Capterra-Studie

Achtung Baustelle: Gleichstellung am Arbeitsplatz

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Obwohl 56 Prozent der deutschen Abiturienten weiblich sind und vorbildlich eine akademische Karriere starten, scheint die Frauenquote später im Arbeitsleben zurückzufallen. Die Ergebnisse einer Befragung von Capterra zeigen, dass es bis zur „Gleichstellung in der Arbeitswelt“ noch ein weiter Weg ist.
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Die Software-Bewertungsplattform Capterra wollte wissen, welche Unterschiede Frauen und Männer in der Arbeitswelt erleben und welchen Herausforderungen Frauen im Arbeitsleben gegenüberstehen. Es wurden 994 Menschen zwischen 18 bis 65 Jahren befragt, die vollzeit- und teilzeitbeschäftigt oder in Elternzeit arbeiten - 515 Frauen und 479 Männer.

Highlights der Studie:
  • 46 Prozent der Frauen fühlen sich unwohl, nach einer Beförderung zu fragen.
  • 42 Prozent der Teilnehmenden finden, dass Frauen in Führungsrollen unterrepräsentiert sind
  • 71 Prozent der Frauen berichten von Schwierigkeiten, zwischen Familie und Beruf zu wählen
  • 46 Prozent der Frauen hatten Sorge um ihren Arbeitsplatz, als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhren

Frauen sind in Führungspositionen unterrepräsentiert. Das ist eigentlich ein alter Hut. Interessant ist aber zu sehen, dass Frauen und Männer sich in dieser Einschätzung einig sind. 43 Prozent der Frauen stimmen der Aussage zu, bei den Männern sind es 42 Prozent. Ein möglicher Grund ist die Vereinbarkeit von Familie und Karriere: 25 Prozent der Frauen geben dies als Grund an, 71 Prozent der Frauen denken, dass es für einige (43 Prozent) oder viele (28 Prozent) Frauen schwierig ist, Karriere und Familie zu vereinbaren.
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Beunruhigend ist, dass 46 Prozent der Frauen Sorge um ihren Arbeitsplatz hatten, als sie von ihrer Schwangerschaft erfahren haben. Davon hatten sogar 20 Prozent große Sorge. Bei der Frage nach den Gründen für ungleiche Bezahlung kommt heraus, dass 46 Prozent der Frauen angeben, sich dabei unwohl zu fühlen, nach einer Beförderung zu fragen. Im Gegensatz dazu fühlen sich nur 24 Prozent der Männer dabei unwohl. Dies könnte einer der Hauptgründe sein, warum die männlichen Teilnehmer unserer Studie öfter eine Beförderung erhalten: 59 Prozent der Männer geben an, in ihrem aktuellen Job eine Beförderung erhalten zu haben. Im Gegensatz dazu wurden 42 Prozent der Frauen befördert.
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Verhandlungssache

Der Achte Senat des Bundesarbeitsgerichts (BAG) entschied im Februar, dass Arbeitgeber Verdienstunterschiede von Frauen und Männern nicht mit deren unterschiedlichem Verhandlungsgeschick begründen könnten (8 AZR 450/21). Eine Frau aus Sachsen hatte geklagt, da ein männlicher Kollege mit dem gleichen Job deutlich mehr verdiente. Der Arbeitgeber argumentierte, dieser habe besser verhandelt. Das ließ das Gericht nicht gelten.


34 Prozent der befragten Frauen arbeiten in Teilzeit. Bei den Männern liegt diese Zahl lediglich bei acht Prozent (92 Prozent arbeiten in Vollzeit). Auch dies könnte ein Grund dafür sein, dass sich Frauen unwohler dabei fühlen, um eine Beförderung zu bitten. Weiterhin ist ein Viertel der Frauen der Meinung, dass sie aufgrund ihres Geschlechts Vorurteile bei Beförderungen erlebt haben.
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Elternsein als Risiko im Job

Weiterhin stimmen 40 Prozent der Frauen der folgenden Aussage zu ihrem Elternsein zu: „Ich werde bei Projekten häufiger ausgelassen, weil die anderen Teammitglieder annehmen, dass ich schon zu beschäftigt bin.“ Das Auslassen aus Projekten erschwert es Frauen mit Kindern zusätzlich, sich unter Beweis zu stellen und eine Beförderung oder Führungsposition anzustreben.

60 Prozent aller Befragten leiden zu einem gewissen Grad an chronischem Stress am Arbeitsplatz. Die Angaben der Frauen und Männer unterscheiden sich dabei nicht sehr. Jedoch fühlen sich 87 Prozent der Männer generell wohl dabei, für ihre psychische Gesundheit (das mentale Wohlbefinden) einzustehen und bei ihren Vorgesetzten anzusprechen, während sich 13 Prozent unwohl dabei fühlen. Unter den Frauen fühlen sich nur 72 Prozent wohl (etwas, größtenteils oder sehr wohl).
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Richtige Richtung
Frauen verdienen bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie pro Stunde durch­schnittlich sieben Prozent weniger als Männer, teilt das Statistische Bundesamt mit. Unbereinigt liegt der Unterschied bei 18 Prozent – 2006 waren es noch 23 Prozent. In Ostdeutschland ist der unbereinigte Gender Pay Gap mit sieben Prozent deutlich kleiner als im Westen mit 19 Prozent.

Familienaufgaben ungleich verteilt

Die Aufgabenteilung in der Familie wird von Männern und Frauen unterschiedlich wahrgenommen. Aus Sicht der Frauen wird ein Großteil der täglichen Aufgaben meist von ihnen erledigt. Beispielsweise gaben 26 Prozent der Frauen an, die Kinder immer ins Bett zu bringen, verglichen mit nur sieben Prozent der Männer. Andererseits gaben 50 Prozent der Männer an, dass sie die Aufgabe gleichermaßen mit ihrem Partner teilen, während dies nur 40 Prozent der Frauen bestätigen.

Dieser Unterschied wird noch größer, wenn es um Hausarbeiten geht: 52 Prozent der Männer fanden, dass die Aufgabe gleichermaßen mit ihren Partnerinnen geteilt wurde. Allerdings stimmen nur 30 Prozent der Frauen zu, dass die Aufgaben gerecht verteilt werden. 32 Prozent gaben an, dass sie die Haushaltsarbeit immer selbst erledigen.

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