenten sind die Panels immer die Datenbasis. Deshalb ist es für uns wichtig den Zugriff auf eigene Panels zu haben.
Wie schätzen Sie denn den Online Panelmarkt ein? Mir erscheinen die Angebote sehr homogen. Wodurch differenzieren sich die Online Panel von Talk und Keyfacts?
In Summe über alle Länder haben wir 500.000 aktive Panelteilnehmer. Worauf wir Wert legen, ist lokales Know-how und das Thema Service ist uns extrem wichtig. Wir streben möglichst langfristige Kundenbeziehungen an, damit wir wissen, worauf diese Wert legen und wir versuchen ihnen so viel wie möglich Arbeit abzunehmen. Die Mitarbeiter von uns sind ausgebildet, können mit den grundlegenden Begriffen der Marktforschung umgehen. Das macht meiner Meinung nach die Zusammenarbeit mit Instituten leichter.
Ulrike Preiss, die bisherige Geschäftsführerin, wird Keyfacts verlassen und Sie werden die Geschäftsführung übernehmen? Wie sind Sie überhaupt zusammengekommen?
Wir hatten den Plan, ein Office in Deutschland zu öffnen und stärker in unsere Panel zu investieren. Der Kauf von Keyfacts hat uns das organische Wachstum erspart und uns ermöglicht schneller ein größeres deutsches Panel zu bekommen. Frau Preiss wird den ganzen Übergang begleiten und uns alle Kunden übergeben. Wir arbeiten sehr gut zusammen.