In Österreich gibt es zwischen Jung und Alt einige gravierende
Auffassungsunterschiede darüber, was in der Politik unbedingt zu tun oder zu ändern
ist. Am augenfälligsten klaffen die Ansichten zwischen der jüngsten Generation
(Personen unter 25 Jahren) und der Seniorengruppe (Österreicher ab 50)
erwartungsgemäß im Hinblick auf die Duldung von Sex und Pornographie
auseinander. Aber auch in der Beurteilung der Geburtenarmut, der Stellung zur
Kirche, der europäischen Integration und einer Reihe von anderen Dingen besteht,
wie aus einer aktuellen IMAS-Umfrage hervorgeht, eine recht geringe
Übereinstimmung.
Alles in allem hält die Bevölkerung fünf Zielsetzungen für absolut vordringlich,
nämlich: Sicherung der Pensionen, härtere Strafen für Verbrechen, bessere
Betreuung alter und pflegebedürftiger Menschen, Eindämmung des Zustroms von
Asylanten und vermehrte Sauberkeit in der Politik. Einen sehr hohen Stellenwert
haben überdies ein intensiverer Klimaschutz, eine verbesserte Ausbildung für junge
Menschen, die Bewahrung der österreichischen Lebensart sowie die
Gleichberechtigung der Frauen.
Bereits den Prozentsummen aller Nennungen ist zu entnehmen, dass die diversen
Zielsetzungen in den Altersgruppen unterschiedliche Gewichte aufweisen.
Generalisierend lässt sich sagen, dass die Forderungen von Personen unterhalb von
25 Jahren entgegen landläufiger Meinung eine deutlich schmälere Bandbreite
aufweisen und zumeist weniger massiv vertreten werden als in den mittleren und
älteren Generationen.
Hält man Nachschau, wie die Antworten der beiden extremsten Altersgruppen von
den Durchschnittsangaben der Bevölkerung abweichen, so stellt man fest, dass die
Angehörigen der jungen Generation auf sechs Zielsetzungen einen deutlich größeren
Wert legen, als die Masse der Österreicher. Überdurchschnittlich stark gewünscht
wird von den Jungen eine Verminderung des kirchlichen Einflusses, die Abschaffung
des Bundesheeres, vermehrte Anstrengungen für den Zusammenschluss Europas,
verbessertes Ausbildungs- und Schulwesen, Verwirklichung einer multikulturellen
Gesellschaft, aber auch eine erhöhte Leistungs- und Aufstiegsbereitschaft.
Aufschlussreich für das politische Befinden einer Gruppe ist aber nicht nur, was sie
für gut und wünschenswert hält, sondern auch das, worauf sie einen vergleichsweise
geringeren Wert legt, als das Gros der Österreicher. In den IMAS-Daten lassen sich
mindestens neun politische Bewusstseinsbereiche nachweisen, in denen sich die
unter 25jährigen Personen in einem gewissen Widerspruch mit dem Denken der
Bevölkerungsmehrheit befinden.
Erheblich weniger als die übrige Bevölkerung unterstreichen die Angehörigen der
jungen Generation die Notwendigkeit, die österreichische Lebensart zu erhalten,
aber auch Maßnahmen zur Bekämpfung der Geburtenarmut. Merklich schwächer ist
das Bedürfnis der Jungen überdies nach Widerstand gegen die Prädominanz der
EU, nach Bekämpfung von Sex- und Pornodarstellungen, langfristiger
Pensionssicherung, verbesserter Altenbetreuung, härterer Bestrafung von
Verbrechen, mehr politischer Sauberkeit und nach Schutz des freien
Unternehmertums.
Unterdurchschnittlich ist bei den Jungen nicht zuletzt das Verlangen nach
Maßnahmen gegen die Überfremdung, außerdem nach Sicherstellung des
wirtschaftlichen Aufschwungs, verbessertem Gesundheitswesen sowie verbessertem
Klimaschutz. Die Problemsicht der Alten
Kennzeichnend für das Denken der über 50jährigen Österreicher ist, dass diese
Altersgruppe den diversen politischen Zielsetzungen weit eher das Merkmal der
Notwendigkeit, als der Verzichtbarkeit zuordnet. Ganz besonders wichtig erscheinen
den Senioren die Bekämpfung von Sex und Porno in den Medien, eine bessere
Altenbetreuung, die Bewahrung der österreichischen Lebensart, allerdings auch die
dem sozialistischem Denken konforme Kontrolle der Wirtschaft durch den Staat.
Stärkere Akzente als der Bevölkerungsdurchschnitt setzen die Senioren überdies auf
die Eindämmung des Zustroms von Ausländern, auf Maßnahmen gegen die
Geburtenarmut, politische Sauberkeit und verbesserte Sozialgesetze.
Vergleichsweise weniger Geschmack als das Gros der Bevölkerung verspüren die
bejahrten Österreicher an verstärkten Anstrengungen zur Europäischen Integration,
einer Verminderung des Einflusses der Kirche oder der Verwirklichung einer
multikulturellen Gesellschaft.