Der Medienwissenschaftler stellt eine kanadische Studie aus dem Jahr 2016 dar und behauptet, „dass diese Studie sich als eine Parabel auf den Weltinnenraum der Kommunikation lesen lasse – vor allem in Zeiten der Vernetzung“. Um heraufzufinden, wieso es bei Menschen im Flugzeug oft zu einem sogenannten „Air Rage“, also einem Wutanfall in der Luft, kommt, haben zwei kanadische Wissenschaftlicher rund eine Millionen Flüge untersucht. Das Ergebnis: Wut entsteht durch den unmittelbaren Vergleich – denn Menschen, die sich durch die engen Flugzeuggänge in die zweite Klasse quetschen, müssen dafür erstmal an Champagner-trinkenden Passagieren in bequemen Sesseln vorbei. Pörksen ist der Meinung: „Wenn wir Wahrnehmungen unmittelbar miteinander vergleichen können, dann sorgt das für eine veränderte Stimmungslage.“
Der Medienwissenschaftler erläutert seine Theorie mit Hilfe von drei Trend-Diagnosen. Erstens: Es gebe eine fünfte Gewalt, die Gewalt der vernetzten Vielen.
„Früher war es das Publikum. Heute ist das Publikum die neue Macht“
so Pörksen.
Zweitens: Die neuen Medien haben eine neue Geschwindigkeit gesetzt und diese setzt auch die alten Medien unter Druck. Der Konflikt zwischen Geschwindigkeit und Richtigkeit wächst – und dies obwohl Richtigkeit gerade jetzt in der Pandemie so relevant ist, meint Pörksen. Drittens: Durch die Doppelbindungen der Pandemie und Digitalisierung erleben wir neue Formen der Vergemeinschaftung. Der Professor ist der Meinung, Gesellschaften würden sich vom Prinzip der Kollektivität zum Prinzip der Konnektivität umstellen. Der Unterschied: in Kollektiven, wie Unternehmen oder Instituten, herrschen strenge Innen- und Außengrenzen, Hierarchien und nur eine gemäßigte Individualität wird akzeptiert. Konnektivität erklärt der Wissenschaftler mit dem Beispiel „Hashtag“: Es gibt ein grobes gemeinsames Thema, jedoch kann sich jeder mit seiner eigenen Geschichte unter diesem Hashtag mit einer Gruppe verbinden. Und genau hier liegt das Attraktivitätsgeheimnis, so Pörksen: „Es ist die Gleichzeitigkeit von Gemeinschaftserfahrung und Individualität.“
Pörksen ist der Meinung, die Gesellschaft müsse lernen mit dieser Öffnung des Kommunikationsraumes umzugehen. Für diese „Bewusstseinsschulung“, wie der Medienwissenschaftler sie nennt, gebe es drei Ebenen. Erstens: Das Bühnenbewusstsein. Pörksen erklärt dies mit seinem eigenen, an Immanuel Kant angelehnten Zitat: „Handle stets so, dass dir die öffentlichen Effekte deines Handelns langfristig vertretbar erscheinen.“ Menschen müssten demnach also ein Gespür für das potenzielle Großpublikum entwickeln und Kontexte mitbedenken. Zweitens: Das Balancebewusstsein. Laut dem Medienwissenschaftler, gebe es eine Bedürfnisanpassung. Die Sehnsucht nach Entspannung und Achtsamkeit steigt – und dies ließe sich auch im Sinne der Geschäftsentwicklung nutzen. Drittens: Das Transformationsbewusstsein. Hierbei gehe es darum, ein Gespür für die Macht der Veränderung zu entwickeln und zu hinterfragen: Wie funktioniert eigentlich diese digitale Revolution?
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