Daniel Kahneman beschreibt in seinem Buch „Thinking, Fast and Slow“ wie der Autopilot in unserem Gehirn, das sogenannte System 1, 95 Prozent aller täglichen Entscheidungen trifft. Das langsamere, Dinge durchdenkende und logischere System 2 übernimmt bloß in 5 Prozent der Entscheidungen die Verantwortung. Und die Systeme von Kahneman lassen auch für Ärzte keine Ausnahme zu. Leitende Oberärzte, Professoren, die erfahrensten Praxisinhaber greifen genauso wie ihre Patienten auf das schnelle, emotionale, stereotypisierende System 1 zurück. Keine Frage, das hochtrainierte Gehirn der Fachleute kann die guten Gründe für eine Verordnung nachträglich formulieren: „Die stetige Abwägung des erwarteten Nutzens und des Risikoprofils des Medikamentes“, „Die Kosten im Vergleich zu den Alternativen“, „Es gibt keinen typischen Patienten für ein bestimmtes Präparat – es wird das Beste für jeden Patienten ausgewählt“. Die wahren Gründe für eine Verordnung bleiben jedoch im Verborgenen und können nicht beschrieben werden, da sie für den Handelnden nicht im vollen Umfang erschließbar sind.
Die Erfahrung des K&A Psychodramas zeigt seit 1989, wie erfolgreiche Botschaften im Zeitalter des Information-Overloads bei den Ärzten ankommen, indem sie den Entscheidungskontext aufgreifen. Dabei wird Etliches deutlich: Etwa der Wunsch, den aktiven, Verantwortung tragenden Patienten mit einer innovativen Therapie zu belohnen. Oder der Unwille mancher Ärzte ewige Diskussionen etwa über Impfmüdigkeit zu führen. Sie geben dem Arzt die Möglichkeit, sich mit seiner Therapieauswahl sicher zu fühlen „Ich will für längere Zeit mehrere Therapie-Pfeile im Köcher haben“, „Ich will nicht, dass die Frau des Patienten zu mir kommt und sagt, dass der Mann an den kardialen Nebenwirkungen der Therapie gescheitert ist.“
Die Betonung der höheren Krankheit-Inzidenz (= in deinem Umfeld sind viele betroffen und schön ist es nicht) stellte eine effektivere Option dar, die Diskussion voranzutreiben.
Im Rahmen der Nachbesprechung -werden kurze, knackigen Argumente aufgegriffen, mit welchen der Arzt den Patienten überzeugen kann und somit seinem Verständnis der Arztrolle etwas näher kommt.
Andererseits steht der Arzt jungen Patienten gegenüber, die dem Arzt viel abverlangen. Sie kommen in Begleitung der Mutter in die Praxis, bestehen mit 25 Jahren auf einem großen Check-Up, weil sie „gefährliche Symptome“ im Web nachgelesen haben. Die Sehnsucht nach den Erfolgserlebnissen wird durch die skizzierten Generationenveränderungen noch wichtiger. Hier wird der Arzt einen Support benötigen, der über Folder und Outcome orientierte Statistiken hinausgeht. Denn am Ende will der Arzt ein gutes Gewissen haben, dass das, was er tut, sinnvoll ist und bei Dritten Anerkennung findet!
K&A Psychodrama ist ein eingetragenes Warenzeichen.