Bevor das Europäische Kartellamt die beabsichtigte Übernahme von GfK durch NIQ (NielsenIQ) genehmigen wird, müssen die Beteiligten noch eine dicke Kröte schlucken: Dringend empfohlen wird der Verkauf des weltweit tätigen Consumer Panel der GfK. Dies erfuhr planung&analyse exklusiv.
Was dem Deal zwischen GfK und NIQ das I-Tüpfelchen aufgesetzt hätte, stößt den Wettbewerbsbehörden in Brüssel unangenehm auf: Das Panelgeschäft von GfK und NIQ würde sich einfach zu gut ergänzen: FMCG und Nonfood, Handelsdaten und die Stimme der Verbraucher. Die Behörde sieht nach Konsultation von Kunden sowie Konkurrenten offenbar den Wettbewerb in Gefahr.
In den Informationen für Vereinsmitglieder des NIM und Mitarbeitende von NIQ und GfK, die planung&analyse vorliegen, heißt es, dass die EU-Kommission deutlich gemacht habe, dass "der Verkauf des globalen Consumer Panel-Geschäfts von GfK an einen unabhängigen Dritten möglicherweise ... die einzige Lösung sein könnte". Die Beteiligten hatten diese Überschneidung schon gesehen und vorsorglich eine Entflechtung vorgeschlagen: NIQ wollte seine Consumer Panel in Deutschland und Italien an IRI abgeben (
planung&analyse hatte damals berichtet). Diese Lösung wurde aber wohl nicht als ausreichend angesehen. Die Brüsseler befürchten, dass die Panel zu einem „closed shop“ werden und Konkurrenten vom Zugriff ausgeschlossen werden.
Was tun? „Nach gründlicher Abwägung aller Optionen und trotz der unerwünschten Folgen“ haben sich alle Parteien - sowohl GfK und NIQ als auch die Eigentümer NIM, KKR und Advent - laut dem internen Briefing dazu entschieden, der EU-Kommission diese Lösung anzubieten und das Consumer Panel der GfK zu veräußern, "um den Zusammenschluss der beiden Unternehmen voranzutreiben", heißt es in dem Papier. Denn trotz dieser erheblichen Hürden, die die EU-Behörde hier aufgestellt hat, wollen alle Beteiligten an der geplanten Fusion festhalten.
Das Consumer Panel Geschäft von GfK ist ein weltweites, sehr altes, autarkes und profitables Asset. Rund 1000 Mitarbeitende sind hier beschäftigt, alleine 200 in Nürnberg. Nach einem Käufer für dieses Filetstück werden die beteiligten Player nicht lange suchen müssen. Sowohl strategische Investoren als auch Finanzinvestoren könnten Interesse zeigen und man habe auch schon potenzielle Käufer identifiziert.
Auf die Genehmigung der beabsichtigten Übernahme muss also noch eine Weile gewartet werden. Wenn NIQ/GfK fusionieren, werden sie dennoch Consumer- und Handelspanel vereinigen können, denn auch NIQ ist in dem Geschäftsfeld tätig und dem Wettbewerb würde ein neuer Player hinzugefügt. Das ist ja mal eine gute Nachricht. Ob die Kunden das auch so sehen, wird sich zeigen.